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  • 23.09.2007 22:01

  • von Johannes Orasche

Vom "Rolling Stoner" zum MotoGP-König

Der neue Weltmeister im Porträt: Warum Casey Stoner schon mit 18 Monaten Blasen auf den Händen hatte und was sein Vater Colin von ihm hält

(Motorsport-Total.com) - Casey Stoner hat in der laufenden Saison acht von 15 MotoGP-Rennen für sich entschieden und für Ducati den ersten MotoGP-WM-Titel gesichert. Der Australier zermürbte so auch den übermächtigen Valentino Rossi, der Stoners Talent im Laufe der Saison immer wieder würdigte.

Titel-Bild zur News: Casey Stoner

Am Ziel: Youngster Casey Stoner ist MotoGP-Weltmeister 2007!

Aber wer ist dieser Casey Stoner? Der Australier ist ein Naturtalent, hatte angeblich im Alter von 18 Monaten bereits Blasen auf den Händen, weil er zu Hause in North South Wales stundenlang mit dem Minibike auf der Farm seines Vaters Colin umherfuhr. Vater Colin saß hinter seinem Sohn und dirigierte ihn.#w1#

Unbändiger Wille schon im Kindesalter

"Casey hat im Alter von 18 oder 20 Monaten das Motorrad bereits selbst kontrolliert", erinnert sich Colin Stoner. "Er hat in diesem Alter seine ersten Blasen an den Händen, aber es war etwas, was er unbedingt wollte." Der Vater tat alles, um dem Sohn seinen Traum zu erfüllen.

Die Stoners übersiedelten, als Sohn Casey zwölf Jahre alt war, nach Queensland, wo Rennsport bereits ab zwölf erlaubt war. Der Heimatbundesstaat New South Wales erlaubte Rennsport erst ab 15 Jahren. Stoner wurde auf den Shorttracks zum Seriensieger.

Weil in Australien keine sinnvolle Rennklasse auf Asphalt gab, übersiedelten die Stoners zwei Jahre später nach Großbritannien: "Es war nicht leicht, aber es war eine großartige Zeit", erinnert sich Vater Colin. Die Stoners nahmen am Beginn in Europa enorme Strapazen auf sich, übernachteten in Kleinbussen ohne Fenster. Das Vertrauen von Vater Stoner in seinen Sohn war grenzenlos.

Casey Stoner

So fing alles an: Casey Stoner vor drei Jahren auf der 125er-Red-Bull-KTM Zoom

In Großbritannien wurde das Talent des Juniors früh erkannt. Schließlich konnte Grand-Prix-Promoter Dorna überzeugt werden. 2001 gab Stoner als 15-Jähriger in Donington und auf Phillip Island sein Grand-Prix-Debüt mit den Rängen siebzehn und zwölf.

In der 125er-WM erwarb sich Stoner den Spitznamen "Rolling Stoner", weil der Australier oftmals in aussichtsreicher Position Schrott produzierte. Dennoch blieb sein Talent nicht verborgen und Lucio Cecchinello holte Stoner in die 250er-Klasse, wo er am Jahresende Rang zwölf innehatte. 2003 war Stoner für Cecchinello in der 125er-Klasse sehr erfolgreich unterwegs, sicherte sich in Valencia seinen ersten Grand-Prix-Sieg und drei weitere Podestplätze.

KTM holte sich den damals 18-jährigen für die Saison 2004 für gutes Geld in das 125er-Team, Stoner holte für die Mattighofener auch den ersten Grand-Prix-Sieg und fuhr in der WM-Wertung auf Rang fünf.

Im darauf folgenden Jahr wechselte Stoner zu Lucio Cecchinello in das 250er-Aprilia-Werksteam, wo der Australier der härteste Rivale von Dani Pedrosa war. Stoner sicherte sich in diesem Jahr vier Siege und stieg 2006 mit Cecchinello in die MotoGP-WM auf, wo er in Istanbul auf Rang zwei preschte. Davor holte er bereits in Katar die Pole Position.

Glücklich verheiratet mit einer 18-Jährigen

Im vergangenen Winter heiratete Stoner seine erst 18-jährige Freundin Adriana Tuchyna, die aus einer slowakischen Einwandererfamilie aus Adelaide stammt und Tochter eines ehemaligen Rennfahrers ist. "Verheiratet zu sein hilft mir beim Rennfahren. Adriana hält mich ruhig", bekennt Stoner.

Der Rest ist bekannt. Stoner gewann 2007 nicht nur den Saisonauftakt in Katar, sondern feierte noch sieben weitere Siege. Am Sonntag krönte er sich in Motegi beim Japan-Grand-Prix mit einem sechsten Platz endgültig zum Weltmeister - und bei der Zieldurchfahrt konnte der zweitjüngste Königsklassen-Champion aller Zeiten seine Tränen der Rührung nicht mehr zurückhalten.

Casey Stoner

Casey Stoner mit seiner jungen Ehefrau Adriana in Madonna di Campiglio Zoom

"Einige Leute treiben Psychospielchen, aber ich beschäftige mich damit nicht. Ich konzentriere mich darauf, zu lernen", so der frischgebackene Champion. Und Stoners Vater erzählt immer wieder stolz: "Casey hat schon auf dem Motorrad im Alter von drei oder vier Jahren Dinge beherrscht, die Erwachsene nicht können. Es gibt einige Leute mit großen Fähigkeiten, aber es geht auch darum, die Sache zu Ende zu bringen. Casey ist unheimlich konzentriert, wenn es darum geht, und hat diese Situation voll im Griff."

Auch der finanzielle Erfolg ist endlich eingekehrt: "Andere Fahrer verdienten bis zu diesem Jahr mehr als zehnmal soviel wie Casey, aber jetzt kommt er auch in diese Richtung", verrät Vater Stoner. "Er liegt nun auf dem Niveau der meisten Fahrer, in ein paar Jahren wird er vielleicht vor den meisten Piloten liegen, aber wohl nicht an Valentino Rossi herankommen. Valentino hat einen enormen Wert."