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MotoGP: Weniger Budget und Ressourcen als Formel 1

Unterschied Formel 1 und MotoGP: Die Motorsport-Programme für vier Räder sind deutlich teurer und verschlingen ein Vielfaches an Ressourcen

(Motorsport-Total.com) - "Der größte Unterschied ist die Anzahl der Reifen", lacht Honda-Manager Shuhei Nakamoto auf die Frage nach dem Vergleich zwischen MotoGP und Formel 1. Der Japaner spricht aus Erfahrung, denn er war mehrere Jahre lang in der Königsklasse auf vier Rädern aktiv. Nach rund 15 Jahren in der Motorrad-Szene wechselte Nakamoto Anfang 2000 in die Formel 1. Sechs Jahre später war er in einer leitenden Position. "Das Formel-1-Budget ist höher. Als ich Projektleiter war, hat Honda den Motor und das Chassis gebaut. Wenn ich nur ein Prozent dieses Budgets bekommen würde, würde ich nicht mehr arbeiten."

Titel-Bild zur News: MotoGP Start

Für Hersteller und Teams ist die MotoGP deutlich billiger als die Formel 1 Zoom

Trotz des Budgets im hohen dreistelligen Millionenbereich scheiterte das Honda-Projekt im vergangenen Jahrzehnt. Der erste Wagen unter Nakamotos Leitung floppte 2007. Der Formel-1-Bolide im Weltkugel-Design war nicht konkurrenzfähig. Ende 2008 zog Honda im Zuge der Weltwirtschaftskrise den Stecker bei der Formel 1, Nakamoto wechselte wieder zum MotoGP-Projekt, das auch deutlich erfolgreicher als das aktuelle Honda-Motorenengagement bei McLaren ist. Trotzdem betreibt Honda für die Formel 1 deutlich mehr Aufwand als für die MotoGP.

"Es arbeiten mehr Ingenieure in der Formel 1", betont Nakamoto und erklärt: "Zum Beispiel sind bei HRC ungefähr zehn Ingenieure für das Motordesign beim Motorrad zuständig, bei der Formel 1 sind es mehr als hundert. Man kann dadurch höhere Technologie entwickeln. In der Formel 1 ist die Aerodynamik zu 70 Prozent für die Performance verantwortlich, auch die Motorenpower ist relativ wichtig. Die Radaufhängungen haben dagegen nicht so eine große Bedeutung wie beim Motorrad. Wenn man in beiden Bereichen erfolgreich ist, dann wären wir sehr glücklich."

In Bezug auf die Show kann sich Nakamoto einen Seitenhieb auf die Formel 1 nicht verkneifen: "Für die Formel 1 zu entwickeln ist sehr aufregend, aber sie im Fernsehen zu verfolgen meiner Meinung nach weniger", lacht der 59-Jährige. Yamaha-Projektleiter Kouchi Tsuji schließt sich dem an: "Für mich ist die MotoGP interessanter als die Formel 1." Auch Yamaha engagierte sich einmal auf vier Rädern, doch als reiner Motorenlieferant blieb man in den 1990er Jahren erfolglos.


Fotostrecke: MotoGP 2016: Alle Rennsieger des Jahres

Yamaha war zwischen 1989 und 1997 Motorenhersteller in der Formel 1. Abgesehen von einem dritten und einem zweiten Platz blieben Erfolge aus. "Die Ressourcen sind komplett anders", betont Tsuji. "Wir hatten damals nur fünf Ingenieure, während Honda schon über 50 hatte. Das ist die Welt der Formel 1." Seit dem kurzen Formel-1-Abenteuer konzentriert sich Yamaha wieder ausschließlich und erfolgreich auf die Motorrad-WM.

Jenson Button

Das "Weltkugel"-Auto von Honda 2007 floppte unter der Nakamoto-Ära Zoom

Im Bereich Marketing und Sponsoring wildern die beiden Rennserien in einem ähnlichen Terrain. Honda konnte für das MotoGP-Team mit Langzeitsponsor Repsol den Vertrag bis Ende 2018 verlängern. Dazu tritt auch Red Bull als größerer Sponsor auf dem Motorrad auf. Teammanager Livio Suppo betont allerdings, dass es derzeit nicht einfach ist, Sponsoren zu finden. "Je besser die Serie ist, desto mehr Menschen schauen zu. Theoretisch wachsen dann die Fernsehzahlen und in der Theorie werden auch die Sponsorzahlen größer."

Doch die spannenden Rennen mit vielen verschiedenen Siegern sind nur eine Seite der Medaille. Trotz dieser Show stehen Sponsoren nicht Schlange: "Nicht nur in der MotoGP ist die Sponsoren-Situation einfach. Ich glaube, dass die Formel 1 derzeit größere Probleme hat. Dort dominiert seit Jahren ein Team. Zuerst war es Red Bull und jetzt Mercedes. Das ist sicherlich nicht so attraktiv", so Suppo. Die Budgets in der MotoGP sind dennoch deutlich kleiner als jene der Formel 1. Ein Privatteam operiert mit etwas mehr als zehn Millionen Euro pro Saison, die Werke liegen deutlich unter 100 Millionen.