powered by Motorsport.com
  • 07.08.2012 17:01

Marquez: "Ich möchte mit einem Titel aufsteigen"

Marc Marquez verschwendet noch keinen Gedanken an die Zukunft in der MotoGP, sondern konzentriert sich auf den Titelkampf in der Moto2

(Motorsport-Total.com) - Den Moto2-Titel im Visier, die MotoGP im Blick. Marc Marquez führt nach der ersten Saisonhälfte die Moto2 an und wird im kommenden Jahr in der MotoGP die Nachfolge von Casey Stoner im Honda-Werksteam antreten. Im Interview spricht der Spanier über den bisherigen Saisonverlauf, seine Chancen im Titelkampf und seine härtesten Rivalen. Außerdem erklärt er, was aus dem Bruchpiloten Marquez einen konstanten Punktesammler gemacht hat und weshalb er die MotoGP noch völlig aus den Gedanken verdrängt.

Titel-Bild zur News: Marc Marquez

Marc Marquez wirkt im Vergleich zum Vorjahr deutlich gereift

Frage: "Marc, die erste Hälfte der Weltmeisterschaft ist gelaufen und du hast 34 Punkte Vorsprung. Du hast vier Rennen gewonnen und standest in drei weiteren auf dem Podium. Darüber hinaus wurdest du für die kommende Saison schon vom Honda-Werksteam verpflichtet. Könntest du dir noch mehr wünschen?"
Marc Marquez "Nein, nicht wirklich. Die erste Saisonhälfte ist sehr gut gelaufen. Auf einigen Strecken war es für uns schwieriger, da hatten wir zu kämpfen. Aber alles in allem haben wir einen guten Job gemacht."

"In den ersten Rennen, vor denen wir nach meinem Ausfall in der Saisonvorbereitung die meisten Sorgen hatten, haben wir gute Resultate erzielt. Später wurden die Rennen dann etwas schwieriger, aber generell können wir ein positives Fazit ziehen. Und die Bekantgabe in Mugello, dass ich im nächsten Jahr in der MotoGP fahren werde, war eine tolle Nachricht. Da wird ein Traum wahr, ich danke Herrn Nakamoto (Shuhei, HRC-Vizepräsident) dafür."

Volle Konzentration auf die Moto2

Frage: "Die Bekantgabe, dass du in das MotoGP-Werksteam von Honda aufsteigst, hat viel Aufsehen erregt. Setzt sich das zusätzlich unter Druck?"
Marquez "Nein, ich bin mir völlig im Klaren darüber, worauf ich mich konzentrieren muss, und das ist die Moto2. Mit den Nebenwirkungen muss ich leben, es ist normal und auch gut, dass sich die Leute dafür interessieren und Fragen stellen. Am Donnerstag in Mugello gab es einen regelrechten Ansturm der Presse, da hatte ich viel zu tun, aber nachdem das erledigt war, konzentrierte ich mich völlig auf die Moto2. Ich möchte in diesem Jahr gewinnen und mit einem Titel aufsteigen."

Frage: "Welche Note von eins bis zehn würdest du deiner Saison bis jetzt geben?"
Marquez "Das hängt von vielen Faktoren ab, aber im Durchschnitt würde ich 8 oder 8,5 sagen, denn obwohl wir vieles richtig gemacht haben, gab es auch Phasen, in denen uns Fehler unterlaufen sind, die wir abstellen müssen. Am Wichtigsten ist aber, dass wir unsere Konstanz im Vergleich zum Vorjahr deutlich verbessert haben, was mit Blick auf das Saisonende entscheidend sein kann."

Frage: "Vor einem Jahr war die Situation anders. Da hast du den Spitzenreiter gejagt und mussten einen Rückstand aufholen. Was hat sich in den 365 Tagen verändert?"
Marquez "Vor allem habe ich mehr Erfahrung und kenne die Klasse besser. Vor einem Jahr hatte ich zu diesem Zeitpunkt vier Ausfälle zu Buche stehen, in diesem Jahr nur einen - und das war im Nassen. Wir können zufrieden sein, dürfen uns aber nicht darauf ausruhen. Wie wir in Mugello gesehen haben, können auch andere Fahrer schnell fahren. Wenn ich mich auf dem Motorrad nicht völlig wohlfühle, habe ich einige Schwierigkeiten, und vor einem Jahr bin ich in solchen Situationen mitunter gestürzt. Aber ich habe dazugelernt, bin auch mit einem fünften Platz zufrieden und nehme die Punkte für die Meisterschaft mit."

Moto2

Marquez vor Iannoe, Espargaro und Lüthi: Die Rivalen um den Moto2-Titel Zoom

Frage: "Was werden in den verbleibenden Rennen die entscheidenden Faktoren im Titelkampf sein?"
Marquez "Das hängt von vielen Faktoren ab: Wie viele Rennen werden im Nassen gefahren, wie viele im Trockenen, was machen meine Rivalen, wie fühle ich mich auf dem Motorrad ... Wir sollten froh sei, dass wir 34 Punkte Vorsprung haben, ein Rückstand wäre viel schlechter. Das ist ein Vorteil, den wir im Kampf um den Sieg ausnutzen können, aber wir sollten uns davon auch nicht blenden lassen, denn den Vorsprung kann man bei acht Rennen auch leicht wieder einbüßen."

Iannone und Espargaro Hauptrivalen

Frage: "Wie schätzt du deine Rivalen ein? Wer macht auf dich den stärksten Eindruck?"
Marquez "Iannone und Espargaro sind die beiden stärksten. Iannone ist ein Fahrer, der an einem guten Tag sehr schnell sein kann, während Pol in den vergangenen Rennen und Trainings sehr konstant war. Lüthi ist auch ein schneller und konstanter Fahrer, der Kampf gegen sie wird nicht einfach."

Frage: "Valentino Rossi hat gesagt, dass eine deiner herausragendsten Eigenschaften ist, dass du auch dann um den Sieg kämpfen kannst, wenn du nicht der Schnellste bist. Stimmt das, und wie ist das möglich?"
Marquez "Manchmal passiert das. Es kann sein, dass die eine Strecke nicht richtig liegt oder du an diesem Wochenende nicht der Schnellste bist, aber in diesen Momenten musst du alles geben und deine Karten richtig ausspielen. Du musst in jeder Situation 100 Prozent geben."

Frage: "Stell dir einmal vor, du stehst in der Startaufstellung neben Pedrosa, Lorenzo und Rossi und die Ampeln gehen aus. Was geht dann in dir vor?"
Marquez "Jetzt noch gar nichts (lacht, Anm. d. Red.). Aber so Gott will, wird dies Wirklichkeit."

Frage: "Und, wenn du dir vorstellst, dass du den gleichen Overall wie Stoner und Pedrosa tragen wirst, kribbelt es dann im Bauch?"
Marquez "Ehrlich gesagt mache ich mir darüber noch gar keine Gedanken. Ich glaube, wenn das letzte Rennen in Valencia gelaufen ist und ich das Motorrad zum ersten Mal testen werde, dann wird die Anspannung einsetzen. Derzeit konzentriere ich mich nur auf die Moto2, das nächste Jahr kommt schnell genug."