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Schweizer "Dreamteam": Lüthi & Aegerter 2015 auf Kalex

Ein Schweizer Rennstall, zwei Teams, drei Fahrer: Tom Lüthi, Dominique Aegerter und Robin Mulhauser treten 2015 unter einem Dach an - Wechsel von Suter auf Kalex

(Motorsport-Total.com) - Die beiden Schweizer Topstars Tom Lüthi und Dominique Aegerter werden in der kommenden Saison Teamkollegen sein. Daniel M. Epp wird sich in Zukunft ausschließlich um das Management von Lüthi kümmern und sein Paddock-Team schließen. Lüthi wird in die Teamstruktur von Frederic Corminboeuf integriert. Dazu bleibt auch Robin Mulhauser als dritter Schweizer mit an Board. Eine weitere entscheidende Veränderung gibt es beim Material: Die drei Eidgenossen steigen für das nächste Jahr von Suter auf Kalex um.

Titel-Bild zur News: Aegerter, Lüthi, Mulhauser

Mulhauser, Lüthi und Aegerter fahren 2015 für den gleichen Rennstall Zoom

Nach außen hin wird es weiterhin zwei Teams geben. "Unsere gegenwärtige Struktur - Team Technomag-carXpert - wird mit den gleichen Mitarbeitern und unseren beiden Fahrern Dominique Aegerter und Robin Mulhauser weitermachen", sagt Corminboeuf anlässlich der Präsentation in Misano. "Unser zweites Team - Derendinger-Interwetten - wird nur mit Tom Lüthi antreten." In der Praxis wird es sich allerdings um einen Rennstall handeln.

Die Teambasis wird im Parc d'activites de Signes in der Nähe von Le Castellet (Frankreich) stationiert sein. "Im Fahrerlager werden wir weiterhin zwei separate Boxen haben", erklärt Corminboeuf weiter. "Es wird aber Synergien geben, vor allem bei den Wintertests und der Entwicklung des Materials." Aegerter schaffte in dieser Saison endgültig den Anschluss an die Spitze, während Lüthi Höhen und Tiefen erlebt.

Mit der Bündelung der Kräfte formiert sich einer der besten Rennställe in der Moto2. "Wir glauben, dass das eine sehr gute Lösung und Chance für den Motorradsport in der Schweiz ist", ist Corminboeuf überzeugt. "Wir haben zwei Fahrer, die vorne mitkämpfen können. Außerdem erwarten wir auch viel von Robin. Er kann an der Seite der beiden erfahrenen Fahrer wachsen. Wir freuen uns auf die neue Herausforderung und haben große Erwartungen."

Epp hört als Teambesitzer auf

In den vergangenen Wochen ist alles ganz schnell gegangen. Es verdichteten sich die Gerüchte, dass Epp sein Team schließen wird. "Ich habe zu Beginn des Sommers einen Anruf von Daniel bekommen", blickt Olivier Metraux, der Mann hinter den Sponsoren Technomag und carXpert, auf die Entstehung des Dreamteams zurück. "Wir haben uns getroffen und er hat mir mitgeteilt, dass er als Teambesitzer aufhört. Bevor er sich nach anderen Lösungen umsieht, wollte er wissen, ob wir interessiert sind."

Metraux und Corminboeuf mussten nicht lange überlegen: "Es war eine große Überraschung für uns. Wir haben darüber nachgedacht und eine große Chance für die Zukunft beider Teams gesehen. Gemeinsam sind wir unter einem Dach stärker." Für Epp geht im Herbst seine Zeit als Teambesitzer zu Ende. Er war in der MotoGP vertreten, in der Moto2, der 250er-Klasse und in der 125er-Klasse. Der größte Erfolg war der WM-Titel mit Lüthi im Jahr 2005 in der Achtelliterklasse.

Technomag

Auch die Schweizer setzen in Zukunft auf Chassis aus dem Hause Kalex Zoom

"Für mich ist es ein besonderer Moment. Nach 13 Jahren als Teamchef werde ich mit Saisonende aufhören. Es fühlt sich gut an. Es wird ein neues Schweizer Dreamteam, eine große Synergie für die Fahrer, für die Teams, die Sponsoren und die Medien", zeigt sich Epp mit der gefundenen Lösung zufrieden. "Ich werde mit meinem Paddock-MotoGP-Club weitermachen."

