USA: Große Probleme beim Motorrad-Nachwuchs

Mit dem Rücktritt von Colin Edwards verliert die USA einen weiteren MotoGP-Fahrer - Edwards und Nicky Hayden sehen große Probleme beim Nachwuchs in der AMA

(Motorsport-Total.com) - Die USA haben die Geschichte der Motorrad-WM maßgeblich geprägt. Eddie Lawson, Kenny Roberts, Wayne Rainey, Freddie Spencer und Kevin Schwantz zählen zu den großen Legenden und sind allen ein Begriff. In den vergangenen Jahren spielten die US-Amerikaner allerdings kaum eine Rolle. Vor allem die Spanier geben den Ton an und haben auch den Italienern den Rang abgelaufen. Mit Nicky Hayden wurde im Jahr 2006 zum letzten Mal ein US-Amerikaner Weltmeister. Beim Blick in die Nachwuchsklassen sieht es ebenfalls trist aus.

Titel-Bild zur News: Nicky Hayden, Shinya Nakano

Im Jahr 2006 gewann Nicky Hayden als letzter US-Amerikaner den WM-Titel Zoom

Ben Spies galt nach seinem Titel in der Superbike-WM als nächste große Hoffnung, doch der Texaner konnte sich in der MotoGP nie richtig durchsetzen und musste seine Karriere nach den zahlreichen Schulterverletzungen im Vorjahr beenden. Nun erklärte auch Routinier Colin Edwards im Alter von 40 Jahren seinen Rücktritt zum Saisonende 2014. Der zweifache Superbike-Weltmeister fuhr seit 2003 in der MotoGP, konnte aber bislang kein einziges Rennen gewinnen.

Beim Blick in die Nachwuchsklassen leuchtet lediglich neben einem Fahrer die US-Flagge auf: Josh Herrin ist in dieser Saison mit Caterham in die Moto2 eingestiegen. Weitere Talente sind auch mit der Lupe kaum zu entdecken. Woran liegt es, dass keine Nachfolger für Roberts, Rainey und Co. in die MotoGP kommen?

"Sie müssen hierher in gute Serien kommen. Das ist das große Problem", meint Edwards und spricht die AMA Superbike-Serie an. "Josh hat es geschafft. Wenn man sich die Spanische Meisterschaft ansieht, dann funktioniert sie. In den USA muss etwas ähnliches entstehen." Die einst starke Amerikanische Meisterschaft ist derzeit nur noch ein Schatten seiner selbst. In diesem Jahr sind sechs Rennen geplant. Mediale Aufmerksamkeit genießt die Superbike-Szene in den USA kaum.

Hayden spricht Klartext

Hayden kennt die Serie gut, denn sein Bruder Roger fährt auch in diesem Jahr in der "Pro Superbike"-Klasse. "Das Problem begann vor einigen Jahren, als die Wirtschaftskrise begann. Die Kids mit Talent erhielten keine Motorräder, weil diese an Kids gingen, die weniger talentiert waren, aber für das Motorrad bezahlt haben. Viele gute Kids bekamen keine Chance, weil niemand für sie bezahlte. Deshalb mussten sie sich richtige Jobs suchen", spricht Hayden Klartext. "Das ist ein großes Problem."

"Ich möchte nicht zu negativ sein, aber die Serie besteht nur aus fünf Rennen zu je zwei Tagen. Das gibt den 16 oder 17-Jährigen kaum Erfahrung. Das macht es schwierig. Wir wissen auch, dass der Wettbewerb nicht der Beste ist, denn es fahren nur vier oder fünf Jungs. Niemand wird sein Maximum geben. In Spanien fahren 20 Jungs schnell. Die jungen Amerikaner können zwar immer noch über die Superbike-WM kommen, aber die richtig schnellen Leute kommen derzeit aus der Moto2. Ich glaube deshalb, dass das der richtige Weg wäre."

Josh Herrin

Josh Herrin versucht in diesem Jahr in der Moto2-Klasse sein Glück Zoom

Herrin gewann im Vorjahr mit einer Yamaha R1 den Meistertitel in der Topklasse. Er entschied sich aber nicht für den Weg in die Superbike-WM, sondern für die Moto2. Die Zeiten sind vorbei, als die Topstars in Amerika direkt bei Werksteams in der Weltmeisterschaft einen Vertrag erhielten. "Ich sehe es so wie Nicky", meint Herrin. "Ich hatte Glück. Mein Manager versucht seit zwei, drei Jahren im Moto2-Fahrerlager etwas für mich zu finden. Ich bedanke mich auch bei meinen Freunden bei Yamaha, denn sie haben mir geholfen."

"Der Zeitpunkt war für mich sehr gut, denn ich habe die Meisterschaft gewonnen. Es wäre gut, wenn in der AMA mehr Rennen gefahren werden würden und der Wettbewerb etwas härter wäre. Es gibt schnelle Jungs, aber viele zahlen für ihren Platz. Ich kenne einige Leute, die sich das nicht leisten konnten. Es ist ziemlich schwierig, in den USA im Motorradrennsport groß zu werden. In Europa ist es sicher einfacher."