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Suppo über CRT: "Fahrer macht den Unterschied"

Livio Suppo sieht in der Claiming-Rule eine Möglichkeit für die Zukunft: Trotzdem ist es schwierig, die neuen Motorräder konkurrenzfähig zu machen

(Motorsport-Total.com) - Die neue Claming-Rule sorgt auch weiterhin für Diskussionen. Es gibt Befürworter und Gegner. Spätestens beim Saisonauftakt in Katar Anfang April wird sich zeigen, wie groß die Abstände zwischen den Prototypen von Honda, Yamaha und Ducati zu den CRT-Motorrädern sein werden. Die Faktenlage vor der Saison 2012 ist klar: Es sind lediglich zwölf Prototypen dabei. Das Feld wird mit neun CR-Bikes aufgefüllt. Sie bestehen aus einem getunten Superbike-Motor, der in einem Prototypen-Chassis steckt. Der erste Vergleich fand bei den Testfahrten in Sepang statt. Routinier Colin Edwards büßte auf der Suter-BMW knapp fünf Sekunden auf die schnellsten Prototypen ein.

Titel-Bild zur News: Casey Stoner; Livio Suppo

Livio Suppo hat in Casey Stoner den amtierenden Weltmeister im Team

Sepang zählt zu den längeren Strecken im Kalender und verfügt auch über zwei lange Gerade. Auf einem kürzeren Kurs, wie beispielsweise Jerez, sollte der Abstand kleiner sein. Derzeit wird damit gerechnet, dass das Aprilia-Projekt das schnellste CRT-Motorrad sein wird. Kritiker werfen Aprilia vor, dass es sich um einen versteckten Werkseinsatz handelt - und genau das wollte man bei der Claiming-Rule verhindern. In den kommenden Monaten wird die neue Regel weiterhin für Diskussionen sorgen, da Dorna-Boss Carmelo Ezpeleta angekündigt hat, den neuen Teams zu helfen und womöglich per Reglement einzugreifen, um sie konkurrenzfähiger zu machen.

HRC-Vizepräsident Shuhei Nakamoto hat immer klargestellt, dass Honda kein Fan der Claiming-Rule ist und für den japanischen Giganten nur die Prototypen interessant sind. Livio Suppo, der Marketing-Direktor des Respol-Honda-Teams, sieht die Situation offener: "Man muss der Realität ins Auge blicken. Derzeit ist es Realität, dass es schwierig ist, die Ressourcen für 20 Prototypen zu finden. Man kann es mögen oder nicht, aber das ist die Realität der wirtschaftlichen Situation", sagt Suppo im Interview mit 'Superbikeplanet.com'.

"Der Sport musste etwas unternehmen, um die Anzahl der Motorräder zu erhöhen. CRT ist eine Möglichkeit. Natürlich wird es jetzt erst die erste Saison sein und es wird noch nicht das Maximum herausgeholt, aber ich glaube, das Konzept ist vorhanden." In der Diskussion stand auch die Einführung einer eigenen Wertung. Das wird es aber nicht geben. Theoretisch kann ein CR-Fahrer auf Platz 13 kommen, wenn keiner der Prototypen ein Problem hat.


Fotos: MotoGP-Tests in Sepang


In anderen Motorsport-Kategorien gibt es unterschiedliche Wertungsklassen. Man kann seinen Sponsoren im besten Fall einen Klassensieg verkaufen. Ob Platz 13 sehr attraktiv ist, sei dahingestellt. Um die neuen Motorräder schneller zu machen, will Ezpeleta den CR-Teams Freiheiten zugestehen. Derzeit wurden bereits Zugeständnisse beim Tankvolumen und beim Motorenkontingent gemacht.

Der Fahrer ist entscheidend

Dass es funktionieren kann, zeigt der Vergleich mit der Superbike-WM. Auf einigen Strecken waren Carlos Checa (Ducati), Max Biaggi (Aprilia) und Co. weniger als zwei Sekunden langsamer als die Topzeiten der MotoGP-Prototypen. "Es kommt darauf an, was wir meinen, wenn wir über Konkurrenzfähigkeit sprechen", findet Suppo. "Es gab Fahrer, die auf reinrassigen Prototypen gefahren sind, und trotzdem weit hinter den Topstars lagen", spricht er Toni Elias im Vorjahr an. "So war es schon immer. In unserem Sport macht der Fahrer den größten Unterschied."

Ein Blick auf das Innenleben der Suter-BMW von Colin Edwards Zoom

Aus diesem Grund werden die Leistungen von Edwards und de Puniet als Maßstab für die Konkurrenzfähigkeit der CR-Motorräder heran genommen. Fahrer wie Ivan Silva oder Yonny Hernandez sind deutlich schwieriger einzuschätzen, weil sie auch in den kleinen Klassen keine Blumentöpfe gewonnen haben. Aber auch de Puniet und Edwards hatten auf Prototypen nie eine realistische Chance gegen Casey Stoner, Jorge Lorenzo, Valentino Rossi und Co.

"Der Fahrer macht den Unterschied. Wie will man wissen, ob ein CRT-Bike eine oder zwei Sekunden langsamer als ein Prototyp ist, wenn nicht Stoner, Pedrosa, Lorenzo der Rossi damit fahren", sagt Suppo deutlich. "Dazu kommt, dass ein Prototyp von einer Firma gemacht wird, die über viel Wissen und Technologie verfügt. Ein CR-Motorrad wird derzeit von einer viel kleineren Firma gebaut."

Suppo wünscht sich zwei Wertungen

"Um den wahren technischen Unterschied zu sehen, müsste Honda, Yamaha oder Ducati einen Prototypen bauen und dann mit der gleichen Anstrengung ein CR-Motorrad. Diese beiden Motorräder müssten dann vom gleichen Piloten gefahren werden." Das wird natürlich nicht passieren. Fausto Gresini wird in diesem Jahr neben der Honda RC213V eine Claiming-Rule-Maschine einsetzen. Der Motor stammt von Ten Kate und das Chassis von FTR. Honda ist nicht direkt in die Entwicklung involviert.

"Ich mache mir Sorgen, wie man die Lücke zwischen den Prototypen und den CR-Teams schließen kann", so Suppo. "Als Hersteller machst du dir immer Sorgen darüber, dass ein CR-Motorrad zu konkurrenzfähig ist. Wenn man eine CRT-Firma ist, dann macht man sich Sorgen, dass man zu wenig hat und zu weit zurückliegt. Dazu kommen noch die Fahrer. Meiner Meinung nach sollte es zwei verschiedene Podien und zwei unterschiedliche Meisterschaften geben. Das wäre einfacher."