• 08.05.2015 17:04

  • von Sebastian Fränzschky & David Emmett

Bradley Smith über die Isle of Man TT und den Tod

Vor dem Besuch im vergangenen Jahr konnte sich Bradley Smith vorstellen, bei der TT an den Start zu gehen, doch heute schließt er eine Teilnahme aus

(Motorsport-Total.com) - Die Tourist Trophy (TT) auf der Isle of Man polarisiert die Motorrad-Fans: Die einen pilgern Jahr für Jahr in Scharen auf die Insel in der Irischen See, die anderen prangern die Gefahren des größten Roadracing-Events des Jahres an und verweisen auf die lange Liste der Unfälle mit Todesfolge. Tech-3-Pilot Bradley Smith besuchte die Kultveranstaltung im vergangenen Sommer und änderte nach dem Besuch seine Meinung zur TT.

Titel-Bild zur News: Bradley Smith

Bradley Smith ist überzeugt, dass die TT anspruchsvoller ist als die MotoGP Zoom

Smith verfolgte die TT jahrelang im TV und liebäugelte mit einem Start. Doch bei der Paraderunde wurde ihm im vergangenen Jahr klar, wie groß die Herausforderung ist, sich den Snaefell Mountain Course mit den vielen blinden Kurven einzuprägen. Zudem realisierte der MotoGP-Pilot, dass die Isle of Man keine Fehler erlaubt. Im Gegensatz zu modernen Grand-Prix-Kursen verzeiht der TT-Kurs keine Fahrfehler und bestraft diese konsequent.

"Das Konzept der TT ist ziemlich ungewöhnlich, was die Fanbase angeht. Es fühlt sich nicht wie ein normales Motorrad-Event an. Ich liebe die Atmosphäre, ich liebe die Begeisterung der vielen Fans. Zudem liebe ich das Konzept der TT, weil ich überzeugt bin, dass es für die Fahrer eine größere Herausforderung darstellt als die MotoGP", berichtet Smith. "Der Kurs ist über 60 Kilometer lang. Das ist phänomenal. Man muss sich zwei Stunden lang voll konzentrieren. Es ist beeindruckend."

Smith sieht sich nicht als Roadracer

Einen Start schließt Smith vollkommen aus: "Ich würde es mir nicht zutrauen. Vor einer Weile hätte ich gedacht, dass ich es kann. Doch als ich über den Kurs fuhr, erkannte ich, dass ich mir das nicht zutrauen würde", gesteht der Brite, der überzeugt ist, nicht die nötigen Fähigkeiten zu besitzen, um bei der Isle of Man TT konkurrenzfähig zu sein.

"Mir fehlen dafür gewisse Fähigkeiten. Man fährt mit den Augen und ich brauche gewisse Referenzpunkte. Ich muss sehen, wohin die Kurve führt. Es dauert länger, die TT zu erlernen. Man muss die Augen und das Erinnerungsvermögen daran gewöhnen. Es ist oft so, dass es einen Fahrer gibt, der in der TT-Woche start ist und dann dominiert. Es war selten der Fall, dass sich ein Fahrer nach einem schwachen Start in die Woche extrem gesteigert hat und schlussendlich ein Rennen gewann", erklärt Smith.

michael dunlop

Keine Auslaufzonen: Der über 60 Kilometer lange TT-Kurs verzeiht keine Fahrfehler Zoom

"Im Grand-Prix-Kalender gibt es auch blinde Kurven. Doch dann spricht man über zehn Meter. Bei der TT gibt es aber Kurven, bei denen es bis zum Bremspunkt blind ist oder bei denen man erst deutlich hinter dem Kurvenscheitel den Ausgang erkennt", vergleicht der Yamaha-Pilot. "Bei den Grand-Prix-Strecken gibt es auch Kurven, bei denen es über eine Kuppe geht oder der Eingang blind ist. Aber nach ein paar Runden kennt man die Kurve."

Kein Raum für Fehler

"Was passiert, wenn man sie nicht perfekt trifft? Biegt man zu schnell ein, dann fährt man innen über den Randstein. Doch bei der TT landet man in einer Mauer. Es gibt keinen Raum für Fehler. Ich dachte mir, man prägt sich die Kurven ein. Doch es kann auch mal schiefgehen", schildert der Tech-3-Pilot, der gut verstehen kann, dass die TT eine polarisierende Wirkung hat.

"Als ich die TT besuchte, war mir vorher bereits klar, dass man diese Veranstaltung liebt oder es abschreckend findet. Mich schreckt es eher ab", bemerkt Smith. "Sicher begeistert es mich auf eine gewisse Art und Weise. Ich genoss jede Minute und werde erneut eine Demorunde absolvieren, doch die Chance, dass ich irgendwann teilnehme, liegt bei null Prozent. Vor meinem Besuch hätte ich gesagt, dass die Chance bei 50 oder 60 Prozent liegt. Ich schließe es nun voll und ganz aus, irgendwann bei der TT an den Start zu gehen."

Isle of Man

Bis zur Saison 1976 war die TT auf der Isle of Man Bestandteil des WM-Kalenders Zoom

¿pbbt||||||||pb¿Smith sind die Gefahren zu groß. Hat er Angst vor dem Tod? "Ja, ich denke schon", grübelt Smith. "Ich genieße das Leben auf diesem Planeten. Ich genieße mein Leben und die Dinge, die ich mache. Der Tod besorgt mich nicht direkt, aber es ist schon irgendwie schade, irgendwann alles zurückzulassen (lacht; Anm. d. Red.). Ich wäre enttäuscht, wenn mein Leben vorzeitig vorbei wäre, doch mit den 24 Jahren, die ich bisher leben durfte, bin ich sehr zufrieden."

"Aber ich mache mir keine Sorgen um die Fahrer, denn sie haben mein vollstes Vertrauen. Sie kennen ihr Limit und reizen ihr Potenzial voll aus. Jeder hat einen Selbsterhaltungstrieb", erklärt Smith. "Wir gehen an unser eigenes Limit. Manchmal kommen wir ein bisschen darüber hinaus. Meistens agiert man aber nur am eigenen Limit. Jeder fährt innerhalb dieses Limits - einige Fahrer näher am eigenen Limit als andere. Sie haben zu 99 Prozent die volle Kontrolle über das, was sie tun."


Fotos: Isle of Man TT 2014


Bei der TT wird man Smith also vermutlich nie als Starter sehen. Gibt es andere Sportarten, die ihn reizen? "Die Tour de France wäre ganz nett. Aber ich denke nicht, dass ich dazu in der Lage wäre. Marathons sind auch nichts für mich. Es ist irre, wie schnell die Teilnehmer sind. Jenson (Button) ist den London-Marathon in 2:54 Stunden gerannt. Das ist irre", so Smith.

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