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Moto3-Debakel gegen Honda: KTM stellt sich für 2018 neu auf

KTM musste 2017 in der Moto3-Klasse eine herbe Niederlage gegen Honda einstecken - Pit Beirer sucht Gründe und spricht über die Neuausrichtung für 2018

(Motorsport-Total.com) - In der Moto3-Klasse herrscht seit Jahren das Duell KTM gegen Honda. Die österreichische Marke sicherte sich 2012, 2013, 2014 und 2016 die Konstrukteurs-WM. Mit Sandro Cortese (2012), Maverick Vinales (2013) und Brad Binder (2016) wurden drei Fahrer mit KTM-Bikes Weltmeister. In der abgelaufenen Saison endeten die KTM-Erfolge. Mit Ausnahme von Andrea Migno in Mugello gingen alle anderen Rennsiege an Honda.

Titel-Bild zur News: Marcos Ramirez

Der beste KTM-Fahrer (Marcos Ramirez) belegte den achten Platz in der Fahrer-WM Zoom

"Wir müssen eine große Lücke schließen", spricht KTM-Motorsportchef Pit Beirer Klartext. "Es ist ein Desaster, das möchte ich nicht verstecken. Wenn wir für den MotoGP-Einstieg irgendwo eine Rechnung bezahlt haben, dann ist es die Moto3. Auf der Road-Race-Abteilung lastete viel Arbeit. Viele Leute, die bisher für die Moto3 gearbeitet haben, sind in die MotoGP involviert oder haben mir beim MotoGP-Projekt geholfen. Deshalb konnten sie sich nicht auf ihre Hauptklasse konzentrieren und wir haben eventuell ein paar Prozent verloren."

Bei 13 der 18 Rennen standen drei Honda-Fahrer auf dem Podest. Vor allem Weltmeister Joan Mir drückte der Saison mit zehn Siegen seinen Stempel auf. So ein Talent fehlte in den KTM-Reihen. "Es ist nicht fair, es den Fahrern anzulasten", will Beirer seinen Kader nicht kritisieren, um anzufügen: "Aber ein Fahrer mit dem gewissen Extra hat etwas gefehlt. Alles zusammen hat dazu geführt, dass wir viele Rennen gegen Honda verloren haben."

Das gewisse Extra hat gefehlt

Viele Niederlagen waren dennoch knapp, wenn eine große Gruppe in der letzten Runde um die Positionen gekämpft hat. "Trotzdem hatten wir oft auf der Ziellinie weniger als zwei Sekunden Rückstand auf den Sieger. Wie sagt man dann, dass der Fahrer, das Motorrad oder die Konstruktion schlecht sind? Es geht so eng zu, aber uns hat das gewisse Extra gefehlt", so Beirer. Bester KTM-Fahrer in der WM-Endabrechnung war Marcos Ramirez vom Kundenteam Platinum-Bay auf dem achten Platz.

Auch wenn das MotoGP-Projekt im Mittelpunkt steht, will KTM die kleinen Klassen nicht außer Acht lassen. Über den Winter will man auch in der Moto3 Fortschritte schaffen und die Zügel nicht locker lassen. "Die Moto3 ist für nächstes Jahr weit oben auf unserer Liste", kündigt der ehemalige Motocrosser an. "Wir pushen hart, um diese wenigen Prozent zu finden, um wieder im Spiel zu sein. Ein paar Rennen zu verlieren ist okay, aber wenn man oft nicht einmal auf dem Podium ist, dann können wir nicht zufrieden sein."

Pit Beirer

KTM-Motorsportchef Pit Beirer will auch in der Moto3 wieder gewinnen Zoom

Abgesehen vom technischen Aspekt will sich KTM in der kleinsten Klasse neu aufstellen. Der Fokus wird nicht mehr so stark auf dem Team von Aki Ajo liegen. Technisch gesehen gibt es in der Moto3 keine Werksteams, da alle Teams technisch gleich ausgerüstet werden müssen. Gibt es eine neue Entwicklung, muss der Hersteller es all seinen Teams zur Verfügung stellen. Aber die finanzielle Unterstützung wird von KTM künftig anders aufgeteilt. Teams, die junge Fahrer aus dem Rookies-Cup nehmen, werden künftig stärker unterstützt.

Einfluss auf die Fahrer in den Kundenteams

"Wenn man gegen ein starkes Honda-Projekt gewinnen will, müssen wir Einfluss auf die Fahrer nehmen", betont Beirer und erläutert den Hintergrund der neuen Herangehensweise: "Unser Ziel ist es, Rookies innerhalb der KTM-Familie zu halten. Wir finanzieren ihren Einstieg ins Fahrerlager mit dem Rookies-Cup. Dann verlieren wir sie und zwei Jahre später besiegen sie uns auf einer Honda. Das macht keinen Spaß." Deswegen will man das nun ändern.

"Natürlich waren wir immer glücklich, wenn ein Rookie ein anderes Team gefunden hat. Es ist nicht so einfach, für sie ein Team zu finden und zu finanzieren. Oft konnten wir keinen Platz in einem KTM-Team anbieten. Jetzt arbeiten wir mehr an der Unterstützung dieser Teams. Wenn sie einen Rookie nehmen, dann bringt er Unterstützung von KTM zu diesem Team. Unsere Unterstützung ist direkt mit der Performance des Rookies verknüpft."

Rookies-Cup

Kein Fahrer aus dem Rookies-Cup 2017 hat für die WM einen Stammplatz ergattert Zoom

Langfristig verfolgt KTM das Ziel, den Weltmeister von morgen im Rookies-Cup zu fördern und ihn dann innerhalb der KTM-Familie in der Moto3 und in der Moto2 auf die Königsklasse vorzubereiten. "Unser Ziel ist es weiterhin, eines Tages einen Fahrer aus dem Rookies-Cup auf unserem MotoGP-Bike zu haben", nennt Beirer das große Ziel. Bisher schaffte es nur ein Meister des Rookies-Cup tatsächlich in die Königsklasse. Das ist Johann Zarco, der in allen WM-Klassen nie eine KTM fuhr.

KTM-Fahrer in der Moto3-Klasse 2018:
5 Jaume Masia (Bester Capital Dubai)
8 Nicolo Bulega (Sky Racing Team VR46)
10 Dennis Foggia (Sky Racing Team VR46)
11 Livio Loi (Reale Stylobike)
12 Marco Bezzecchi (MC Saxoprint)
16 Andrea Migno (Aspar)
17 John McPhee (CIP)
19 Gabriel Rodrigo (RBA-Team)
40 Darryn Binder (Red Bull Ajo)
42 Marcos Ramirez (Bester Capital Dubai)
58 Juanfran Guevara (RBA-Team)
65 Philipp Öttl (Südmetal Schedl)
75 Albert Arenas (Aspar)
76 Makar Yurchenko (CIP)
84 Jakub Kornfeil (MC Saxoprint)