Die sechste Station im MotoGP-Kalender 2014: Mit Mugello steht eine der schönsten Strecken auf dem Plan. Die meisten Fahrer fiebern dem Trainingsauftakt auf der flüssigen Piste in der Toskana entgegen.
Bei der traditionellen Pressekonferenz am Donnerstag analysieren die Fahrer die Kräfteverhältnisse. Die große Frage, die sich jeder stellt: Können die Yamaha-Werkspiloten die Siegesserie von Weltmeister Marc Marquez endlich beenden?
Valentino Rossi bestreitet in Mugello seinen 300. Grand Prix. Vor dem Jubiläum lobt der Publikumsliebling seinen Schützling Romano Fenati. Der ambitionierte Moto3-Pilot hält Rossi jung.
Ab Mugello ist es den Teams freigestellt, die 340 Millimeter großen Bremsscheiben auf jedem Kurs zu verwenden. Besonders bei Yamaha und Ducati begrüßt man diese Entscheidung.
Bei Forward erhält Routinier Colin Edwards das neu entwickelte Chassis. Bei den bisherigen Veranstaltungen beklagte sich der "Texas Tornado" über das zu steife Yamaha-Chassis, das ihm kein Gefühl vermittelt. Ab der kommenden Saison muss Forward ohnehin ein eigenes Chassis verwenden, da Yamaha ab 2015 nur noch Motoren liefert.
Marco Simoncelli, der vor knapp drei Jahren sein Leben verlor, wird im Rahmen des Mugello-Wochenendes in den Kreis der MotoGP-Legenden aufgenommen. Simoncelli ist der 21. Fahrer, der zu diesem erlesenen Kreis gehört.
Freund Valentino Rossi ehrt "Super Sic" mit einem Spruch auf seiner Lederkombi. Der Dainese-Einteiler wird am 18. Juni in einer Auktion angeboten. Interessierte Fans sollten auf der offiziellen Dainese-Website vorbeischauen, die am 13. Juni einen Relaunch erhält.
Beim Trainingsbeginn setzt sich "Vale" vor den heimischen Fans stark in Szene. Im ersten Training ist der Yamaha-Werkspilot der erste Verfolger von Marc Marquez, der auch in Mugello mit einer Trainingsbestzeit ins Wochenende startet.
Wem die Fans in Mugello die Daumen drücken, wird mit einem Blick auf die Tribünen klar. Die Masse trägt Gelb. Doch am Freitagnachmittag hält sich die Action in Grenzen.
Ein leichter Regenschauer hindert die MotoGP-Piloten daran, weitere Erfahrungen zu sammeln. In der Zeitenliste tauchen nur vier Fahrer mit gezeiteten Runden auf.
Weltmeister Marquez lässt sich durch das Wetter nicht die Laune vermiesen. Der Spanier beendet den ersten Tag als Schnellster und geht damit als Favorit für die Pole-Position in dne Samstag.
Formel-1-Pilot Fernando Alonso nutzt das freie Wochenende, um die MotoGP-Piloten zu besuchen. Unter anderem wünscht er Honda-Pilot Dani Pedrosa viel Glück. Am Samstag fährt Pedrosa im dritten und vierten Freien Training die Bestzeit, kommt im Q2 aber nicht über den vierten Startplatz hinaus.
Und auch Ducati-Pilot Andrea Iannone trumpft auf. Im Qualifying verpasst der Italiener dank des weichen Hinterreifens die Pole-Position um lediglich 0,180 Sekunden: Startplatz zwei für den quirligen Lokalhero.
Die Pole-Position geht zum sechsten Mal in der laufenden Saison an Honda-Pilot Marquez, der in 1:47.270 Minuten den Kurs umrundete. Neben Iannone durfte Yamaha-Pilot Jorge Lorenzo aus der ersten Startreihe ins Rennen gehen, Teamkollege Rossi wird mit 0,521 Sekunden Rückstand nur Zehnter.
LCR-Honda-Pilot Stefan Bradl sichert sich Startplatz neun. Der Rückstand ist mit weniger als einer halben Sekunde überschaubar. Markenkollege Alvaro Bautista kann Bradl hinter sich lassen.
Doch bevor die MotoGP-Piloten das sechste Rennen der Saison bestreiten, sehen die Fans ein unterhaltsames Moto3-Rennen, bei dem sich Romano Fenati mit seiner KTM gegen Markenkollege Isaac Vinales durchsetzt. Vinales und Alex Rins überqueren zeitgleich die Ziellinie.
Pech für WM-Leader Jack Miller: Der Australier, der sich bei den vergangenen Rennwochenenden immer wieder über die Gegner beschwerte, verursacht in Mugello selbst eine Kollision und kassiert dafür zwei Strafpunkte.
Sieger Fenati verkürzt in der Fahrerwertung auf fünf Punkte Rückstand. Der VR46-Pilot gewinnt in Mugello sein drittes Saisonrennen. Bereits in Las Termas und Jerez kassierte der Italiener jeweils 25 Punkte.
