• 30.04.2009 09:23

  • von Claudius Lüder

Rossi-Interview: "Ich werde 2010 dabei sein"

Valentino Rossi im Interview über den Saisonauftakt, neue Duelle mit seinem alten Rivalen Sete Gibernau und die Polemik in der Formel 1

(Motorsport-Total.com) - Alle gegen den "Doktor" - das ist auch 2009 das Motto in der MotoGP. Und zumindest beim Wüstenauftakt in Katar hatte Valentino Rossi in der Tat das Nachsehen. Warum ihn das jedoch gar nicht weiter stört, was er auf der Strecke von Rückkehrer und Erzrivale Sete Gibernau erwartet und warum er den Ex-Kollegen Alex Hofmann um dessen TV-Job nicht beneidet, erzählt er im Interview.

Titel-Bild zur News: Valentino Rossi

Superstar Valentino Rossi hat einen sehr soliden Saisonauftakt hingelegt

Frage: "Valentino, bist du mit dem Saisonstart soweit zufrieden?"
Valentino Rossi: "Ja, schon. Natürlich hätte ich in Katar lieber gewonnen, aber die Strecke zählt nun weiß Gott nicht zu unseren stärksten. Der zweite Platz ist für die Weltmeisterschaft schon ziemlich wichtig gewesen. Der Saisonstart ist aber mal definitiv besser verlaufen als letztes Jahr."#w1#

Wichtige Punkte für den WM-Kampf

Frage: "Zu einem Sieg hat es aber auch in Japan nicht gereicht..."
Rossi: "Motegi war auf jeden Fall ein großartiges Rennen - lang, sehr schwierig und auch anstrengend. Ich hatte einen wirklich guten Start, konnte aber über Teile des Rennens aufgrund eines Problems am Motorrad einfach nicht so schnell fahren wie ich wollte. Erst im letzten Renndrittel war ich wieder in der Lage anzugreifen. Ich habe noch versucht, auf Lorenzo aufzuschließen, aber er war schon zu weit weg. Alles in allem war es ein gutes Rennen. Der zweite Platz ist kein Sieg, aber es sind 20 Punkte für die Weltmeisterschaft. Jetzt wird's ziemlich interessant in der WM. Wir müssen aber definitiv noch besser werden."

Frage: "Was sagst du zur Absage des Qualifikationstrainings?"
Rossi: "Nun, irgendwie haben wir hier einfach kein Glück - ewig regnet es in Strömen. Ich glaube einfach, dass es grundsätzlich keine so gute Idee ist, im April nach Motegi zu kommen. Mit 45 Minuten Trainingszeit im Trockenen und 45 Minuten im Nassen in ein Rennen zu starten, bedeutet nicht sehr viel Sicherheit."

"Es ist grundsätzlich keine so gute Idee, im April nach Motegi zu kommen." Valentino Rossi

Frage: "Worauf lag das Hauptaugenmerk, als ihr die neue M1 entwickelt habt? Motor, Chassis, Aufhängung?"
Rossi: "Im Grunde eine Kombination von all diesen Dingen, die du erwähnst, denn die letztjährige Maschine war schon sehr gut. Es ging also darum, das Paket insgesamt zu verbessern, ohne dabei die gute Basis zu verlieren."

Frage: "Du hast in der Vergangenheit immer wieder die besondere Bedeutung der Reifen hervorgehoben und letztlich waren sie auch mitentscheidend für den Titelgewinn 2008. Jetzt fährt die MotoGP mit Einheitsreifen. Ist das ein Handicap für dich?"
Rossi: "Nein, das ist es definitiv nicht. Wir haben schon ein Jahr sehr erfolgreich mit Bridgestone gearbeitet und müssen jetzt einfach unser System im Team danach ausrichten. Durch den Wegfall der Qualifyer hat sich natürlich auch die taktische Marschroute insgesamt etwas geändert, aber ich hoffe natürlich, dass wir trotzdem im Rennen weiter ganz vorne mitfahren können."

Gekürztes Training am Freitag

Frage: "Als erfahrenen Piloten dürfte es für dich weniger problematisch sein, dass die Trainingszeit am Freitag eingekürzt wurde, oder?"
Rossi: "Für die jungen Fahrer ist es sicherlich schwieriger, denn die brauchen jeden Kilometer, um Erfahrung zu sammeln. Ich kann aber ganz genauso betroffen sein, denn wenn es nicht läuft, fehlt mir diese Trainingszeit auch und ich muss unter Umständen mit einem schlecht abgestimmten Bike ins Rennen gehen."

