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  • 24.06.2015 19:14

  • von Gerald Dirnbeck & David Emmett

Pol Espargaro: "Meine Saison beginnt in Assen"

Pol Espargaro sucht Wege aus der Krise: Die Umstellung des Fahrstils fällt dem Yamaha-Fahrer schwer - Derzeit hat der "Strahlemann" wenig Spaß

(Motorsport-Total.com) - Im Yamaha-Kundenteam Tech 3 hat in diesem Jahr Bradley Smith die Oberhand über Pol Espargaro gewonnen. Nach sieben Rennen ist der Brite WM-Sechster und hat nur einen Punkt weniger gesammelt als Weltmeister Marc Marquez. Pol Espargaro schied schon in zwei Rennen aus und ist als WM-Neunter sogar hinter Suzuki-Rookie Maverick Vinales zu finden. Der Abstand zwischen Smith und Pol Espargaro beträgt 23 WM-Punkte.

Titel-Bild zur News: Pol Espargaro

Platz fünf in Jerez ist das beste Saisonergebnis von Pol Espargaro Zoom

Die Erwartungen an den Spanier waren vor Saisonbeginn höher. Eines Tages könnte er im Yamaha-Werksteam die Nachfolge von Valentino Rossi übernehmen. Außerdem schmerzt Espargaro der Vergleich mit Andrea Iannone, denn in der Moto2-Klasse war Espargaro deutlich erfolgreicher als der Ducati-Werksfahrer. Aktuell hat Iannone ein besseres Motorrad zur Verfügung und Espargaro sieht kein Land.

"Meine Saison beginnt hier", versucht sich der Spanier vor dem achten Saisonrennen in Assen Mut zu machen. Im Vergleich zu seiner Debütsaison fährt Espargaro in diesem Jahr optisch deutlich aggressiver. Warum? "Ich hatte zu Saisonbeginn nicht die besten Resultate. Jetzt versuche ich es mit der Brechstange, aber wenn man mit diesem Bike so fährt, dann wird es immer schlechter. Man muss das Motorrad sehr weich fahren."

Umstellung des Fahrstils nicht einfach

"Im Vorjahr kannte ich es noch nicht so gut und ich denke, das Motorrad ist mehr mit mir gefahren. Deshalb war ich geschmeidiger. Jetzt will ich mit dem Motorrad so fahren, wie ich will, aber das ist verkehrt. Vor dem Regen sind uns in Barcelona gute Fortschritte gelungen. Durch den Regen war der Test leider ein Desaster", bedauert der Moto2-Weltmeister von 2013. Espargaro muss seinen Fahrstil umstellen.

Der ruhige und extrem präzise Fahrstil von Jorge Lorenzo ist bei Yamaha das Optimum. Espargaro pflegte aber schon immer einen spektakuläreren Fahrstil, vergleichbar mit Marquez. Nach den ersten durchwachsenen Rennen ist die Erkenntnis gereift, dass Espargaro seinen Fahrstil umstellen muss, wenn er weiter vorne im Feld eine Rolle spielen will.

Espargaro kann Stärken nicht ausspielen

Das ist aber nicht einfach. Er vergleicht es mit dem Umlernen von einem Rechts- auf einen Linkshänder. "Um meinen Fahrstil zu ändern, muss ich meine Stärken behalten und den Rest löschen. Meine Stärke ist der Bremsstil. Weil mein Motorrad in der 125er-Klasse nicht zu den schnellsten zählte, habe ich alles auf der Bremse aufgeholt."

"In der Moto2 habe ich mit meinem Fahrstil auch die Reifen zerstört, weil ich die Kurven sehr eng genommen habe und am Kurvenausgang sehr aggressiv war. Das hat die Reifen zerstört. Trotzdem konnte ich Weltmeister werden. Im Moment sieht es mit der Yamaha unmöglich aus. Ich werde es weiter versuchen. Vielleicht wache ich eines Tages auf und weiß, wie es funktioniert."

Pol Espargaro

Nach sieben Rennen ist Pol Espargaro nur WM-Neunter Zoom

Dazu kam auch noch Pech, denn in Argentinien wurde er von Scott Redding vom Motorrad gefahren. Außerdem fiel der Montagstest nach dem Rennen in Barcelona ins Wasser. "Der Montagstest sollte mir helfen, meinen Kopf zurückzustellen und anders zu fahren", sagt Espargaro. "Selbst wenn ich zunächst langsamer wäre, sollte ich mich auf einen anderen Fahrstil gewöhnen. Weil es geregnet hat, konnten wir am Ende nichts tun."

Suzuka eine Chance für Tapetenwechsel

Außerdem stellt sich zu Beginn des Sommers langsam die Frage nach der Zukunft. Smith bringt sich dank seiner Leistungen in eine gute Position für eine Vertragsverlängerung bei Tech 3. Espargaro hat im Gegensatz dazu einen Werksvertrag mit Yamaha und muss Leistung zeigen. "Ja, wir haben schon darüber nachgedacht", sagt der 24-Jährige und ergänzt: "Ich weiß, dass es momentan nicht gut läuft, aber ich habe nicht vergessen, wie man mit einem Motorrad fährt."

Die Krise will Espargaro deshalb nicht überbewerten, denn im Sport kann sich das Blatt sehr schnell wenden. "Das kann passieren. Ich hatte schon einmal Probleme und war am Ende Weltmeister. Ich glaube an mich selbst, aber es ist natürlich nicht mein bestes Jahr. Vielleicht gelingen mir in den nächsten zwei Rennen ein Podestplatz und was dann?"


Fotos: MotoGP in Assen, Pre-Events


Helfen könnte unter Umständen auch sein Start bei den 8 Stunden von Suzuka Ende Juli. Direkt nach Assen fliegen Espargaro und Smith für zwei Testtage nach Japan. "Suzuka ist gut, um etwas Abstand zur MotoGP-Welt zu bekommen", hofft der Spanier. "Außerdem kann ich ein anderes Motorrad fahren und es hoffentlich genießen, denn zurzeit macht es mir auf dem Motorrad nicht viel Spaß."