powered by Motorsport.com

Moto3 Aragon: Mir gewinnt Windschattenduell und erntet Kritik

Joan Mir feiert vor in Aragon seinen achten Saisonsieg, doch die Moto3-Konkurrenz beanstandet seine Fahrweise - Update: Mir von Rennleitung bestraft

(Motorsport-Total.com) - Heimsieg für Joan Mir: Der Spanier sichert sich beim Großen Preis von Aragon seinen achten Saisonsieg und baut seine WM-Führung in der Moto3 damit weiter aus, weil Verfolger Romano Fenati nicht über Rang zehn hinauskommt. Fabio DiGiannantonio wird nach einer starken Aufholjagd Zweiter. Enea Bastianini schließt das Podium als Dritter ab. Philipp Öttl fährt lange in der Spitzengruppe, wird am Ende aber "nur" Neunter.

Titel-Bild zur News: Joan Mir

Joan Mir ist der Weltmeistertitel in der Moto3 2017 kaum noch zu nehmen Zoom

Nach nebelbedingten Verzögerungen am Morgen war das Rennen 40 Minuten später als ursprünglich geplant gestartet worden. Statt 20 spulten die Moto3-Piloten nur 13 Runden ab. Es galt also mehr denn je, sich von Anfang an gut zu positionieren. Gleich vom Start weg gelang es Polesetter Jorge Martin und Bastianini eine kleine Lücke herauszufahren. Dahinter führte Aron Canet das Verfolgerfeld an.

WM-Leader Mir und Öttl, der in Runde eins einige Plätze gutmachen konnte, behaupteten sich an der Spitze der Verfolgergruppe. Sie konnte den Vorsprung von Martin und Bastianini schnell wieder zufahren, weil sich beide bereits früh immer wieder überholten und damit wertvolle Zeit verloren. Damit war das Feld wieder eng beisammen. Die ersten neun Piloten trennten zwischenzeitlich gerade mal 0,9 Sekunden.

Kritik an Sieger Mir: Unfair verteidigt?

Auf den Spitzenpositionen hielten sich Bastianini, Martin und Canet, die sich auf der Start-Ziel-Geraden in beinahe jeder Runde Windschattenduelle lieferten. Mir und auch Öttl lauerten in Schlagdistanz. Von hinten preschte jedoch DiGiannantonio, von Position 14 gestartet, durch das Feld und übernahm vier Runden vor Rennende die Spitze. Zu dem Zeitpunkt hatten noch gut zehn Fahren die Chance auf einen Podestplatz.

Keinem der Spitzenleute gelang es, wegzufahren. Es lief also alles auf die letzte Runde hinaus. Sie ist vor allem die Stärke von Mir, der sich zum finalen Showdown mutig an die Spitze setzte. Und tatsächlich gelang dem Spanier der große Coup: Zwar saugten sich DiGiannantonio und Bastianini im Windschatten noch einmal an Mir heran. Eine Radlänge Vorsprung konnte er aber ins Ziel retten und damit seinen achten Saisonsieg perfekt machen.

Mit der Fahrweise von Mir zeigte sich die Konkurrenz allerdings nicht einverstanden. "Mein Plan war es, als Zweiter auf der Gegengeraden zu sein und dann in der letzten Kurve zu überholen. Aber was Mir da gemacht hat, war gefährlich. Er bewegte sich wie eine Schlange. Ich weiß nicht, ob das den Regeln entspricht", sagt DiGiannantonio. "Ich bin dennoch zufrieden mit dem zweiten Platz. Wir werden uns in Übersee umso stärker zurückmelden."

Moto3-Titel für Mir so gut wie sicher

Auch Bastianini war verstimmt: "Heute wäre ein Sieg möglich gewesen. Ich war in allen Teilen der Strecke schnell unterwegs. Mir ist aus meiner Sicht auf der letzten Runden sehr gefährlich gefahren. Es war unmöglich zu überholen." Mir seinerseits beschwichtigt: "Was die letzte Runde geht, habe ich alles gegeben und mich nur verteidigt. Fabio hat es zwei Runden zuvor genauso gemacht. Von daher denke ich, das ist fair und okay."

Polesetter Martin hatte mit diesen Scharmützeln nichts mehr zu tun. Er musste sich mit dem vierten Platz begnügen. Canet wurde Fünfter vor John McPhee (6.) und Marco Ramirez (7.). Wildcard-Fahrer Dennis Foggia präsentierte sich stark auf Rang acht und kam damit noch vor Öttl ins Ziel, der sich in der vorletzten Runde verbremst hatte und damit seine Chance auf einen Podestplatz verspielte. Zudem klagte der Deutsche über eine lose Verkleidung.


Fotos: Moto3 in Aragon


Fenati schloss die Top 10 ab. Der Italiener muss seine WM-Chancen damit so gut wie begraben. Er hat auf Rang zwei liegenden nunmehr 80 Punkte Rückstand auf Mir, der seine Führung auf 271 Zähler ausbaut. WM-Dritter ist Canet, dem 98 Punkte fehlen. Beim nächsten Rennen in Motegi könnte sich Mir zum vorzeitigen Weltmeister krönen. Dort gastiert die Motorrad-WM in drei Wochen zum Großen Preis von Japan.

Update: Im Anschluss an das Rennen wurde Sieger Mir zur Rennleitung zitiert. Laut Paragraph 1.21.2 des FIM-Reglements müssen sich "Fahrer auf der Strecke verantwortungsbewusst verhalten und dürfen Gegner nicht gefährden, egal ob auf der Strecke oder in der Boxengasse". Die Rennleitung kam zur Entscheidung, dass sich Mir in der letzten Runde auf der langen Geraden durch seine Spurwechsel nicht verantwortungsbewusst verhalten hat. Dafür brummte ihm die Rennleitung eine Strafe auf. Beim nächsten Rennen wird Mir in der Startaufstellung um sechs Positionen zurückversetzt.