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Fahrstil: Was Lorenzo und Marquez gemeinsam haben

Die Fahrstile der beiden Spanier könnten kaum unterschiedlicher sein, doch unterm Strich vereint die beiden MotoGP-Ausnahmekönner eine Eigenschaft

(Motorsport-Total.com) - Man braucht kein großer MotoGP-Insider zu sein, um zu erkennen, dass sich die Fahrstile von Marc Marquez und Jorge Lorenzo stark unterscheiden. Marquez bremst am liebsten im Moto2-Stil quer in die Kurven, lenkt sein Motorrad im V-Stil ein und beschleunigt sofort wieder heraus. Ganz anders Lorenzo: Der Yamaha-Pilot fährt Runde für Runde exakt die gleiche Linie, wirkt immer sehr souverän und fährt die höchsten Kurvengeschwindigkeiten im Feld.

Titel-Bild zur News: Jorge Lorenzo, Marc Marquez

Jorge Lorenzo und Marc Marquez haben ihre Fahrstile perfektioniert Zoom

"Ich fahre mehr oder weniger immer die gleiche Linie", bestätigt Lorenzo im Gespräch mit 'MotoGP.com'. "Ich verwende nicht so viel Kraft, um die Richtung des Motorrads zu wechseln. Ich bewege mich nicht so schnell auf dem Motorrad. Meine Bewegungen sind normalerweise sehr sanft. Ich spare im Vergleich zu einem aggressiven Fahrer etwas Kraft."

Marquez ist das komplette Gegenteil: "Ich habe vermutlich einen der aggressivsten Stile im Feld. Ich versuche ständig, zu pushen und alles zu geben", bemerkt der Weltmeister. "Man kann meinen Stil nicht mit dem von Lorenzo vergleichen. Wenn man ihm zuschaut, dann denkt man, er fährt zwei Sekunden langsamer als ich, doch das ist in der Realität nicht der Fall."

Lorenzo und Marquez haben perfekt verstanden, welchen Fahrstil das jeweilige Motorrad fordert. Lorenzo nutzt die hohen Kurvengeschwindigkeiten der Yamaha M1 wie kein Zweiter, während sich Marquez auf die gute Brems- und Beschleunigungs-Performance seiner Honda RC213 eingestellt hat. "Die Honda fordert harte Bremsmanöver. Das Motorrad ist am Kurvenausgang oft sehr unruhig, doch das ist der Charakter der Maschine", analysiert Marquez. "Unterm Strich kommt es auf die Rundenzeiten an."

Marc Marquez

Honda-Werkspilot Marc Marquez bremst und beschleunigt sehr aggressiv Zoom

Lorenzo vermeidet es am liebsten, in den Bremszonen das absolute Limit auszuloten. Dadurch würde er riskieren, im Kurvenscheitel neben der Linie zu sein und die Stärke seiner M1 nicht richtig zu nutzen. Deshalb konzentriert sich der Weltmeister von 2010 und 2012 bereits beim Bremsen auf seine Linienwahl für die folgende Kurve: "Wenn man immer einen halben Meter vor dem persönlichen Limit bremst, dann macht man selten Fehler bei der Linienwahl. Das unterscheidet mich von Marc, der immer ans Limit geht", vergleicht der Yamaha-Pilot.

"Das Motorrad gibt den Fahrstil teilweise vor. Darauf muss man sich einstellen", betont Ex-Racer Alberto Puig, der jahrelang in der Box von Dani Pedrosa tätig war. "Alle Spitzenfahrer haben einen eigenen Fahrstil. Marc ist sehr aggressiv, Jorge ist sehr präzise und fährt eine saubere Linie. Er geht sanfter ans Gas. Marc ist auf der Bremse sehr stark", analysiert Puig.


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"Er kann sehr spät bremsen und hat die Fähigkeit, das Motorrad sehr schnell verzögern zu können. Marc kann die Linie in der Kurve ändern und sich gut anpassen. Er rutscht oft in die Kurven. Bei Lorenzo sieht es komplett anders aus. Er fährt konstant eine Linie und versucht, das Motorrad nicht zu sehr zu belasten", erkennt Puig und fasst zusammen: "Es ist der Charakter, den die Yamaha vom Fahrer fordert."