Packendes Finale: Miller gewinnt, aber Marquez ist Weltmeister

Spannungsgeladenes Moto3-Finale in Valencia: Jack Miller (KTM) gewinnt das Rennen, aber Alex Marquez (Honda) reicht der dritte Platz zum WM-Titel

(Motorsport-Total.com) - Alex Marquez ist Weltmeister. In einem erwartet spektakulären Saisonfinale in Valencia reichte dem Spanier am Ende der dritte Platz, um sich den Titel mit nur zwei Punkten Vorsprung vor Jack Miller zu sichern. Für den Australier, der das Rennen für sich entscheiden konnte, war es ein bittersüßer Erfolg: Zwar war es für der KTM-Piloten bereits der sechste Saisonsieg, für den Titel reichte es allerdings trotz eines großartigen Kampfes nicht.

Titel-Bild zur News: Alex Marquez

Der Spanier Alex Marquez (12) holte sich mit dem dritten Platz den WM-Titel Zoom

"Ich bin komplett enttäuscht. Wir haben das ganze Jahr hart gearbeitet und dann ist es wegen eines Unfalls in Aragon, der nicht meine Schuld war, am Ende so knapp", berichtet Miller, dem auch bei der anschließenden Siegerehrung kein echtes Lachen ins Gesicht fahren will. "Heute haben wir alles gegeben und ich denke, dass ich das beste Rennen meines Lebens gefahren bin", so der Australier.

Gleich zu Rennbeginn hatte sich Miller an die Spitze des Feldes gesetzt und keinen Zweifel daran gelassen, dass er sich die so wichtigen 25 Punkte an diesem Sonntag sichern wollte. Mit elf Punkten Rückstand war der nächstjährige MotoGP-Pilot in das Rennen gestartet, weshalb Marquez ein Platz auf dem Podium in jedem Fall reichen würde, um den Titel unter Dach und Fach zu bringen.

Viele Berührungen an der Spitze

Während des Rennens hatten die beide WM-Favoriten gleich mehrere brenzlige Situationen zu überstehen. Für den Spanier wurde es Runde zehn erstmals eng, als er nach einer Berührung mit Pole-Setter Niccolo Antonelli einige Positionen verlor. In Runde 16 kamen sich Marquez und Miller dann erstmals gegenseitig in die Quere, nachdem Marquez' Teamkollege Alex Rins Miller zuvor bereits einmal berührt hatte.

Wie durch ein Wunder überstanden alle Beteiligten auch einen weiteren großen Tumult in Runde 20 unbeschadet. Allerdings fiel Miller weit zurück und musste anschließend den um fast zwei Sekunden enteilten Spitzenreiter Isaac Vianles wieder einholen. "Ich musste eine große Lücke nach vorne schließen, denn ich wurde von einigen Jungs rausgedrückt. Wir haben heute Alles gegeben und damit können wir zufrieden sein. Aber das zu sehen, ist natürlich nicht gerade toll", sagt Miller, während wenige Meter neben ihm Alex Marquez seinen WM-Titel feiert.

Ausgerechnet Millers Freund Danny Kent hätte dem Australier den Titel doch noch ermöglichen können. In der letzten Runde war der Brite bereits am Hinterrad von Marquez. Hätte er den Spanier noch auf Rang vier verdrängt, wäre Miller der Champion gewesen. "Ich habe nicht gesehen, welcher Fahrer da hinter mir war. Ich habe mich einfach nur auf mich konzentriert und bin wirklich glücklich für das ganze Team", erklärt ein überglücklicher Marquez anschließend.

Schützenhilfe für Miller und Marquez

Kent berichtet: "Jack ist mein Freund. Es war ein verrücktes Rennen, ich pushte die ganze Zeit so hart wie möglich. In der letzten Schikane machte ich einen Fehler und dadurch hatte ich keine Chance mehr, Marquez einzuholen." Der Engländer ist nach dem Rennen sichtlich geknickt, dass er seinem guten Freund am Ende nicht zum Titel verhelfen konnte.

Schützenhilfe erhielt derweil Marquez von seinen Honda-Kollegen. "Vielen Dank auch an Rins, Efren (Vazquez; Anm. d. Red.) und McPhee. Ich bin wirklich glücklich und jetzt will ich es einfach genießen. Wir werden eine große Party haben", bedankt sich Marquez mit einem breiten Lachen im Gesicht. Der Spanier sorgt gemeinsam mit seinem Bruder Marc für ein Novum in der Motorrad-WM: Erstmals haben zwei Brüder in einer Saison jeweils einen WM-Titel gewonnen.

Einen kleinen Grund zur Freude gibt es für KTM und Miller derweil doch noch: Wie Honda hat man am Ende der Saison 384 Punkte auf dem Konto, hat allerdings durch die höhere Anzahl an Siegen den Titel in der Herstellerwertung gewonnen. Zu verdanken hat man das auch Isaac Vinales, der mit Rang zwei das beste Ergebnis seiner Karriere feierte und erklärt: "Ich freue mich. Es war ein sehr hartes Rennen und ich bin konstant gute Rundenzeiten gefahren."

Kein gutes Saisonfinale für Grünwald und Öttl

Auch abseits des WM-Geschehens spielte sich wieder einmal ein spannendes Moto3-Rennen ab. Hinter Kent (Husqvarna) belegten Rins und Vazquez die Positionen fünf und sechs. Antonelli, der erstmals von der Pole-Position gestartet war, konnte seinen guten Startplatz nicht in ein ähnlich starkes Ergebnis umsetzen, er landete am Ende auf Rang sieben. Die Top 10 komplettierten Miguel Oliveira, Brad Binder (beide Mahindra) und Karel Hanika (KTM).

Pech für John McPhee: Er war ebenfalls gut unterwegs, machte allerdings in der letzten Runde einen Fehler und wurde nur 17. Die letzten WM-Punkte der Saison 2014 gingen an Enea Bastianini (KTM), Alexis Masbou (Honda), Jakub Kornfeil, Romano Fenati (KTM) und Juanfran Guevera (Kalex-KTM). In der WM gab es an der Spitze auch hinter dem Top-Duo keine Verschiebungen mehr: Rins beendet die Saison als Dritter, Vazquez auf Rang vier.

Kein gutes Ende nahm die Saison für die deutschen Piloten. Philipp Öttl stürzte bereits in der zweiten Runde und beendet das Jahr 2014 mit lediglich zehn Zählern auf WM-Rang 24. Überhaupt keine WM-Zähler gab es in dieser Saison für Luca Grünwald. Der Kalex-KTM-Pilot kam auch in Valencia nicht über Rang 22 hinaus.