In den vergangenen Wochen stand Stefan Bradl unter Druck: Sein Vertrag für die kommende Saison ist nicht sicher und der erste Podestplatz ließ weiter auf sich warten. Honda, das LCR-Team, die Fans und auch Bradl erwarteten den nächsten Schritt auf das Podest.
Honda und LCR griffen dem Deutschen auch technisch unter die Arme. Seit Assen sind an der RC213V nicht mehr Nissin-Bremsen, sondern Brembo-Stopper verbaut. Damit hat Bradl auch technisch die gleichen Voraussetzungen wie das Werksteam. Damit sollen die Vorderradrutscher, wie sie zu Saisonbeginn mehrmals passiert sind, der Vergangenheit angehören.
In Assen wirkte sich die technische Änderung noch nicht aus: Im Qualifying schaffte es Stefan Bradl zwar als Dritter zum ersten Mal in die erste Reihe, doch im Rennen kam er mit einer knappen halben Minute Rückstand als Sechster ins Ziel.
Anschließend folgte das wichtige Heimspiel auf dem Sachsenring. Bradl stand im Mittelpunkt der 200.000 Fans, die im Laufe des Wochenendes an die Strecke gekommen waren und dem Lokalmatador kräftig die Daumen drückten.
Im Qualifying kämpfte Stefan Bradl um einen Platz in der ersten Startreihe, aber musste sich als Vierter knapp geschlagen geben. Trotzdem war die Ausgangsposition für ein gutes Rennen vorhanden.
Stefan Bradl setzte sich im Heimrennen auch in Szene und übernahm in der ersten Runde die Führung von Superstar Valentino Rossi. Tosender Applaus schallte von den Tribünen.
Stefan Bradl mischte mit den Topfahrern munter mit, aber am Ende konnte er das hohe Tempo nicht ganz gehen. Im Ziel fehlten zwar nur 14 Sekunden auf den Sieger, und es wurde Platz vier. Ein starkes Ergebnis beim Heimrennen, aber es wurde wieder nichts mit dem erhofften Podium.
In Laguna Seca war Stefan Bradl vom ersten Training an stark unterwegs. Er fuhr Spitzenzeiten und im Qualifying gelang ihm die Sensation: Pole-Position! Zum ersten Mal stand ein Deutscher in der modernen MotoGP-Ära auf dem besten Startplatz.
Vater Helmut Bradl und Teamchef Lucio Cecchinello fielen einander in die Arme und freuten sich über den ersten großen Durchbruch. Für das LCR-Team war es die zweite Pole-Position in der Königsklasse. Casey Stoner stand in Katar 2006 auf dem besten Startplatz.
Die Erwartungen für das Rennen waren groß. Im Aufwärmtraining markierte Stefan Bradl die Bestzeit und zeigte, dass er im Rennen viel vor hat.
In der Startaufstellung war die Anspannung zu spüren. Stefan Bradl ließ sich aber nicht ablenken, als Joe Satriani die US-Hymne auf einer E-Gitarre spielte.
Und Stefan Bradl startete explosiv: Er nutzte die Pole-Position perfekt und ging sofort vor Valentino Rossi in Führung.
Stefan Bradl fuhr ein konstantes Tempo an der Spitze und führte das Rennen lange an. Nur Marc Marquez konnte ihm folgen und ihn bei Rennhalbzeit schließlich auch überholen. Von da weg verwaltete Bradl den zweiten Platz ins Ziel.
Mit dem zweiten Platz feierte Stefan Bradl sein bisher bestes Ergebnis in seiner eineinhalbjährigen MotoGP-Karriere. Er durfte neben Marc Marquez und Valentino Rossi seinen ersten Pokal entgegennehmen.
Auch für das LCR-Team war es nach langer Durststrecke ein großer Erfolg. Zum letzten Mal hatte Randy de Puniet in Großbritannien 2009 einen Podestplatz für das Team erobert.
Nach dem Rennen fiel Druck von Bradls Schultern. Endlich hat er sein Talent auch im Rennen zu einem starken Ergebnis umsetzen können. "Im Moment habe ich keinen Vertrag für das nächste Jahr. Ich muss mein Maximum geben. Ich mache mir keine zu großen Sorgen, denn ich glaube, dass ich einen Platz in der MotoGP verdiene", lauteten seine Worte.