Revolution in der Moto2: Ab 2019 neue Motoren

Ein Neubeginn kündigt sich an: Die FIM und die Dorna nehmen die Gespräche mit den Herstellern auf und suchen einen Nachfolger für die Honda-CBR-Motoren

(Motorsport-Total.com) - Im Rahmen des Jerez-Wochenendes vor zwei Wochen wurde bekannt, dass Honda den Vertrag für die Bereitstellung der Moto2-Einheitsmotoren verlängert hat. Bis zur Saison 2018 werden die Japaner die robusten CBR600-Motoren für die mittlere Klasse der Motorrad-Weltmeisterschaft zur Verfügung stellen. Doch danach wird voraussichtlich Schluss sein, denn der Reihenvierzylindermotor, der seit der Moto2-Debütsaison eingesetzt wird, erreicht dann das Ende seines Einsatzzyklus.

Titel-Bild zur News: Esteve Rabat

Momentan stimmt die Balance: Bleibt die Moto2 auch ab 2019 spannend? Zoom

Honda kann nicht garantieren, nach der Saison 2018 noch Ersatzteile für den Motor zu liefern. Deswegen öffnen die der Motorradweltverband FIM und die Dorna die Ausschreibung für interessierte Hersteller. Es sollen bald Gespräche aufgenommen werden. Die FIM und die Dorna möchten sich die Ideen der anderen Hersteller anhören. Bis Ende der Saison sollen die Gespräche andauern. Ende des Jahres soll es eine offizielle Ausschreibung geben, bei der sich interessierte Hersteller bewerben können.

Im Fokus stehen sollen auch nach 2018 möglichst niedrige Kosten, eine hohe Zuverlässigkeit und eine konstante Performance. Die Chassis-Hersteller müssen aller Voraussicht nach bei Null beginnen. Der Moto2 steht somit ein kompletter Neubeginn bevor. Wichtig ist, dass das Reglement ab 2019 wieder einige Jahre lang Stabilität bietet. Die Teams fürchten sich davor, dass nach zwei oder drei Jahren ein erneuter Wechsel stattfindet. Diesen Fall müssen die FIM und die Dorna unbedingt vermeiden, wenn sie weiterhin volle Startfelder und spannende Rennen sehen möchten.

Einheitsmotoren oder freier Wettbewerb?

Momentan gibt Kalex in der Moto2 den Ton an. Das deutsche Unternehmen rüstet in der laufenden Saison den Großteil des Feldes mit Chassis-Teilen aus. Welcher Hersteller ab 2019 die Moto2-Motoren liefert ist für Konstrukteur Alex Baumgärtel egal. Lediglich auf einen Wettbewerb auf dem Motorensektor kann Baumgärtel gut verzichten. Einheitsmotoren sind laut ihm die einzig sinnvolle Antwort auf die ökonomische Situation.

"Uns ist es eigentlich egal. Grundsätzlich finde ich einen Einheitsmotor für diese Klasse nicht schlecht. Unser einziger Wunsch wäre momentan ein wechselbares Getriebe. Solange es für alle gleich ist, ist uns egal, von welchem Hersteller die Motoren kommen", stellt Baumgärtel im Gespräch mit 'Motorsport-Total.com' klar. Der Kalex-Konstrukteur ist vom jetzigen Moto2-Format überzeugt. Chancengleichheit, überschaubare Kosten und gute Rundenzeiten stimmen den Deutschen positiv.

Alex Baumgärtel

Kalex-Konstrukteur Alex Baumgärtel ist ein Befürworter der Einheitsmotoren Zoom

"Die Rundenzeiten sind für diese relativ schwachbrüstigen Motoren sehr gut. Es wird guter Rennsport geboten. Zehn PS mehr oder weniger machen keinen großen Unterschied aus, denke ich. Die Moto2 ist eine gute Schule für die Fahrer, um sich für die nächsthöhere Klasse vorzubereiten", erklärt Baumgärtel. "Es geht um die Zusammenarbeit von den Fahrern und Technikern. Die Fahrer müssen saubere Informationen weitergeben."

Kalex: "Dreizylindermotor wäre interessant"

Dass die Honda-Aggregate nach 2018 noch verwendet werden, kann Baumgärtel ausschließen: "Ich bin überzeugt, dass Honda abgelöst wird. Der CBR-Motor ist etwas in die Jahre gekommen. Die CBR600 wird nicht mehr besonders gut verkauft. Was als nächstes kommt? Keine Ahnung", grübelt er. "Momentan sind Dreizylindermotoren im Kommen. Ein Dreizylindermotor mit 700 oder 800 Kubikzentimetern wäre interessant."

Die Kräfteverhältnisse in der Moto2 könnten durch den neuen Motor komplett auf den Kopf gestellt werden. Das weiß auch Kalex: "Ein Reglementwechsel ist immer interessant, weil das Grundkonzept des Motorrads beeinflusst wird. Es geht dann wieder von vorn los. Stabilität wäre momentan keine schlechte Idee, um die Teams am Leben zu halten und dennoch guten Rennsport zu bieten."

Momentan kommen beinahe alle japanischen Hersteller in Frage. Vor der Moto2-Debütsaison interessierte sich neben Honda auch Yamaha. Doch auch Kawasaki und Suzuki sind mögliche Kandidaten. Alle japanischen Hersteller haben 600er-Vierzylindermotoren im Programm. KTM hingegen würde einen 500er-Twin bevorzugen, der auf die Bohrung des kommenden MotoGP-Motors und auch der Moto3-Motoren setzt.


Fotos: Moto2 in Le Mans


"Von der Motorencharakteristik wäre das etwas flach. Ein Zweizylinder mit seinem hohen Drehmoment und der starken Motorbremse ist etwas anderes als ein hoch drehender Vierzylinder, der eher der Philosophie eines Rennmotorrads entspricht", zeigt sich Baumgärtel wenig begeistert von dieser Idee. Die Chancen für einen Einstieg von KTM in die Moto2 sind ohnehin gering. Wenn die Österreicher in die mittlere Klasse einsteigen, dann setzen sie einen Wettbewerb auf dem Motorensektor voraus, den die FIM und die Dorna sicher tunlichst vermeiden wollen, um auch weiterhin vertretbare Kosten und engen Wettbewerb in der Moto2 zu garantieren.