powered by Motorsport.com

Mielke freut sich auf Bradl-Festspiele

Der 'Sport1'-Kommentator spricht über das gestiegene MotoGP-Interesse in Deutschland und lobt - unabhängig vom Sturz in Assen - die Entwicklung von Stefan Bradl

(Motorsport-Total.com) - Die deutschen MotoGP-Fans fiebern seit Monaten dem Grand Prix auf heimischem Boden entgegen. Nach langem Kampf und großer Ungewissheit kehrt die Königsklasse des Motorradsports am Wochenende wieder an die Stätte zurück, die seit 1998 ein Garant für Zuschauermengen ist: Die MotoGP am Sachsenring hat zweifellos Kultstatus. Zudem können die deutschen Fans durch Stefan Bradls Aufstieg in die MotoGP endlich wieder einem deutschen Fahrer zujubeln.

Titel-Bild zur News: Edgar Mielke

Edgar Mielke denkt, dass sich das MotoGP-Interesse weiter steigern wird

Bereits im Vorjahr hatten die Motorrad-Fans Grund zur Freude. Mit dem Moto2-Titel versetzte Bradl seine Landsleute in Feierstimmung. Dieses Jahr konnte er den Hype weiter steigern. "Er fährt jetzt gegen die Besten der Welt - er fährt gegen Rossi und Co. und schlägt sie teilweise", bemerkt 'Sport1'-Kommentator Edgar Mielke, der Bradl ein sehr gutes Zeugnis ausstellt, auch wenn nicht immer alles perfekt klappt: "Zwar ist er in Assen gestürzt, doch da muss man sich genauer ansehen, wie das passierte: Er ist gestürzt, als er gerade Platz drei attackierte. Und das für einen Rookie. Mehr geht nicht."

"Die Leute vom Team sind absolut happy und die Konkurrenz hat ihn auf der Rechnung. Startplatz vier in Assen, auf einer Strecke, die er nicht so mag - das ist großes Kino", lobt Mielke, der die Erwartungen für das Heimrennen niedrig halten möchte: "Für den Sachsenring würde ich nicht allzu viel erwarten. Da kommt noch der ganze Druck hinzu. Wenn er so weitermacht wie bisher, dann ist alles gut."

Mielke von Bradl beeindruckt

"Mit Ausnahme von Jorge Lorenzo ist er der beste Rookie der letzten 15 bis 20 Jahre. Er ist deutlich besser als Marco Simoncelli im ersten Jahr, deutlich besser als Cal Crutchlow. Das ist auffällig", stellt der 'Sport1'-Kommentor im Gespräch mit 'Motorsport-Total.com' klar. "In Assen ist er zwar gestürzt, doch ansonsten ist es auffällig, wie selten er stürzt, trotz seines Tempos. Das hätten ihm viele nicht zugetraut, dass er im vierten Rennen in Le Mans bei schwierigen Bedingungen auf Platz fünf fährt. Viele hätten ihm auch nicht zugetraut, dass er in seiner ersten Saison so ein Qualifying-Ergebnis wie in Assen einfährt."

Doch trotz der starken Leistungen des Deutschen ist man hierzulande noch weit von spanischen Zuständen entfernt. "Stefan hat nicht einen deutschen Sponsor. Das zeigt die Problematik", erklärt Mielke, der aber eine positive Entwicklung beobachtet: "Da gibt es ja auch mittlerweile Veränderungen. Es gibt ein paar Leute, die versuchen, die MotoGP auf das Level zu bringen, das ihr gebührt. Die MotoGP auf dem Sachsenring ist die größte deutsche Sportveranstaltung der letzten zehn Jahre, was die Zuschauerzahlen angeht - nur weiß es leider keiner."

Stefan Bradl

Stefan Bradl steht am Sachsenring ein stressiges Wochenende bevor Zoom

"Die Fahrer können aus meiner Sicht im Moment nicht mehr viel machen. Stefan ist im vergangenen Jahr Weltmeister geworden, jetzt fährt er MotoGP - viel mehr geht nicht. Ich glaube, wenn er es schaffen würde, konstant um Podestplätze zu fahren, wäre das der nächste Schritt. Das ist aber noch ein weiter Weg", ist sich Mielke bewusst.
"Stefan fühlt sich in seinem Team wohl und ist da auch sehr gut aufgehoben. Das ist eine absolute Profitruppe. Christophe Bourguignon, sein Cheftechniker, und Lucio (Cecchinello; Teamchef; Anm. d. Red) wissen genau, was sie machen. Das ist für einen Rookie - man darf ja nicht vergessen, dass der Bursche erst 22 Jahre alt ist - schon perfekt. Das ist auch fürs zweite Jahr perfekt", so der MotoGP-Kommentator.

Gestiegenes Zuschauerinteresse

Erfreulich: 'Sport1' konnte durch Bradls Aufstieg in die MotoGP eine Steigerung der Zuschauerzahlen am Sonntag beobachten. "Dieses Jahr haben einige Rennen der MotoGP-Klasse bis zu 20 Prozent bessere Quoten erzielt als im Vorjahr", freut sich Mielke, der sich sicher ist, dass das Interesse der Deutschen weiter steigen wird: "Man muss Geduld haben und weiter daran arbeiten. 'Sport1' hat noch drei Jahre lang die Rechte für die MotoGP."

"Nach den drei Jahren muss man dann mal vergleichen. Wenn sich der Stefan in der MotoGP stabilisiert hat und Sandro (Cortese; Anm. d. Red.) den Titel holen sollte, sieht das schon wieder ganz anders aus. Das sind alles kleine Schritte. Die kosten Zeit", erläutert er. "Aber die Sportart war seit Ende der 1990er ja in der Versenkung verschwunden. Das kann man nicht anders beschreiben."


Fotos: MotoGP in Assen