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Spielberg-Sieger Dovizioso erst verärgert, dann glücklich

"Einer meiner besten Siege": Im Duell mit Marc Marquez behält Ducati-Pilot Andrea Dovizioso in Spielberg die Nerven - So bewertet er die Attacke in der Zielkurve

(Motorsport-Total.com) - Die letzten Rennen waren für die Ducati-Pilot Andrea Dovizioso schwierig. Seit Assen stand der 31-Jährige nicht mehr auf dem Podium und verlor in der WM-Gesamtwertung an Boden. Doch beim Großen Preis von Österreich kehrte der Italiener in beeindruckender Manier auf die Siegerstraße zurück und sicherte sich seinen dritten Sieg der MotoGP-Saison 2017. Er zog damit mit WM-Leader Marc Marquez (Honda) gleich, der ebenfalls drei Siege auf dem Konto hat.

Titel-Bild zur News: Andrea Dovizioso

Andrea Dovizioso zieht mit Marc Marquez gleich und hat nun drei Saisonsiege Zoom

Er war in Spielberg der Einzige, der Dovizioso den Sieg noch hätte streitig machen können. Die gesamte zweite Rennhälfte über belauerten sich er und Marquez, trugen immer wieder Positionskämpfe aus, sodass die Führung ständig wechselte. In den finalen Runden hatte Dovizioso die Nase vorn, doch Marquez klebte an seinem Hinterrad und versuchte in spektakuläres Manöver in der letzten Kurve. Doch der Ducati-Star behielt die Nerven.

"Es war eine stressige letzte Runde", gibt Dovizioso zu, "denn es ist schwierig, bestimmte Fahrer hinter sich zu halten, insbesondere Marc. Er versucht immer etwas." Tatsächlich lief es auf einen Kampf in den letzten beiden Kurven hinaus. "In der vorletzten Kurve bremste ich sehr, sehr spät. Da war es zu schwierig für ihn. Aber ich konnte seinen Motor hören und er drehte das Gas am Kurvenausgang noch vor mir auf, weil er die Kurve besser vorbereitet hatte als ich".

Dovizioso: "Das ist keine Kurve, um zu überholen"

Es blieb also nur noch die finale Kurve. Dovizioso wusste, dass Marquez es versuchen würde, und ließ die Tür für den Spanier bewusst offen, denn: "Wenn ich sie zugemacht hätte, dann hätte er mich mit Sicherheit getroffen." Deshalb überließ der spätere Rennsieger dem Konkurrenten die Innenseite der Kurve und nutzte dessen weite Linie, um am Ausgang der Kurve mit der besseren Beschleunigung wieder an ihm vorzugehen.

"Er war stark auf der Bremse und hat versucht, schnell zu beschleunigen, aber ich war schneller", resümiert Dovizioso, dem der Sieg damit nicht mehr zu nehmen war. Doch der Italiener brach nicht sofort in Jubel aus: "Ich war mehr verärgert als glücklich, weil er versucht hatte, mich auf diese Weise zu überholen. Das ist keine Kurve, um einen Fahrer zu überholen. Aber in der Zielkurve zu gewinnen ist immer besonders, insbesondere mit Marc, der sehr zweikampfstark ist."

Im Parc ferme konnten die beiden Duellanten über den harten Kampf aber schon wieder lachen. Der Sieg in Spielberg schmeckt dem Ducati-Piloten aus mehrfacher Hinsicht besonders gut. "Es ist einer meiner besten", sagt Dovizioso und erklärt: "Jeder erwartete nach dem vergangenen Jahr, dass wir hier gewinnen. Aber die Regeln haben sich geändert. Mit den Winglets war es auf dieser Strecke einfacher im Vergleich zu diesem Jahr. Die Situation war komplett anders."

"Nicht gleich gepusht": Reifenmanagement in Spielberg

Zwar fuhr der 31-Jährige wie auch sein Teamkollege Jorge Lorenzo das ganze Wochenende über mit der neuen Aero-Verkleidung, die auf dem Red Bull Ring für beide gut funktionierte. Doch an den Effekt der Winglets reicht sie, wie beide wiederholt betonten, nicht heran. Zudem hatte die Konkurrenz, insbesondere Honda, in Sachen Beschleunigung aufgeholt, weshalb es für Ducati kein Selbstläufer war, nach dem Doppelsieg im Vorjahr erneut zu gewinnen.

Insgesamt sei es ein "sehr seltsames und schwieriges Wochenende" gewesen, sagt Dovizioso. Speziell das Reifen bereiteten vielen Fahrern Kopfzerbrechen, so auch ihm. Während sich Marquez im Rennen für den harten Hinterreifen entschieden hatte, fuhr der Italiener die weiche Mischung. Noch am Samstag hatte diese im vierten Freien Training nicht gut performt. Darum absolvierte er das Qualifying mit der Medium-Variante.


Fotos: MotoGP in Spielberg


"Der Medium-Reifen war gut für das Qualifying, der Softe hingegen für das Rennen, denn die Temperaturen waren höher", erklärt Dovizioso die Entscheidung. Dennoch musste er mit den Pneus haushalten: "Ich konnte nicht von Beginn an pushen. Stattdessen schonten ich und Marc die Reifen erst einmal. Das gab uns die Chance, in den letzten Runden alles zu geben. Wenn wir das nicht gemacht hätten, wäre die Rundenzeit nicht bis zum Schluss möglich gewesen."

In der WM ist Dovizioso nun wieder auf Platz zwei vorgerückt und hat Maverick Vinales (Yamaha) überholt. Der Rückstand auf den Gesamtführenden Marquez beträgt 16 Punkte. Doch der Ducati-Pilot blickt auch ins Verfolgerfeld, denn er geht davon aus, dass sowohl Vinales als auch dessen Teamkollege Valentino Rossi sowie der Drittplatzierte von Spielberg Dani Pedrosa im Titelkampf weiterhin ein Wörtchen mitreden werden.