Öhlins entwickelt Federgabel aus Carbon

Die Federelemente-Spezialisten aus Schweden präsentierten beim Sepang-Test eine spannende Neuerung - Ducati erhält das neue Bauteil vor der Konkurrenz

(Motorsport-Total.com) - Die Federelemente-Experten Öhlins haben beim Test in Malaysia eine interessante Neuerung präsentiert. Erstmals kommt bei einer Federgabel der Werkstoff Carbon zum Einsatz. Im Vergleich zu den konventionellen Federgabeln aus Metall soll die Carbon-Gabel vor allem durch ihr deutlich geringeres Gewicht überzeugen. Ducati-Testpilot Michele Pirro drehte am Dienstag in Sepang einige Runden mit der neuen Öhlins-Gabel.

Titel-Bild zur News: Öhlins

Öhlins zieht nach dem ersten Test mit der Carbon-Gabel ein positives Fazit Zoom

"Es ist unsere jüngste Entwicklung. Wir möchten die Rundenzeiten, die mit Gabeln aus gewohnten Materialien erzielt werden, noch weiter verbessern", erklärt Öhlins-Rennsport-Chef Johan Söderdahl den Kollegen von 'MotoGP.com'. Das Ansprechverhalten entspricht laut Öhlins dem der konventionellen Gabel. Die Carbon-Gabel soll lediglich beim Gewicht punkten.

"Genau. Je leichter diese Motorräder sind, desto schneller beschleunigen sie. Je schneller sie beschleunigen, desto höher sind die Topspeed-Werte. Das Ziel ist es, das Gewicht noch weiter zu verringern", begründet der Öhlins-Ingenieur. In der MotoGP müssen die Motorräder aktuell 157 Kilogramm auf die Waage bringen. Wozu entwickelt Öhlins eine noch leichtere Federgabel?

"Einige Teams befinden sich in diesem Bereich. Mit dieser neuen Gabel können sie das Gewicht besser verteilen und freier mit der Gewichtsverteilung herumspielen", kommentiert Söderdahl, der mit den ersten Testergebnissen von Ducati-Testpilot Pirro sehr zufrieden ist: "Er konnte uns den Unterschied zwischen der Carbon-Gabel und der konventionellen Gabel nicht mitteilen. Das ist aus unserer Sicht das perfekte Testergebnis. Es funktioniert super, ohne irgendwelche Beeinträchtigungen."

Öhlins Brembo

Konventionelle Gabeln aus Metall könnten in der MotoGP bald Geschichte sein Zoom

Auffällig ist, dass Ducati als erster Hersteller die neue Öhlins-Gabel erhalten hat. In der MotoGP vertrauen auch Honda, Yamaha, Aprilia und Suzuki auf die Federelemente aus Schweden. Lediglich KTM hat sich mit den hauseigenen WP-Komponenten für einen eigenen Weg entschieden.

Die neue Carbon-Gabel von Öhlins könnte bald die neue Benchmark sein. "Es ist zu zeitig, um etwas Konkretes zu sagen", bremst Söderdahl die Erwartungen, der sich noch nicht dazu äußern konnte, wann die neue Gabel allen Kunden offiziell bereitgestellt werden kann. "Wir müssen herausfinden, wie viel besser diese Gabel ist. Der Gewichtsvorteil ist aber deutlich. Wir konnten mehr als ein halbes Kilogramm einsparen im Vergleich zu unseren konventionellen Gabeln, die bereits sehr leicht sind."


Fotos: MotoGP-Test in Sepang


Die Gewichtsersparnis ging laut Öhlins nicht auf Kosten der Sicherheit. "Der Gabelfuß ist durch die Kräfte, die beim Bremsen entstehen, der Teil der Gabel, der am stärksten belastet wird. Der Gabelfuß muss den Bremssattel halten. In diesem Bereich herrschen sehr große Kräfte. Wir beschäftigen uns intensiv damit, die Struktur in diesem Bereich zu verbessern", erklärt Söderdahl.

Michele Pirro

Ducati-Testpilot Michele Pirro testete die neue Gabel am Dienstag Zoom

Neben der neuen Carbon-Gabel haben die Schweden zwei weitere Neuerungen nach Malaysia gebracht. Dazu zählt eine neue Federgabel, die besser mit den Michelin-Reifen harmonieren soll. Am Federbein wurden nur leichte Modifikationen vorgenommen. Die 2017er-Version unterscheidet sich durch ein minimal geringeres Gewicht vom Vorjahresmodell.