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Jerez-Test: Macht Honda den gleichen Fehler wie 2014/2015?

In der Honda-Rennabteilung rauchen die Köpfe: Marc Marquez und Dani Pedrosa sind sich nach wie vor unsicher, ob der 2016er-Motor die Probleme löst

(Motorsport-Total.com) - Die aggressive Charakteristik des Honda-Motors warf die beiden HRC-Werkspiloten und die zwei Satelliten-Piloten von LCR und Marc VDS in der Saison 2015 zurück. Im Winter 2014/2015 wählte HRC die falsche Motorspezifikation aus und konnte durch das eingefrorene Reglement im Laufe der Saison nicht mehr zurückrudern. Diesen Fehler möchte Honda im Winter 2015/2016 nicht wiederholen. Zum Nachsaisontest in Valencia brachten die Japaner den 2016er-Motor.

Titel-Bild zur News: Marc Marquez

2016er-Motor: HRC-Pilot Marc Marquez wünscht sich ein konstanteres Fahrgefühl Zoom

Doch die vielen Variablen erschwerten es den Honda-Werkspiloten, den Charakter des neuen Aggregats genau zu beurteilen. Vor allem durch die neue Einheitselektronik wurden die Testergebnisse verfälscht. Die neuen Michelin-Reifen taten ihr Übriges dazu. Im Vergleich zu den Bridgestone-Pneus glänzen die Michelin-Reifen mit hervorragender Traktion, doch das Gefühl für das Vorderrad ist schlecht.

Honda entschied sich dazu, einen dreitägigen Test in Jerez anzuhängen, um vor dem Testverbot im Winter weitere Erfahrungen zu sammeln. Marquez konzentrierte sich am zweiten Tag auf den 2016er-Motor. "Der 2015er-Motor war bei höheren Drehzahlen aggressiv. Nun haben wir mehr Kraft im unteren Drehzahlbereich, doch wir verstehen den Drehmomentverlauf nach wie vor nicht", rätselt der Spanier.

2016er-Motor: Zu aggressiv und zu unkonstant

"Es scheint, als ob der Motor bei niedrigen Drehzahlen aggressiv ist und dann verglichen mit dem 2015er-Motor sanfter reagiert", grübelt Marquez. "Mit frischen Reifen kann man sich darauf einstellen. Doch das Drehmoment ist beim Beschleunigen ziemlich aggressiv. Das Motorrad neigt zu stark zu Wheelies, manchmal mehr, manchmal weniger. Es ist nicht konstant, doch daran arbeiten wir. Wir wünschen uns am Kurvenausgang mehr Konstanz. Das wäre für die Beschleunigung ein großer Vorteil."

Auch Teamkollege Dani Pedrosa ist sich unsicher, ob Honda mit dem 2016er-Motor auf dem richtigen Weg ist. "Wir haben noch keine klare Richtung eingeschlagen", bemerkt der Routinier, der sich 2015 mit der aggressiven Motorcharakteristik schwer tat. "Wir möchten den Fehler nicht wiederholen und müssen für die kommende Saison die richtige Entscheidung treffen", unterstreicht Pedrosa.

Daniel Pedrosa

Dani Pedrosa: "Wir müssen sehr genau vorgehen und uns Zeit nehmen" Zoom

"Die Entscheidung würde leichter fallen, wenn man beim neuen Motor sofort ein gutes Gefühl hätte. Doch der Unterschied ist zu gering", bedauert Pedrosa. "Wir müssen sehr gewissenhaft sein bei der Wahl für die kommende Saison, weil wir ab einem gewissen Punkt nicht mehr zurück können. Wir müssen sehr genau vorgehen und uns Zeit nehmen."

Was sind die Gründe für die schlechten Rundenzeiten?

Marquez fuhr am Donnerstag mittlere bis hohe 1:39er-Zeiten und war nur minimal schneller als seine Verfolger. Richtig harmonisch wirkt die Vorgehensweise bei HRC momentan nicht. "Wir benötigen für den 2016er-Motor verglichen mit dem 2015er-Motor ein komplett anderes Motormapping, weil der Charakter des Motors anders ist", stellt Marquez klar, der am Donnerstag nur 58 Runden fuhr.

"Die Arbeit mit der neuen Elektronik fordert sehr viel Zeit. Wir verbringen viel Zeit in der Box und sind noch weit vom Maximum entfernt", begründet der zweimalige MotoGP-Champion, der sich nach wie vor schwer tut, mit den Michelin-Reifen ans Limit zu gehen. Am zweiten Testtag fing der WM-Dritte mehrere Beinahestürze ab. "Wir arbeiteten am Donnerstag nicht besonders intensiv mit den Reifen. Der Vorderreifen ist nach wie vor schwer zu verstehen, doch Michelin bemüht sich sehr", so Marquez.

Pedrosa kam am Donnerstag auf 53 Runden und fuhr niedrige 1:40er-Zeiten. "Die Rundenzeiten waren nicht besonders gut, doch sie waren denen vom Vortag sehr ähnlich. Es ist nicht klar, ob es an der Strecke oder den Reifen liegt", grübelt der Honda-Werkspilot, der viel Zeit in die Arbeit mit der neuen Magneti-Marelli-Einheitselektronik investierte.


Fotos: MotoGP-Test in Jerez


"Die Elektronik funktioniert hier ein bisschen besser. In Valencia hatten wir viele Probleme mit der Wheeliekontrolle, der Traktionskontrolle und im Kurvenscheitel. Hier fühlt es sich etwas harmonischer an", erklärt Pedrosa. "Doch wir müssen uns noch genauer damit beschäftigen und mehr Erfahrungen mit diesen elektronischen Hilfsmitteln sammeln."