Kalex statt Suter

Die größte Frage war in den vergangenen Wochen der Chassispartner. Die Entscheidung für Kalex und gegen Suter ist auch gleichbedeutend mit dem Aus des Schweizer Chassis in der Moto2. Kalex wird im nächsten Jahr bis zu 26 Motorräder an den Start bringen. "Es war eine schwierige Entscheidung", gesteht Corminboeuf: "Wir haben uns für Kalex entschieden. Ich möchte mich aber für die gemeinsamen fünf Jahre mit Suter bedanken. Es war eine sehr gute Zusammenarbeit und es ist wie eine Familie. Deshalb war die Entscheidung so schwierig. Wir haben sehr lange darüber gesprochen und gemeinsam die Entscheidung getroffen."

Das neue Schweizer Dreamteam will Erfolg. Deswegen war der Wechsel des Materials unumgänglich. "Es ist ganz einfach: Wir glauben, dass wir 2015 mit Kalex größere Erfolgschancen als mit Suter haben", spricht Metraux Klartext. "Wir wollen den bestmöglichen Erfolg haben. Deshalb haben wir diese Entscheidung getroffen." Im Interesse der Fans und Medien werden in der kommenden Saison die beiden Fahrer Lüthi und Aegerter stehen.

Dominique Aegerter, Thomas Lüthi

Im nächsten Jahr sitzen auch Aegerter (77) und Lüthi (12) auf Kalex-Material Zoom

Aegerter muss sich auf den Materialwechsel einstellen, kann aber von Lüthis Erfahrungswerten profitieren. Lüthi muss sich auf größere Veränderungen einstellen und sieht dadurch eine große Chance für sich: "Ich freue mich auf das neue Jahr, denn es ist ein komplett neues Projekt für mich. Es wird durch das Motorrad und das Team große Veränderungen für mich geben. Es ist ein großes Projekt und ich finde, es ist eine sehr gute Lösung", sagt der bisher letzte Schweizer Weltmeister. "Wenn Dominique und ich zusammenarbeiten, können wir stärker werden und die nächsten Fortschritte schaffen."

Rivalität auf der Strecke, Zusammenarbeit in der Box

Allerdings steht die Crew von Lüthi noch nicht fest. Ob Cheftechniker Alfred Willecke, der seit 2010 für Lüthi verantwortlich ist, ebenfalls in die neue Struktur integriert wird, ist noch nicht entschieden. "Wir sprechen noch darüber, aber es ist noch offen, ob einige Leute mit mir kommen, oder ob neue Personen kommen", sagt Lüthi. "Die Veränderung ist für mich ohnehin schon groß. Jetzt müssen wir meinen Chefmechaniker bestimmen und dann die weitere Crew. Im Moment ist aber noch alles offen."

Aegerter bekommt im nächsten Jahr einen starken Teamkollegen und sieht dadurch ebenfalls Chancen für sich: "Ich bin mit dieser Veränderung auch sehr zufrieden und bin glücklich, dass ich weiterhin für dieses Team fahre", so der Sieger vom Sachsenring. Er hatte in Brünn seinen Vertrag unterschrieben. "Wir wechseln den Chassispartner. Für mich wird das eine neue Erfahrung werden. Wir können aber Daten austauschen und uns vergleichen. Robin ist neu in der Moto2 und kann mir deswegen kaum weiterhelfen."

mulhauser, Lüthi, Aegerter

Die drei Schweizer werden im kommenden Jahr für den Erfolg zusammenarbeiten Zoom

"Die meisten Teams haben zwei starke Fahrer, die sich gegenseitig pushen können. Ich hoffe, dass uns das auch gelingt. Wenn ich alleine teste, dann wissen wir nie, ob die Rundenzeiten gut sind." Dennoch wird es eine Rivalität geben, wie auch schon das Rennen in Brünn gezeigt hat: "Auf der Strecke sind wir Gegner, aber abseits sind wir Freunde", hält Aegerter fest.

Und auch Lüthi lacht über die eidgenössische Rivalität: "In der Schweiz wird es sicher eine große Geschichte sein, aber wir werden es genießen. Es ist gut, dass die Leute über uns sprechen. Das ist positiv. Wir beide werden versuchen, Rennen zu gewinnen. Das ist klar. Aber hinter den Kulissen können wir zusammenarbeiten."