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  • 01.09.2011 13:32

Roczen: Mit 17 auf der Überholspur zum WM-Sieg

Er ist erst 17 Jahre alt und mischt die Motocross-Szene schon gewaltig durcheinander - Ken Roczen kann am Wochenende den WM-Titel in der MX2-Klasse gewinnen

(Motorsport-Total.com/SID) - Blaue Augen, strohblonde Haare, ein perfektes Lächeln: Ken Roczen ist nicht etwa die neueste musikalische Entdeckung einer Casting-Show, sondern mit seiner KTM 250 SX-F Deutschlands größte Motocross-Hoffnung. Der erst 17-jährige ist in den USA bereits ein Star. Und auch in Deutschland macht der Thüringer immer mehr auf sich aufmerksam. Nach Platz zwei im vergangenen Jahr gibt es in dieser Saison nur ein Ziel: die Weltmeisterschaft in der MX2-Klasse.

Titel-Bild zur News: Ken Roczen

Ken Roczen kann sich am kommenden Wochenende zum MX2-Champion krönen

Roczen führt vier Rennen vor Saisonende mit 43 Punkten Vorsprung die Wertung vor dem Niederländer Jeffrey Herlings an. Sollten ihm im schwäbischen Gaildorf am Sonntag zwei Siege gelingen und sein ärgster Konkurrenz einmal Dritter werden, würde sich der Traum vom Titelgewinn schon vor dem letzten Rennwochenende in Fermo (Italien) erfüllen. "Ken kann es leider noch nicht aus eigener Kraft schaffen, aber unsere Ausgangssituation ist sehr gut", sagt Roczens Manager Bert Poensgen.

Roczens Karriere liest sich wie ein Drehbuch und ist mit Superlativen gespickt. Jüngster deutscher Motocross-Meister, jüngster Gewinner des ADAC MX Masters, jüngster Grand-Prix-Sieger in der MX2 aller Zeiten. Sein Talent blieb nicht lange verborgen. Mit nur zehn Jahren begann er professionell zu agieren und holte mehrere deutsche Meistertitel.

Mit dem Wechsel in die 250ccm-Klasse der MX2 rückte der Mattstedter ab 2009 immer mehr in den Blickpunkt. Platz fünf in der Endabrechnung sorgte für ein erstes Achtungszeichen - und das, obwohl er erst nach seinem 15. Geburtstag mit vier Rennen Verspätung in die WM eingreifen konnte. 2010 stand Roczen zehnmal ganz oben auf dem Podium und wurde Vizeweltmeister.

Einer, der sein Talent früh erkannte und förderte, ist Poensgen. "Ken ist für mich seit Beginn unserer Partnerschaft das größte Motocrosstalent, das ich kenne. Mit seinen 17 Jahren geht er schnurgerade seinen Weg, den er sich schon vor Jahren ausgesucht hat", sagt Poensgen.

Bei den Rennen kann Roczen, der aus der kleinen Gemeinde Mattstedt im Weimarer Land stammt, auf die Unterstützung seiner Eltern bauen. Vater Heiko Klettka, zu DDR-Zeiten Motocross-Pilot, und Mutter Steffi sind oft dabei. Die Abwicklung der Geschäfte - unter anderem das Merchandising der eigenen Kollektion - wurde in die Firma Katja Poensgen Sportmarkting eingebracht.

Der Verkauf von Artikeln mit Roczens Startnummer scheint besonders in Übersee gut zu laufen. Dort bestritt der Thüringer vor bis zu 50.000 Zuschauern bereits von Januar bis Mai die hochwertigen Rennen der AMA Supcross Lites West Coast Serie.

Roczen kennt die Vorzüge der amerikanischen Klassen: "Ich habe gerade als Motocrossprofi Amerika lieben gelernt. Der Sport hat in den USA einen deutlich besseren Stellenwert als in Europa. Die besten Fahrer der Welt sind dort, hunderte Strecken kann man befahren", sagt der Youngster, der sich bei einer besseren Vermarktung durchaus auch eine stärkere Begeisterung für die Motocross-Weltmeisterschaft in Deutschland vorstellen kann.

Dass der 17-jährige aufgrund seiner Erfolge abheben könnte, glaubt Poensgen nicht: "Die Gefahr besteht natürlich immer, aber er hat es bis heute geschafft, auf dem Boden zu bleiben. Ich weiß, dass viel auf ihn einströmen wird. Doch Ken schafft das."