Frauen und der schwierige Weg in den Motorradrennsport

Frauen sind in der Geschichte der Motorrad-WM Magelware: Derzeit gibt es mit Ana Carrasco nur eine weibliche Vertreterin

(Motorsport-Total.com) - Im Motorradrennsport sind Frauen eine Seltenheit. Mit Ana Carrasco ist derzeit nur eine Lady in der Motorrad-WM vertreten. In der Spanischen Meisterschaft ist Maria Herrera ein vielversprechendes Talent, auf einen Stammplatz in der Moto3 muss sie aber noch warten. Dazu gibt es Fahrerinnen wie Melissa Paris, Jenny Tinmouth, Nina Prinz oder Avalon Biddle. Realistisch gesehen sind WM-Titel für eine der genannten Fahrerinnen nicht in Reichweite.

Titel-Bild zur News: Ana Carrasco

Ana Carrasco ist derzeit die einzige Fixstarterin in der WM Zoom

In der Superbike-WM fungiert Natalija Ljubimowa als Teammanagerin von Yakhnich-Motorsport. Sie selbst betrieb zwischen 2005 und 2010 aktiv Rennsport und fuhr in russischen und italienischen Meisterschaften. Zweimal gewann Ljubimowa einen Cup in Russland. Seit 2010 ist sie Teammanagerin von Yakhnich in der Superbike-WM. "Ich würde es liebend gerne sehen, wenn mehr Frauen kommen würden, so wie Ana Carrasco", wird Ljubimowa von 'Crash.net' zitiert.

"Ich glaube, dass weibliche Fahrer aus Ländern kommen müssen, wo es eine Motorradkultur gibt - so wie in Spanien und Italien." Allerdings sind diese Märkte ebenfalls hart umkämpft. Carrasco fährt in diesem Jahr im niederländischen Team RW-Racing. Kein großer spanischer Sponsor und kein spanisches Team wollte Carrasco eine Chance geben, obwohl sie aus Marketingsicht im Vergleich zu ihren zahlreichen männlichen spanischen Altersgenossen ein Anreiz wäre.

Wäre ein Nachwuchscup für Frauen eine Chance?

"Ich hoffe, dass viele junge Frauen mit einer modernen Ansicht anfangen, mit Minimotos zu fahren", richtet sich Ljubimowa an die Jugend. "Vielleicht wäre auch eine besondere Rennformel nützlich." Jüngst fand in Malaysia der neue Asia-Talent-Cup statt, mit dem Nachwuchsfahrer im asiatischen Raum gefördert werden sollen, wo Motorräder und der Motorradsport sehr populär sind. Dort fährt übrigens auch eine Nachwuchsfahrerin mit. Alberto Puig ist Mentor der Serie.

Wäre ein ähnlicher Cup ausschließlich für talentierte Mädchen ebenfalls ein Ansatz? "Ich glaube, es wäre sehr interessant, wenn mehr Frauen in der Meisterschaft wären. Generell ist es so, dass wenn eine Frau vor einem Mann fährt, dann sieht er wie ein Bulle ein rotes Tuch. Es würde weiteren Konkurrenzkampf geben", glaubt Ljubimowa. "Als ich und Nadia (Yakhnich; Anm.d.Red.) in der italienischen Meisterschaft gefahren sind, haben sie alles getan, damit sie vor uns sind. Sie zu überholen, war absolut unmöglich."

Ana Carrasco und Maria Herrera

Ana Carrasco (links) und Maria Herrera (rechts) sind derzeit die größten Talente Zoom

"Ich glaube, wir waren für sie eine gute Motivation schneller zu fahren", sagt Ljubimowa über den Geschlechterkampf. "Es gibt aber Hoffnung, denn einmal sind in der russischen Meisterschaft fünf Frauen gefahren." An die Spitze des Rennsports hat es eine Frau bisher aber noch nicht geschafft. Ljubimowa glaubt die Gründe dafür zu kennen: "Ich glaube, dass eine Frau aus natürlicher Sicht eine Mutter ist. Wenn sie eine Rennkarriere anstrebt, dann muss sie diese Instinkte abschalten."

"Es ist möglich, dass wir bald eine Topfahrerin haben, aber es ist nicht sehr wahrscheinlich, weil Frauen diese Emotionen und Prioritäten haben. Vielleicht hat eine Frau auch einen höheren Selbsterhaltungstrieb. Eigentlich schieße ich mich damit selbst ins Knie, denn als ich noch gefahren bin, habe ich es mehr genossen gegen Männer als gegen Frauen zu fahren", lacht Ljubimowa. "Wenn man gegen Männer kämpft, dann weiß man, dass man nur um den Sieg kämpft und es keine Politik gibt."


MotoGP in Austin

Die Motorrad-WM wird seit dem Jahr 1949 ausgetragen, aber erst 1989 schaffte es die erste Frau in die Punkteränge. Die Finnin Taru Rinne sammelte in der 125er-Klasse insgesamt 25 WM-Zähler. 1989 qualifizierte sie sich in Hockenheim sensationell für den zweiten Startplatz und führte das Rennen auch eine Zeit lang an. Aus deutscher Sicht eroberte Katja Poensgen im Jahr 2001 in Mugello als 14. zwei WM-Punkte in der 250er-Klasse. Carassco brachte es in ihrem Debüt-Jahr auf neun Zähler und WM-Endrang 21.