Die CRT-Halbzeitbilanz

Die CRTs konnten sich in den ersten neun Rennen nur selten in Szene setzen, werden aber auch 2013 fahren - Kevin Schwantz von der Entwicklung enttäuscht

(Motorsport-Total.com) - Die von vielen Experten vorhergesagte Zwei-Klassen-Gesellschaft ist in der MotoGP ohne Zweifel Wahrheit geworden. In den bisherigen neun Saisonrennen taten sich die Piloten mit den wesentlich günstigeren Maschinen schwer, den Prototypen zu folgen. Selbst auf Kursen wie dem Sachsenring waren die Werks- und Satellitenmaschinen von Yamaha, Honda und Ducati klar überlegen. In der Fahrerwertung liegt Aspar-Pilot Randy de Puniet als bester CRT-Vertreter momentan auf Position zwölf und somit lediglich vor dem verletzten Cardion-Pilot. Karel Abraham.

Titel-Bild zur News: Randy de Puniet

CRT bleiben erhalten: Auch 2013 wird es ein Rennen im Rennen geben

Vor allem die extremen Topspeed-Unterschiede wurden von den Piloten der deutlich schnelleren Prototypen immer wieder kritisiert. Bisher gab es keine ernsten Zwischenfälle, doch Unterschiede von bis zu 50 km/h ergeben ein gewisses Risiko. Die FIM und die Dorna sind sich nach wie vor einig, dass die MotoGP günstiger werden muss und halten demzufolge an der CRT-Idee fest - zumindest solange, bis die Hersteller reagieren und günstige Alternativen anbieten.

"Es wird in der MotoGP weiterhin CRTs geben. Das Ziel besteht darin, dank der Entwicklungsarbeit und neuer Regeln 2014 konkurrenzfähigere Motorräder zu bauen", wird FIM-Präsident Vito Ippolito von 'Motosprint' zitiert. "Wie haben bei den Herstellern angefragt, ob sie Production Racer bauen möchten. Das war viele Jahre lang ein persönliches Ziel von mir. Aber sie wollten es nicht und deshalb gab es keine andere Lösung, als einen neuen Motorrad-Typ einzuführen. So entstand die CRT-Idee."

Rettet Hondas Production Racer die MotoGP?

Besonders Hondas Idee, für eine Million Euro einen Production Racer anzubieten, wird von Ippolito begrüßt: "Ich gehe davon aus, dass dieses Motorrad gebaut wird und hoffe, dass weitere Hersteller der Idee folgen. Wir bei der FIM sind uns mit der Dorna einig: Wir möchten die Hersteller überzeugen, diese tollen Production Racer zu bauen, die in den 1980ern und 1990ern gut funktionierten und die Szene am Leben gehalten haben."

"Echte Rennmotorräder, wettbewerbsfähig, aber nicht zu teuer. Das ging in der 500er-Zeit und kann auch in der MotoGP funktionieren", ist sich der FIM-Präsident sicher. Langfristig soll in der MotoGP ein Reglement geschaffen werden, dass den Herstellern für viele Jahre konstante Regeln bei überschaubaren Kosten garantiert. Die Medienwirkung der MotoGP interessiert alle Motorrad-Hersteller, doch momentan verschlingt die Entwicklung eindeutig zu viel Geld.

Shuhei Nakamoto

Shuhei Nakamoto hat bestätigt, dass HRC an einer günstigen Alternative arbeitet Zoom

"Wir arbeiten mit der Dorna an neuen Regeln, weil wir Hersteller wie BMW, Suzuki, Kawasaki und Aprilia gewinnen möchten", bemerkt Ippolito. Das neue Reglement soll ab 2014 in Kraft treten. Eine Einheits-ECU und eine festgeschriebene Maximaldrehzahl sollen die Basis bilden. Auch wenn sich die momentan vertretenen Hersteller dagegen wehren, scheint die MotoGP der Moto3 und Moto2 zu folgen, die eindrucksvoll beweisen, dass dadurch spannender Rennsport geboten wird.

Schwantz kritisiert CRT-Entwicklung

Ex-Pilot Kevin Schwantz würde eine Suzuki-Rückkehr sicher mit Freude erfüllen. Der Mann mit der legendären Startnummer 34 ist nach wie vor oft bei den Rennen der MotoGP vor Ort. Zu den CRT-Bikes hat der US-Amerikaner eine klare Meinung: "Wir haben die CRTs nun eine halbe Saison lang beobachtet und ich bin mir nicht sicher, ob jeder davon überzeugt ist, dass es die richtige Richtung ist", wird er von 'SuperbikePlanet.com' zitiert.

"Man hört einige Geschichten darüber. Ich war bei einer Suzuki-Veranstaltung in Aragon. Die Fahrer aus der nationalen Meisterschaft fuhren mit ihren Suzukis ein paar Tage nach dem MotoGP-Test. Viele CRT-Bikes waren langsamer als die Jungs aus der Spanischen Meisterschaft", erklärt Schwantz. "Ich bezweifle, dass es gut für die Serie ist."

Kevin Schwantz

Kevin Schwantz rätselt, warum sich die CRTs so schwach entwickeln Zoom

Motorrad-Legende Schwantz ist enttäuscht, dass sich seit dem Saisonbeginn so wenig getan hat: "Es scheint, als ob sich die CRTs nicht besonders stark entwickelt haben. Wenn wir zu kürzeren, engeren Strecken kommen, sind sie näher dran. Wenn die Bedingungen widrig sind, kommen sie näher heran. Aber ehrlich gesagt habe ich bei den CRTs nicht die Entwicklung gesehen, die ich erwartet hatte", analysiert er. Eine Möglichkeit, die Claiming-Rule-Piloten näher an die Prototypen zu bringen, wäre ein eigener Reifen. Schwantz wünscht sich, dass Reifenhersteller wie Dunlop oder Michelin die Initiative ergreifen und in naher Zukunft eine Alternative zu den oft kritisierten Bridgestone-Pneus anbieten.