Scheibenrad: Ducati bleibt auch nach den Winglets kreativ

In Misano zog Ducati mit einer neuen Entwicklung die Blicke auf sich: Auch nach dem Ende der Winglets überraschen die Italiener mit innovativen Ideen

(Motorsport-Total.com) - Die Kreativität von Ducati-Stratege Luigi Dall'Igna kennt offensichtlich keine Grenzen. Vor eineinhalb Jahren überraschte der Ducati-Rennleiter die MotoGP-Welt mit großflächigen Flügelprofilen, die das Thema Aerodynamik wiederbelebten. Die Konkurrenz zog nach einer Weile nach, doch in Zukunft müssen die MotoGP-Hersteller auf die wenig ästhetischen Winglets verzichten. Ducati hat aber bereits neue Ideen, mit denen man der Konkurrenz auf dem Gebiet der Aerodynamik weiterhin einen Schritt voraus ist.

Titel-Bild zur News: Luigi Dall'Igna

Was hat Ducati-Stratege Luigi Dall'Igna für die kommende Saison noch geplant? Zoom

Beim San-Marino-Grand-Prix in Misano schickte Ducati Testpilot Michele Pirro prestigewirksam am Samstagvormittag mit einer Neuentwicklung auf die Strecke. An Pirros Desmosedici war ein voll verkleidetes Hinterrad montiert, das alle Blicke auf sich zog. "Es ist ein innovatives Projekt, das wir mit Blick auf die Saison 2017 testen", wird Ducati-Teammanager Davide Tardozzi von 'Bikesportnews' zitiert.

"Bei Ducati gibt es verschiedene innovative Projekte und die Entwicklung steht nie still. Gigi Dall'Igna demonstrierte bereits mit den Winglets, wie innovativ die Entwicklungen der Ducati-Rennabteilung sind", betont Tardozzi. "Die Entscheidung, die Winglets zu verbieten, bestraft uns. Ducatis Position dazu ist klar. Wir werden aber weiterhin nach neuen Wegen suchen und schauen uns dafür alle Bereiche an. Das Scheibenrad ist eines dieser revolutionären Projekte. Ich kann aber nicht ins Detail gehen, weil es vertraulich ist."

Scheibenräder wurden bisher hauptsächlich bei Rennrädern eingesetzt. Sie reduzieren den Luftwiderstand, weil es im Bereich des Hinterrads weniger Verwirbelungen gibt. Aber auch in der Formel 1 wurden die Räder bis vor wenigen Jahren voll verkleidet. Aerodynamik-Experte Gary Anderson kann sich gut vorstellen, dass sich Ducatis Idee durchsetzen wird.

"Das Hinterrad einer MotoGP-Maschine hat ein sehr breites Hinterreifenprofil. Deshalb entsteht in der Felge ein Unterdruck, den die vorbeiströmende Luft ausfüllen möchte. Doch das gelingt nicht besonders gut. Durch diese Verkleidung wird die Lücke geschlossen. Die Luft kann effizienter an der Seite vorbeiströmen", erklärt Anderson gegenüber 'Autosport'.

Der Experte kann sich vorstellen, dass das Scheibenrad neben dem niedrigeren Luftwiderstand auch andere Vorzüge bietet: "Es würde mich nicht überraschen, wenn es beim Rutschen durch das Bremsen oder Beschleunigen ein bisschen Abtrieb am Hinterreifen erzeugt", grübelt Anderson, der das Scheibenrad aber nur hinten verbauen würde: "Ich kann mir nicht vorstellen, dass wir diese Entwicklung am Vorderrad sehen werden, weil es sich auf den Lenkwinkel auswirken könnte. Es schafft mehr Probleme als es löst."

Eine klare Meinung hat Anderson zum Thema Reglement. Er kann nicht nachvollziehen, warum ein Verbot der Winglets beschlossen wurde "Ich weiß nicht, ob es der richtige Weg ist, Technologien zu verbieten. Es ist richtig, dass es Kosten verursacht, doch wo wären wir jetzt, wenn man vor 20 oder 30 Jahren alles verboten hätte?", fragt sich Anderson.