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WM-Dreikampf: So haben Yamaha und Ducati Honda eingeholt

Marc Marquez kann 2015 nicht locker zu seinem dritten WM-Titel spazieren - Die Konkurrenten Yamaha und Ducati haben die Lücke zu Honda deutlich geschlossen

(Motorsport-Total.com) - 2014 dominierten Honda und Marc Marquez die MotoGP zu Saisonbeginn scheinbar nach Belieben. Der Spanier gewann die ersten zehn Rennen in Serie und schien dabei teilweise in einer komplett eigenen Welt zu fahren. Doch mittlerweile haben Ducati und Yamaha die Vorherrschaft von Honda gebrochen. Nach zwei Rennen der MotoGP-Saison 2015 liegt Marquez nur an dritter Stelle, an der Spitze stehen Valentino Rossi und Andrea Dovizioso. Bei beiden ist es das Ergebnis monatelanger Arbeit.

Titel-Bild zur News: Andrea Dovizioso

Marc Marquez muss hart gegen Andrea Dovizioso und Valentino Rossi kämpfen Zoom

"Es ist natürlich der beste Start in eine Saison", freut sich Rossi und erklärt: "Ganz besonders, weil ich bereits ein Rennen gewonnen habe. Das ist immer das beste Gefühl. Wir haben nach Austin 41 Punkte und wir wussten, dass das für uns eine schwierige Strecke ist. Das ist gut für uns." Zwar hatte Marquez in Amerika die Nase vorne, doch seinen Sieg holte er längst nicht so dominant wie im Vorjahr.

Rossi erklärt, dass sein Aufschwung bereits in der vergangenen Saison begonnen hat: "Das Ende des vergangenen Jahres war gut, da haben wir das Motorrad stark verbessert. Wir verbesserten uns beim Bremsen und auch am Kurvenausgang. Ich konnte Ende der Saison zwei Rennen gewinnen (Misano und Phillip Island; Anm. d. Red.). Misano war magisch. Ein Heimsieg ist immer etwas Besonderes."

Motegi als Wendepunkt für Rossi

"Danach machte ich in Aragon einen Fehler und stürzte. Aber meiner Meinung nach haben wir uns ab Motegi stark verbessert. Zusammen mit dem Team konnten wir einen Schritt nach vorne machen. Motegi war gut: Jorge gewann und ich kämpfte mit Marc. Ab da waren wir stärker", ist sich Rossi sicher, der den Großen Preis von Japan im vergangenen Oktober als Wendepunkt ausgemacht hat.

"Bei den Wintertests haben wir einige Sachen ausprobiert, die aber nicht funktioniert haben. Bei den Tests war ich ehrlich gesagt nie schnell genug", gibt Rossi zu, ergänzt allerdings: "Aber beim Rennen in Katar hat das Gesamtpaket dann gepasst. Nach zwei Rennen sieht es so aus, dass die M1 sich im Vergleich zum vergangenen Jahr verbessert hat. Auf der Geraden sind wir noch immer etwas zu langsam. Aber davon abgesehen ist das Motorrad gut."


Fotostrecke: Die Rekorde von Valentino Rossi

"Das Ziel ist es jetzt, konkurrenzfähiger als im vergangenen Jahr zu sein und mit Andrea und Marc an jedem Wochenende um das Podium zu kämpfen." Ein Plan, der für Rossi bisher aufgegangen ist. "Momentan sieht die Meisterschaft für den Zuschauer natürlich toll aus", muss auch Marquez zugeben, der jetzt das hat, was ihm in der vergangenen Saison noch komplett fehlte: Einen echten WM-Konkurrenten.

"Das Ziel ist es jetzt, an jedem Wochenende um das Podium zu kämpfen." Valentino Rossi

GP15 bringt Ducati nach vorne

Besser gesagt sind es aktuell sogar zwei Rivalen. Denn auch Ducati scheint mit der GP15 endlich der langersehnte große Wurf gelungen zu sein. In Katar verpasste Dovizioso den ersten Ducati-Sieg seit 2010 nur ganz knapp. "Der Vorteil ist, dass das Einlenken sehr, sehr gut geworden ist. Dadurch bin ich am Kurveneingang sehr schnell", berichtet der Italiener und ergänzt: "Auf der Geraden hat das Motorrad eine Menge PS, da kann man bei der Rundenzeit auch einen Unterschied machen."

Schnell war die Desmosedici schon immer, doch 2015 scheint man endlich auch in den Kurven konkurrenzfähig zu sein. "Meine Linie ist (in diesem Jahr) anders, denn das Motorrad lenkt jetzt endlich ein. Dadurch kann ich die Linie fahren, die ich möchte", freut sich der Italiener und ergänzt: "Ich glaube, dass uns noch etwas Traktion fehlt. Ganz besonders im Vergleich zu Yamaha, nicht gegenüber Honda."


Ducati präsentiert die GP15

Im Vergleich zur Vergangenheit sind das allerdings fast schon Luxusprobleme. In den ersten beiden Rennen holte Ducati insgesamt drei Podiumsplätze und Dovizioso verrät, dass das auch psychologisch einen ganz wichtigen Effekt hatte: "Jetzt haben wir viel Energie, um zu kämpfen. Wir arbeiten in die richtige Richtung und alle Leute verstehen sich wirklich gut. Wir kennen uns jetzt viel besser. Wenn die Basis des Motorrads gut ist, dann verändert sich alles. Du kannst an einem Wochenende ganz anders an den Details arbeiten."

"Wenn die Basis des Motorrads gut ist, dann verändert sich alles." Andrea Dovizioso

Marquez bleibt ganz gelassen

"Alles ist anders und die Konsequenz sind unsere Ergebnisse in den ersten beiden Rennen", freut sich der Italiener. Und Honda? "Wir haben uns in diesem Jahr in den schnellen Kurven verbessert", berichtet Marquez. Doch das alleine hat ganz offenbar nicht ausgereicht, um Yamaha und Ducati weiter auf Distanz zu halten. Für Marquez ist das allerdings noch kein Grund, jetzt bereits panisch zu werden.

Auf die Frage, nach wie vielen Rennen er die WM wieder anführen möchte, antwortet der Spanier mit einem Lachen: "Natürlich nach so wenig wie möglich. Aber ich weiß, dass die erste Saisonhälfte im vergangenen Jahr etwas Besonderes war. Ich wusste, dass diese Saison anders werden würde. Wir müssen geduldig sein. Man kann nicht jedes Rennen gewinnen und immer vorne sein. Das Wichtigste ist das Endergebnis."


Marc Marquez vor dem Grand Prix von Argentinien

Nach seinem ersten Saisonsieg in Austin reist Marc Marquez in Topform zum dritten Saisonrennen nach Argentinien. Weitere Motorrad-Videos

Konstanz ist daher laut dem Spanier in den kommenden Monate das Wichtigste. Und so bleibt abzuwarten, ob Ducati und Yamaha ihre Fortschritte auch bei den nächsten Rennen bestätigen können. Momentan ist die Weltmeisterschaft jedenfalls komplett offen. Und mit Jorge Lorenzo könnte in Zukunft möglicherweise sogar noch ein vierter Fahrer in den Titelkampf eingreifen. An Konkurrenten dürfte es Marc Marquez in diesem Jahr also nicht mangeln.

"Man kann nicht jedes Rennen gewinnen und immer vorne sein." Marc Marquez