Punkte für Philipp Öttl: Der Kalex-KTM-Pilot wird beim Rennen in Mugello 13. und sammelt drei wichtige WM-Punkte.
Landsmann Luca Grünwald (Kalex-KTM) fehlt etwas Glück: Der Kiefer-Pilot verpasst die Punkteränge um 0,101 Sekunden. Der ehemalige IDM-Champion muss also weiter auf sein erstes Top-15-Ergebnis der Saison warten.
Spannend geht es auch in der Moto2 zu: WM-Leader Tito Rabat (Kalex) startet vor Sam Lowes (Speed Up) und Sandro Cortese (Kalex) von der Pole-Position. Joans Folger geht mit seiner Kalex von Startplatz vier ins Rennen.
Im Gegensatz zu Cortese kann sich Folger in der Spitzengruppe behaupten und duelliert sich mit Pons-Pilot Luis Salom. Nach einer aggressiven Startphase kann der Deutsche das Tempo der Spitze aber nicht mehr mitgehen.
Mit 3,6 Sekunden Rückstand fährt Folger als Dritter ins Ziel. Es ist sein zweites Podium in der Moto2. In der Fahrerwertung verbessert sich der Moto2-Rookie auf Position sieben und hat nur noch 22 Punkte Rückstand auf Platz drei.
Der Sieg geht zum dritten Mal in der laufenden Saison an Marc-VDS-Pilot Tito Rabat. Der Spanier macht 15 Punkte auf Teamkollege Mika Kallio gut, der in Mugello auch dieses Jahr nicht in Schwung kommt.
Tech-3-Pilot Marcel Schrötter wird nach dem schweren Trainingssturz Zwölfter und damit zweitbester Deutscher. Schrötter kann Cortese wie in Le Mans hinter sich lassen.
Enttäuschendes Rennen für den ehemaligen Moto3-Weltmeister: Cortese fällt nach der Startphase bis auf Position 13 zurück und sammelt drei magere WM-Punkte. Nach sechs Rennen ist Cortese nur WM-Zehnter.
Nach der Moto2 steht mit dem MotoGP-Rennen das Highlight des Wochenendes auf dem Programm. Gute Nachrichten aus der Startaufstellung: Stefan Bradl hat seinen spektakulären Warmup-Sturz verdaut und kann starten.
Und los gehts: Pramac-Pilot Andrea Iannone erwischt den besten Start und setzt sich vor den Tifosi an die Spitze. Marquez startet besser als in Frankreich und reiht sich hinter Iannone und Lorenzo auf der dritten Position ein.
Weniger gut kommt Dani Pedrosa vom Start weg. Der Honda-Pilot wird nach innen gedrängt. Und auch Rossi muss ganz innen über die lackierte Fläche fahren, die weniger Traktion ermöglicht.
An der Spitze setzen sich Lorenzo und Marquez ab. Rossi kämpft sich nach wenigen Runden auf Position drei vor und nimmt die Verfolgung der beiden Spanier auf.
Während sich die Gegner auf der Strecke einen spannenden Kampf liefern, muss Bradl das Geschehen aus der LCR-Box beobachten. Ducati-Pilot Cal Crutchlow stürzt. Bradl wurde von der umherrutschenden Desmosedici getroffen und stürzt unverschuldet.
Die Führung wechselt in den finalen Runden mehrfach. Marquez ist auf der Geraden deutlich schneller, doch Lorenzo kann beim Anbremsen immer wieder kontern.
Lorenzo riskiert viel, um den ersten Saisonsieg zu feiern, muss sich in der letzten Runde aber geschlagen geben. Die Siegesserie von Marquez kann fortgeführt werden, die von Lorenzo in Mugello endet 2014.
Lokalhero Rossi ist mit Platz drei zufrieden. Von Startplatz zehn aus zeigte der 35-Jährige bei seinem 300. Grand Prix eine solide Leistung.
Die Zuschauer stürmen nach dem Rennende wie gewohnt die Strecke und feiern ihren "Vale" auf dem Podium.
Weltmeister Marquez steht auch in Mugello ganz oben und reist mit 150 Punkten zum Heimrennen nach Barcelona.
Hinter den Erwartungen: Weder der private Test noch die die Motor-Spezifikation ermöglichen Ducati in Mugello ein gutes Ergebnis. Mehr als der sechste Platz ist für Andrea Dovizioso beim Heim-Grand-Prix nicht drin.
Und auch Aleix Espargaro enttäuscht: Mit dem Geschehen an der Spitze hat der führende Open-Pilot in Italien nichts zu tun: Mit mehr als 40 Sekunden Rückstand fährt der Forward-Pilot dank der Ausfälle als Neunter ins Ziel.
Das sechste Rennwochenende der Saison 2014 ist Geschichte. Weiter geht es in zwei Wochen in Barcelona beim Katalonien-Grand-Prix.