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KTM: Personalplanung bringt "Mammutprojekt" ins Stocken

Motorsportchef Pit Beirer verrät, dass KTM eine Menge Zeit für die Suche nach geeigneten Mitarbeitern gebraucht hat: "Haben wir sicher ein bisschen unterschätzt"

(Motorsport-Total.com) - 2017 wird KTM in die MotoGP zurückkehren. Rund um Motorsportchef Pit Beirer entsteht in Mattighofen aktuell ein komplett neues Team, mit dem man bereits in weniger als zwei Jahren in der Königsklasse angreifen möchte. Im Gespräch mit 'Motorsport-Total.com' verrät Beirer, dass die Österreicher bisher allerdings kaum dazu gekommen sind, überhaupt am neuen Motorrad zu arbeiten. Stattdessen stand vor allem die Suche nach qualifiziertem Personal im Mittelpunkt. "Es ist für uns natürlich ein Mammutprojekt", erklärt Beirer.

Titel-Bild zur News: Pit Beirer

Pit Beirer freut sich, dass das Grundgerüst der Mannschaft endlich steht Zoom

"Ich bin in unserer Motorsportabteilung ständiges Wachstum gewohnt. Seit 2006 bin ich an der Spitze und seitdem hat die Firma eine sehr erfolgreiche Entwicklung genommen. Dann kam die Krise, danach ging es aber wieder richtig steil aufwärts und weiter. Die Sportabteilung hat sich in der Zeit auch ordentlich weiterentwickelt. Wenn du jetzt aber über Nacht ein MotoGP-Projekt an Land ziehst, dann ist das schon noch einmal eine andere Dimension, weil wir einfach schnell so viele Leute brauchen", erklärt er.

"Somit musste in der Firma erst einmal Platz geschaffen werden für diese Abteilung und es hat sehr viel Zeit in Anspruch genommen, die Leute zu kriegen", so Beirer, der ebenfalls verrät, dass das MotoGP-Projekt durch die vielen Gespräche "ein bisschen ins Stocken gekommen" sei. Zwar arbeite man bereits seit rund zehn Monaten, doch am Motorrad selbst habe sich in dieser Zeit nur wenig getan.

"In Wahrheit haben die besten Leute aus dem Projekt die zehn Monate gehabt, um erst einmal die Leute zu suchen, die wir brauchen, um das Motorrad zu bauen", erklärt Beirer. "Ein Teil hat gearbeitet und angefangen, ein Teil steckte in brutal vielen Gesprächen fest. Das haben wir sicher auch ein bisschen unterschätzt, dass dabei so viel Zeit draufgeht. Aber die Mannschaft hat sich formiert, das Grundgerüst steht."

Suche gestaltet sich schwierig

"Wir haben zum Beispiel mit Mike Leitner (ehemaliger Crewchief von Dani Pedrosa; Anm. d. Red.) eine relativ namhafte Persönlichkeit aus dem Konkurrenzlager herüber gezogen", freut sich Beirer und erklärt: "Wir haben also auch einzelne Leute von der Konkurrenz geholt, aber vom klassischen MotoGP-Fahrerlager haben wir außer Mike und Paul (Trevathan), der bei Öhlins in der MotoGP gearbeitet hat, keine Leute herüber gerissen."

"Wir müssen jetzt erst einmal ein Spieler in der Klasse werden, der akzeptiert wird", ist sich der KTM-Motorsportchef bewusst und erklärt: "Wir sind ein Motorradhersteller und hier im Fahrerlager findest du Leute, die dann ein fertiges Motorrad mit ihrem Team an der Spitze bewegen. Das ist aber noch einmal eine ganz andere Mannschaft und die suchen wir eigentlich erst für 2016 und 2017. Wir haben jetzt die Leute gesucht, die ein Motorrad bauen können."


Fotos: Moto3 am Sachsenring


"Die sitzen in dieser Kategorie natürlich hauptsächlich in Japan und niemand kennt die. Du suchst hier keine namhaften Fahrerlager-Persönlichkeiten, du suchst Elektro-, Chassis-, Motorenkonstrukteure und Spezialisten, die so etwas dann bauen können. Somit war die Suche nicht wirklich einfach, denn die findest du nicht in der Zeitung oder im Organigramm von einem Rennteam hier. Die musst du schon in der Industrie irgendwo suchen."

"Wir müssen jetzt erst einmal ein Spieler in der Klasse werden, der akzeptiert wird." Pit Beirer

Ist auch Red Bull an Bord?

"Unsere Straßenabteilung hat sich innerhalb von ganz kurzer Zeit verdoppelt. Bisher machen wir dort Moto3, den Rookies-Cup und Production-Racer. Jetzt verdoppelt sich die Mannschaft, um zwei Motorräder zu bauen. Wir können viele Dinge nutzen, die schon da sind in unserer 2010 gegründeten Straßenabteilung. Aber die reine MotoGP-Mannschaft hat das ganze noch einmal mehr als verdoppelt", so Beirer.

Und dann ist da noch ein ganz wichtiger Punkt: Ein Hauptsponsor. "Das ist zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht entschieden", sagt Beirer. "Wir sind Motorradhersteller und haben mittlerweile auch eine Größe erreicht, die natürlich auch nicht mehr vergleichbar ist mit 2004, als wir das zum letzten Mal gewagt haben. Wir haben eine andere Stärke, einen anderen finanziellen Background, aber natürlich auch Wissen und bessere Ingenieure."

"Ich denke, es ist für beide Seiten der Wunsch, dass wir gemeinsam durchstarten." Pit Beirer

"Wir haben nicht gleich am Anfang die Partner und Sponsoren für 2017 gesucht. Wir werden das Motorrad bauen und jetzt auch das Werksteam langsam formieren. Dann werden wir die richtigen Partner suchen, und dass Red Bull unser Wunschpartner Nummer eins ist, das ist kein Geheimnis. Aber es gibt keinen fixen Betrag und keine fixe Zusage von Red Bull. Aber wir sind natürlich Freunde und sie werden genau beobachten, was wir tun. Ich denke, es ist für beide Seiten der Wunsch, dass wir da gemeinsam durchstarten", so Beirer.