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  • 17.07.2014 20:04

MotoGP schneller als zu Zeiten der Qualifying-Reifen

Qualifying-Rekorde purzeln und mit Slicks wird auf feuchter Strecke gefahren: Bridgestone erklärt die Gründe dafür

(Motorsport-Total.com) - Die beiden jüngsten MotoGP-Rennen in Assen und auf dem Sachsenring wurden maßgeblich vom Wetter beeinflusst. In den Niederlanden starteten die Fahrer mit Regenreifen und wechselten dann auf die Motorräder mit Slicks. Nun in Deutschland standen viele Fahrer mit Regenreifen in der Startaufstellung, wechselten aber nach der Aufwärmrunde auf Slicks und starteten aus der Boxengasse. Obwohl der Kurs stellenweise noch nass war, drehten die Topstars mit profillosen Slicks ihre Runden. Das war unter anderem eine Konsequenz aus den Erfahrungen, die in Assen gemacht wurden.

Titel-Bild zur News: Bridgestone

Mit den Slicks konnte zu Rennbeginn auch auf feuchte Strecke gefahren werden Zoom

Aus Reifensicht war auch der Sachsenring eine interessante Angelegenheit. Shinji Aoki, der die Entwicklungsabteilung bei Bridgestone leitet, analysiert die verschiedenen Faktoren, die am Sonntag alle zusammenkamen. Trotz der schwierigen Bedingungen gab es im Grand Prix nur einen Ausfall. Bemerkenswert war auch das Qualifying am Samstag, denn Marc Marquez stellte einen neuen Rundenrekord auf. Die alte Bestmarke wurde noch mit Qualifying-Reifen aufgestellt. Aoki erklärt im Gespräch auch die Unterschiede zwischen den alten Qualifyern und den aktuellen Slicks.

Frage: "Der Sachsenring ist bekannt dafür, dass es für die Fahrer und die Reifen ein anstrengender Kurs ist. Warum ist die Strecke für die Reifen eine Herausforderung und wie beeinflusst das die Reifenentwicklung?"
Shinji Aoki: "Es sind mehrere Faktoren, die den Sachsenring in Bezug auf die Reifenentwicklung zu einem der schwierigsten MotoGP-Strecken machen. Zunächst ist der Asphalt sehr aggressiv, was wiederum für hohen Reifenverschleiß sorgt. Dann gibt es viele langgezogene Kurven, in denen die Fahrer lange in Schräglage sind. Dadurch werden in der linken Reifenflanke extreme Temperaturen erzeugt."

"Dagegen besteht in der rechten Flanke das gegenteilige Problem. Sie muss so designt sein, dass sie rasch auf Temperatur kommt und diese auch hält. Aufgrund der Höhenunterschiede muss der Vorderreifen auch beim Bremsvorgang stabil sein. Alle diese unterschiedlichen Faktoren muss man bei der Reifenentwicklung für den deutschen Grand Prix in Betracht ziehen."

"Wenn man sich die Ergebnisse vom Rennwochenende ansieht, dann bin ich zufrieden, dass wir ein Reifenkontingent zur Verfügung gestellt haben, dass die richtige Balance zwischen Sicherheit, Performance und Haltbarkeit garantierte. Das Rennen fand bei gemischten Bedingungen statt, denn es hab noch nasse Stellen auf dem auftrocknenden Asphalt. Dennoch gab es fast keine Stürze im Rennen. Außerdem stellte Marc Marquez im Qualifying einen neuen Streckenrekord auf."


Fotos: MotoGP auf dem Sachsenring, Girls


Fahrer nutzen Erkenntnisse von Assen

Frage: "Auch das vorangegangene Rennen in Assen fand bei wechselhaften Bedingungen statt, obwohl diesmal alle Fahrer mit Slicks gestartet sind. War das eine Überraschung, weil noch einige Streckenabschnitte komplett nass waren?"
Aoki: "Obwohl der Asphalt auf dem Sachsenring und in Assen komplett unterschiedlich sind und nicht den gleichen Grip bieten, glaube ich, dass sie die Erfahrung mit den Slicks in Assen überzeugt hat, dass sie mit Slicks auf den feuchten Stellen fahren können. Der Großteil der Strecke war trocken genug, um zu pushen und die Reifen auf die optimale Temperatur zu bekommen."

"Das stellte sicher, dass sie auch auf den feuchten Stellen genug Grip hatten. Es liegt an der Entwicklung unserer Slicks, dass wir das Aufwärmverhalten und das Gefühl verbesserten, damit die Fahrer am Sonntag sicher und mit hohem Tempo fahren konnten."

Rekordjagd im Qualifying

Frage: "Im Qualifying am Samstag stellte Marc Marquez einen neuen Streckenrekord auf. Die alte Bestmarke wurde noch mit Qualifying-Reifen erzielt. Kannst du uns den prinzipiellen Unterschied zwischen Qualifying-Reifen und den derzeitigen Rennreifen erklären?"
Aoki: "Der alte Qualifying-Rekord wurde von Casey Stoner im Jahr 2008 aufgestellt, als er mit Bridgestone Qualifying-Reifen und einer Ducati gefahren ist. Die Konstruktion und die Mischung eines Qualifying-Reifens sind so gestaltet, dass der Fahrer für einen kurzen Zeitraum extrem hohen Grip zur Verfügung hat."

"Das geht auf Kosten der Haltbarkeit. Die Performance des Reifens lässt also rapide nach. Diese Reifen gab es noch zu den Zeiten des Reifenkrieges zwischen den Herstellern. Man musste sichergehen, dass deine Fahrer sich so gut wie möglich qualifizieren. Es ist ein Indikator dafür, wie wichtig Reifen für die Gesamtperformance eines Motorrades sind. Wir können Rundenrekorde brechen, die vor sechs Jahren mit Qualifying-Reifen aufgestellt wurden."

Marc Marquez

Marc Marquez pulverisierte den Rundenrekord von Casey Stoner Zoom

"Ich freue mich auch immer, wenn einer dieser Rekorde fällt. Vor allem, wenn es sich um einen für die Reifen schwierigen Kurs wie den Sachsenring handelt. Der Reifen muss auf diesem Kurs 30 Runden halten und bricht trotzdem Rekorde, die mit einem Reifen gefahren wurden, der nur für eine oder zwei Runden hielt. Das ist eine große Errungenschaft für uns. Marquez stellte den Rundenrekord mit der gleichen Reifenspezifikation auf, mit dem er auch das Rennen gefahren ist. Das zeigt die Vielseitigkeit der aktuellen MotoGP-Slicks."