Frage: "Am 3. Mai startest du in Jerez, da beginnt sozusagen die Europasaison. Die Stimmung wird großartig sein, die spanischen Fans feuern natürlich vor allem Pedrosa und Gibernau an. Wäre es etwas Besonderes für dich, dort zu gewinnen - ein psychologischer Vorteil für den Rest der Saison?"
Rossi: "Also ich liebe es natürlich, in Spanien zu gewinnen, und wir werden sicherlich alles daran setzen, dass es auch klappt. Aber mehr steckt auch nicht dahinter. Ich denke da nicht an irgendwelche speziellen Dinge - ich will einfach nur gewinnen."

"Ich liebe es, in Spanien zu gewinnen!" Valentino Rossi

Frage: "Sete Gibernau ist zurück und damit einer deiner großen Rivalen von früher. Freust du dich auf heiße Duelle mit ihm oder glaubst du eher, dass er gar keine Chance hat, an der Spitze mitzufahren?"
Rossi: "Oh, ich denke, es wäre schon sehr schön und spannend, mal wieder ein paar gute Zweikämpfe mit Sete auszufahren. Wir hatten in der Tat packende Fights früher. Ich glaube aber tatsächlich, dass es schwierig für ihn werden wird. Aber warten wir doch einfach mal ab."

Frage: "Mit Casey Stoner und Nicky Hayden hat Ducati gleich zwei MotoGP-Champions am Start. Sind die beiden das stärkste Fahrerduo oder werden Jorge und du schneller sein?"
Rossi: "Das Ducati-Team ist wirklich sehr stark und bestimmt nicht leicht zu knacken. Das gilt ganz speziell für Stoner. Aber ich weiß ja, was wir können, und ich denke, dass auch unser Team ziemlich gut und schnell ist."

Kein Interesse an einem TV-Job

Frage: "Dein ehemaliger MotoGP-Kollege Alex Hofmann ist jetzt sozusagen als 'rasender Reporter' für das deutsche Fernsehen unterwegs. Wäre das auch mal eine Option für dich, nach der aktiven Karriere?"
Rossi: "Ich denke nicht, dass das etwas für mich wäre - wirklich nicht! Ich schreibe ja dieses Jahr regelmäßig eine Kolumne für eine italienische Zeitung, aber wirklich nur so zum Spaß. Denn ich glaube auf gar keinen Fall, dass ich langfristig gesehen einen guten Journalisten abgeben würde."

Frage: "In der Formel 1 geht's ziemlich turbulent zu im Moment und Ferrari scheint chancenlos zu sein. Verfolgst du die Rennen nach wie vor regelmäßig und würdest du dir für die MotoGP auch so viel Getöse auf und neben der Strecke wünschen?"
Rossi: "Na klar verfolge ich die Rennen im Fernsehen - zumindest soweit sich das mit meinen Verpflichtungen vereinbaren lässt - und natürlich unterstütze ich Ferrari! Die Saison ist ziemlich aufregend verlaufen bis jetzt und ich hoffe, wir werden in der MotoGP auch so viel Action auf der Rennstrecke haben. Aber auf die ganze Polemik in der Formel 1 abseits der Strecke kann ich sehr gut verzichten."

Valentino Rossi

Das Thema Formel 1 ist für Valentino Rossi inzwischen erledigt Zoom

Frage: "Die weltweite Wirtschaftskrise ist auch im Motorsport angekommen, viele haben Geld verloren. Wie ist die Situation bei euch im Team?"
Rossi: "Natürlich sind wir auch von der Krise betroffen, denn die Hersteller haben schlicht und ergreifend weniger Geld. Das Budget ist knapp. Der Ausstieg von Kawasaki sagt eigentlich schon alles. Wir müssen einfach alles tun, was wir können, um diese schwere Zeit zu überstehen."

Frage: "Letzte Frage: Wenn du 2009 keine Chance haben solltest, den Titel zu holen, werden wir dich dann 2010 trotzdem in der Startaufstellung sehen oder verlängerst du dann lieber deinen Urlaub?"
Rossi: "Keine schlechte Idee (lacht; Anm. d. Red.)! Spaß beiseite, ich habe bereits für 2010 einen Vertrag mit Yamaha unterschrieben. Also was auch immer passiert, ich werde 2010 dabei sein."