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EBR: "Das hier ist die wahre Welt"

Erik Buell hat mit seinem EBR-Projekt den Sprung ins kalte Wasser gewagt und lässt sich von den schlechten Ergebnissen nicht abschrecken

(Motorsport-Total.com) - Mit dem Einstieg in die Superbike-WM hat EBR viele Motorrad-Fans überrascht. Erik Buell hat sich zum Ziel gesetzt, durch die Teilnahme an der Serie die Entwicklung der 1190 RX voranzutreiben. Damit verfolgt der US-Amerikaner ein ehrgeiziges Ziel, stellt sich dem Wettbewerb und kämpft gegen deutlich erfahrenere Hersteller wie Kawasaki, Aprilia oder Ducati, die reine Werksteams an den Start schicken.

Titel-Bild zur News: EBR Buell

Die EBR 1190 RX fährt in der Superbike-WM hinterher Zoom

"Vor vier Jahren haben wir bei Null begonnen. Im Frühjahr präsentierten wir unsere neue Straßenmaschine. Es ist irre, damit direkt in die Superbike-WM einzusteigen. Doch wir sind entschlossen, langfristig gesehen zu einem globalen Motorradhersteller heranzuwachsen", berichtet Buell im Gespräch mit 'Speed City. "Wir haben uns bewusst dazu entschieden, den harten Weg zu gehen, anstatt uns zu sagen, 'eines Tages werden wir das schon schaffen'. Man lernt schneller, wenn man unter Druck steht."

Von der Performance liegt EBR in der WM-Debütsaison weit zurück. Geoff May und Aaron Yates kämpfen momentan mit stumpfen Waffen. "Das hier ist die wahre Welt. Andere investieren Millionen für Laborversuche. Doch das funktioniert dann in der Praxis nicht. Man lernt nur auf der Rennstrecke, wenn man versucht, den Vorgaben eines Spitzenfahrers nachzukommen, der um Zehntelsekunden kämpft", rechtfertigt Buell das gewagte Engagement.

Buell will auf der Rennstrecke lernen

"Es geht nicht nur ums Gewinnen. Wir nehmen alle teil, um zu lernen - sowohl als Fahrer als auch als Ingenieur. Man möchte sein Level steigern. Am besten gelingt das, wenn man gegen die Besten fährt. Deswegen werden Jahr für Jahr neue Weltrekorde aufgestellt", fügt der Visionär hinzu. Im Gegensatz zu den aufwendig modifizierten Maschinen der Konkurrenz setzt EBR nahezu auf die Serien-Spezifikation.

"Unser Motorrad entspricht momentan einer Serienmaschine. Wir wollen herausfinden, wo unsere Stärken und Schwächen liegen. Uns ist bewusst, dass die Maschinen der Konkurrenz ein Vielfaches kosten und auf jahrelange Entwicklung zurückgreifen. Wir haben nicht so viel Geld. Wir können uns kein 15-Millionen-Engagement leisten", stellt Buell klar. "Wir müssen herausfinden, wo wir das Geld investieren müssen. Ich kann nicht alles finanzieren, aber einige Dinge. Ich möchte das Geld sinnvoll nutzen."


Fotos: World-Ducati-Week in Misano


Bisher tat sich EBR schwer, spürbare Fortschritte zu erzielen. Beim vergangenen Event in Kalifornien deckte das Team auf, dass man mit der WM-Spezifikation langsamer war als vor einem Jahr im AMA-Trimm: "Das Rennwochenende in Laguna war besonders interessant für uns. Wir verwendeten im Vergleich zum vergangenen Jahr eine hochentwickelte Elektronik und Highend-Federelemente. Im Vorjahr fuhren wir mit der Serienelektronik. Doch die Wahrheit ist, dass wir langsamer waren als vor einem Jahr. Wir haben also herausgefunden, dass sich einige Dinge negativ auswirkten", bemerkt Buell.

Es fehlen etwa 35 PS

Doch was sind die größten Mankos der 1190 RX? "Am deutlichsten ist, dass wir bei der Leistung zurückliegen. Es ist sehr teuer, diesen Rückstand aufzuholen. Ich denke nicht, dass uns das gelingen wird", grübelt Buell, der davon ausgeht, dass Tom Sykes' ZX-10R etwa 35 PS mehr ans Hinterrad weiterleitet als der Zweizylinder der 1190 RX: "Die Kawasaki hat 247 PS. Wir liegen momentan bei etwa 212 PS. Das ist ein großer Unterschied."

Doch auch die Federelemente harmonierten zuletzt nicht besonders gut. In Laguna Seca wollte man zur AMA-Einstellung zurückkehren, hatte aber nicht die nötigen Teile dabei: "Auffällig war, dass unsere Federelemente nicht gut arbeiteten. Wir sind zu Öhlins gegangen, doch sie hatten leider nicht die nötigen Teile dabei, um uns zu helfen. Es fehlten die Gabelinnereien, um zum Setup aus dem Vorjahr zurückzukehren", berichtet Buell, der davon ausgeht, in der kommenden Saison einen Schritt nach vorn zu machen.