• 14.01.2011 13:23

Ezpeleta: "Brauche einen Vettel auf zwei Rädern"

Dorna-Boss Carmelo Ezpeleta im Interview: Der Wunsch nach einem deutschen Topstar und die Angst vor der Zeit nach Valentino Rossi

(Motorsport-Total.com/SID) - Sein Spitzname lautet "Zweirad-Ecclestone". Seit 1992 ist Carmelo Ezpeleta mit der Dorna im Besitz der Rechte für die Motorrad-WM und nimmt damit in der Zweiradszene dieselbe Rolle ein wie Bernie Ecclestone in der Formel 1. Im Interview spricht der 64 Jahre alte Katalane über die Zukunft der MotoGP, eine Zeit nach Superstar Valentino Rossi, den tödlichen Unfall des Japaners Shoya Tomizawa und seinen größten Wunsch - einen deutschen Spitzenfahrer in der Königsklasse.

Titel-Bild zur News: Carmelo Ezpeleta

Carmelo Ezpeleta wünscht sich einen deutschen Superstar in der MotoGP

Frage: "Ihrem Formel-1-Pendant Bernie Ecclestone fehlen in seiner Serie noch ein Chinese und eine Frau. Was fehlt der MotoGP?"
Ezpeleta: "Vor allem ein Deutscher."

Frage: "Sie meinen, ein Sebastian Vettel auf zwei Rädern?"
Ezpeleta: "Ja, genau so etwas. Wir stehen natürlich auf einer anderen Stufe als die Formel 1. Uns fehlen noch einige Dinge. Auch für uns wäre ein Chinese gut, die Chance für Frauen in der MotoGP sehe ich aufgrund der körperlichen Voraussetzungen eher als schlecht an. Grundsätzlich ist jeder willkommen, aber ein starker Deutscher, das wäre schon was."

Frage: "Die Formel 1 weiß gleich zwei deutsche Superstars in ihren Reihen. Im Vorjahr haben Sie im Interview erklärt, keine Angst vor dem Comeback von Michael Schumacher zu haben. Hatten Sie Recht oder haben Sie 2010 Zuschauer und Sponsoren verloren?"
Ezpeleta: "Nein, es war ein gutes Jahr."

Wenn Rossi mal geht...

Frage: "Die Formel 1 macht immer wieder durch Skandale auf sich aufmerksam, die MotoGP nicht. Bietet Ihre Serie die schlechtere Show oder ist sie einfach seriöser?"
Ezpeleta: "Man muss uns nicht immer vergleichen. Die Formel 1 ist unser Freund, nicht unser Feind. Sie ist eben die Nummer eins im Motorsport, und vor der Arbeit von Bernie Ecclestone habe ich den allergrößten Respekt. Wir haben aber auch unseren Platz. Ich denke nicht, dass Skandale nötig sind für eine gute Show. Auch für die Formel 1 sind sie nicht immer gut."

Frage: "Sie haben in Valentino Rossi einen der größten Sportstars unserer Zeit im Feld. Doch Rossi ist bereits 31 und hat immer wieder angekündigt, irgendwann in eine Autoserie zu wechseln. Wie sehr fürchten Sie diesen Tag?"
Ezpeleta: "Valentino ist das Idol der MotoGP, einer der besten Fahrer der Geschichte. Er wird leider nicht ewig fahren, das werden wir nicht ändern können. Aber erst einmal hat er sich bei Ducati eine neue Herausforderung gesucht. Und wenn er eines Tages zurücktritt, wird die Motorrad-WM so weiterleben, wie sie es nach den Abgängen von Giacomo Agostini, Mick Doohan oder Wayne Rainey auch getan hat. Mit Rossi ist es immer besser, aber es geht auch ohne ihn."

Frage: "Dafür muss die MotoGP grundsätzlich als eigene Marke immer weiterentwickelt werden. Wie wollen Sie dies gewährleisten?"
Ezpeleta: "Wir bieten jetzt schon eine gute Show, aber man kann sich immer verbessern. In der MotoGP zum Beispiel haben wir nur 17 Bikes am Start. Diese sind leistungsmäßig ganz dicht beieinander, wir sehen hervorragende Leistungen. Aber 2012 wollen wir mindestens 22 Bikes. Dafür wollen wir die MotoGP leichter finanzierbar machen, vor allem für unabhängige Teams."


Fotos: Präsentation der Ducati Desmosedici GP11


Es gibt Gespräche mit BMW

Frage: "Halten Sie einen Einstieg von BMW in die MotoGP für möglich?"
Ezpeleta: "Möglich natürlich. Wir führen auch immer wieder Gespräche. Es liegt an uns, den Teams ein Paket anzubieten, das ihnen zusagt."

Frage: "Im Vorjahr wurde die Moto2 als Nachfolgeklasse der 250er eingeführt. Wie zufrieden waren Sie mit dem Premierenjahr?"
Ezpeleta: "Es gab diesen fürchterlichen Unfall von Shoya Tomizawa, deshalb kann ich nicht sagen, dass ich total zufrieden bin. Aber außer diesem tragischen Aspekt war alles okay."

Frage: "Nach dem tödlichen Unfall gab es neue Sicherheitsdebatten. Haben Sie daraus Konsequenzen gezogen?"
Ezpeleta: "Wir diskutieren in der Sicherheitskommission ständig über mögliche Verbesserungen. Wir prüfen immer, was wir tun können, um den Fahrern die höchstmögliche Sicherheit zu bieten. Dieser spezielle Fall war einfach nur ein großes Unglück, das sich durch nichts hätte vermeiden lassen."