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Neues Reglement: Belastungsprobe für die Crewchiefs

Pramac-Crewchief Daniele Romagnoli gibt einen Einblick, wie schwierig es für die Teams ist, auf die Änderungen bei den Reifen und bei der Elektronik zu reagieren

(Motorsport-Total.com) - Der Testwinter 2015/2016 ist verglichen mit den vergangenen Wintern besonders wichtig für die Fahrer und Teams. Betrieb man in den vergangenen Jahren lediglich Feinschliff an der Hardware, so stehen in diesem Jahr grobe Änderungen auf dem Plan, die vor allem die Ingenieure unter Druck setzen. Die Einheits-Software, Reifen mit einem anderen Format und einer anderen Charakteristik sowie Detailänderungen, wie mehr Sprit für die etablierten Hersteller, fordern Anpassungen.

Titel-Bild zur News: Michelin

Der Wechsel zu Michelin beschert einigen Ingenieuren Kopfzerbrechen Zoom

"Es ist das erste Mal, dass wir mehrere Regeländerungen in einem Zug haben. In der Vergangenheit gab wechselnde Reifenhersteller und den Übergang zu den Einheitsreifen", blickt Pramac-Crewchief Daniele Romagnoli zurück. Gegenüber 'Crash.net' berichtet der routinierte Experte, der in der Vergangenheit schon mit Michelin-Reifen arbeite: "Ich habe Erfahrungen, doch die Reifen jetzt sind nicht mit denen von damals zu vergleichen. Sie sind nicht wie damals 16,5 Zoll groß sondern haben einen Durchmesser von 17 Zoll. Die Charakteristik der Reifen ist aber ziemlich ähnlich wie damals."

Nach dem Saisonfinale 2015 folgte der Nachsaisontest in Valencia, bei dem die Teams erstmals offiziell mit den Michelin-Reifen gezeitete Runden fuhren. "Für die Fahrer ist es am wichtigsten, die Reifen kennenzulernen. Sie haben sich an den anderen Hersteller gewöhnt", betont Romagnoli, der Danilo Petrucci zu Beginn Zeit lassen wollte, die Reifen zu verstehen.

"Man sollte sich natürlich immer auf einen Bereich konzentrieren. Beim ersten Test in Valencia verwendeten wir die 2015er-Werkselektronik. Wir konnten dadurch diesen Bereich ausblenden. Wir stellten das Setup ein, von dem wir dachten, es sei das beste Basissetup für die GP15. Danach montierten wir die Reifen und spulten Kilometer ab", erinnert sich der Crewchief.

Danilo Petrucci

Pramac-Ducati-Pilot Danilo Petrucci mit Crewchief Daniele Romagnoli Zoom

"Am zweiten Tag verwendeten wir die 2016er-Elektronik. Basierend auf den Feedbacks des Fahrers haben wir sie eingestellt", so Romagnoli. Verglichen mit anderen Teams gab es Pramac eine weitere Variable. Das Team wechselte nach dem Saisonfinale von der Ducati GP14.2 auf die GP15 - ein komplett anderes Modell.

"Liegt es an den Reifen? Oder am Motorrad?", war die Frage. "Meine Erfahrung hilft dabei, die Situation besser zu beurteilen. Dadurch ist es einfacher, den richtigen Weg einzuschlagen", erklärt Romagnoli, der die Leistungsfähigkeit der Elektronik kritisch sieht: "Natürlich ist die Elektronik ein Schritt zurück. Die Performance ist nicht mehr so gut. Die Elektronik greift weniger ein und arbeitet etwas gröber", beschreibt der ehemalige Crewchief von Cal Crutchlow.

Valentino Rossi bezeichnete den Wechsel als einen Sprung in das Jahr 2008. "Ich stimme Vale zu", bemerkt Romagnoli und analysiert: "Für einige Motorräder ist die Anpassung schwieriger. Ich bin gespannt, welcher Hersteller und welches Team die beste Elektronikabstimmung haben werden. Es könnte zu Beginn Überraschungen geben."


Fotos: MotoGP-Test in Sepang


"Zu Beginn sind die Leute bestimmt unzufrieden, weil die Software nicht wie vorher arbeitet. Man kann nicht so mit dem Motorrad umgehen wie vorher. Ich denke aber, dass es übers Jahr besser wird und es Updates geben wird. Die Software sollte näher an das Gewohnte herankommen, dürfte aber nicht den Stand von 2015 erreichen", prophezeit Romagnoli, der sich sicher ist, dass die MotoGP auf dem Gebiet der Elektronik nicht im Jahre 2008 hängen bleibt: "Wir sollten ein paar Jahre überspringen."