• 07.02.2016 09:58

  • von Sebastian Fränzschky & David Emmett

Ducati: Stoner bedauert den Weggang vom Carbon-Rahmen

Seitenhieb gegen Valentino Rossis Entwicklungsrichtung bei Ducati: Casey Stoner schwärmt vom Potenzial des Carbon-Chassis und erinnert sich an die Saison 2009

(Motorsport-Total.com) - Die Charakteristik der Ducati Desmosedici hat sich über die Jahre stark verändert. Beim Debüt in der Saison 2003 blieb Ducati dem Stahl-Gitterrohrrahmen treu, mit dem man in der Superbike-WM von WM-Titel zu WM-Titel fuhr. Von Beginn an war die Ducati stets ein schwer zu zähmendes und oft unruhiges Motorrad, das durch die brachiale Leistung des V4-Motors überzeugte und viel von den Piloten abverlangte.

Titel-Bild zur News: Valentino Rossi, Daniel Pedrosa, Casey Stoner, Jorge Lorenzo

Hatte Ducati in der Saison 2009 tatsächlich das beste Motorrad im Feld? Zoom

Später entschied sich Ducati dazu, die Desmosedici mit einem Carbon-Chassis auszustatten und erschwerte den Piloten die Arbeit weiter. Die Abstimmung der Ducati war knifflig, lediglich Casey Stoner mischte mit der Desmosedici an der Spitze mit. Die anderen Ducati-Piloten fuhren meist hinterher und wirkten gefrustet. Die Liste der gescheiterten Piloten ist lang: Marco Melandri, Sete Gibernau, Carlos Checa und später auch Valentino Rossi mühten sich vergeblich mit der Ducati ab.

In der Rossi-Ära wurde das Konzept der Desmosedici grundlegend verändert. Rossis Crew war überzeugt, dass die Bridgestone-Einheitsreifen und das Carbon-Chassis nicht miteinander harmonieren und baten Ducati, ein Aluchassis zu entwickeln, was die Traditionalisten verärgerte. Die ausbleibenden Erfolge taten ihr Übriges dazu. Ende 2012 verließ Rossi den italienischen Hersteller und hinterließ großes Chaos, das erst in der Saison 2014 durch die Verpflichtung von Luigi Dall'Igna beseitigt werden konnte.

Nach wie vor ist Casey Stoner der letzte Fahrer, der mit einer Ducati ein MotoGP-Rennen gewinnen konnte. Die Rückkehr zum Team sorgt bei den Ducatisti für großen Jubel. Offen ist, ob der Australier die Italiener wieder zu Siegen verhelfen kann und welche Rolle er dabei genau spielt. Bisher schließt er Renneinsätze aus, doch beim Test in Sepang blitzte das große Talent des zweimaligen Weltmeisters wieder durch und lässt hoffen.


Fotos: Ducati, MotoGP-Test in Sepang


Stoner schwärmt vom Carbon-Chassis

Stoner erinnert sich gern an die Desmosedicis mit Carbon-Chassis zurück und bedauert, dass man das Konzept nicht weiter verfolgt hat. Auch wenn er die GP15 mit Alu-Chassis mag, wäre ihm das alte Konzept lieber. "Es ist schwierig, die Motorräder zu vergleichen. Ich würde aber behaupten, dass es einen guten Grund gibt, warum wir weiterhin die Carbon-Schwinge verwenden", bemerkt er.

Nach dem Gewinn der Meisterschaft in der Saison 2007 ging es für Stoner und Ducati stetig bergab. Nach zehn Siegen im WM-Jahr folgten 2008 nur noch sechs Siege. 2009 gewann Stoner vier Rennen und 2010 nur noch drei. Doch Stoner ist überzeugt, dass die Statistik nur die halbe Wahrheit erzählt. Besonders in der Saison 2009, in der er WM-Vierter wurde, hätte er sich und Ducati den Titel zugetraut.

Casey Stoner

Casey Stoner ist kein Befürworter von Valentino Rossis Arbeit bei Ducati Zoom

"Ich bin überzeugt, dass wir in der Saison 2009 das beste Motorrad hatten. Unglücklicherweise konnte ich nicht die komplette Saison bestreiten", blickt Stoner zurück, der aus gesundheitlichen Gründen drei Rennen ausließ und damit keine Rolle im Kampf um den Titel spielte. "Ab dem Katalonien-Grand-Prix war das Motorrad unglaublich gut. Abgesehen von meinem Fehler beim Saisonfinale hätten wir ab dem Portugal-Grand-Prix jedes Rennen gewinnen müssen."

Seitenhieb gegen Rossis Entwicklungsrichtung

"Das Motorrad war wirklich beeindruckend. Und damals verwendeten wir den Carbon-Rahmen. Das Potenzial war riesig, doch die Abstimmung war manchmal etwas schwierig. Nachdem ich Ducati verließ, wurde das Konzept ziemlich schnell über den Haufen geworfen. Ich denke, da wurde sehr viel Potenzial verschenkt", verweist Stoner auf die Entscheidungen von Rossi und dessen Crew an.

Mit dem Wechsel vom Carbon-Chassis zum Alumiumium-Profilrahmen kann sich Stoner dennoch anfreunden: "Wir suchen nach einer Lösung, die auf eine Saison gesehen am besten funktioniert. Ein Motorrad mit Aluminium-Chassis vermittelt mehr Gefühl und ist unterm Strich schneller", fasst der Ducati-Testfahrer zusammen.