Cortese: Finale Genugtuung

Der KTM-Werkspilot freut sich, dass er es dieses Jahr seinen Kritikern zeigen kann und spricht über seine Erwartungen und Zukunftsvisionen

(Motorsport-Total.com) - Sandro Cortese fährt 2012 bereits seine achte Saison in der Motorrad-Weltmeisterschaft. Während der Deutsche anfangs oft kritisiert wurde, hat er spätestens im Vorjahr mit seinen zwei Saisonsiegen bewiesen, dass er zurecht in der WM fährt. In dieser Saison kämpft er um den WM-Titel und ist neben Maverick Vinales der größte Favorit in der neuen Moto3-Meisterschaft.

Titel-Bild zur News: Sandro Cortese

Sandro Cortese möchte in dieser Saison den Moto3-Titel holen

"Ich gehe jetzt mit einem Lachen durchs Fahrerlager und freue mich über ehrliche Gratulanten", bemerkt er. "Es gab ja zahlreiche Kritiker, die mich als ewiges Talent gesehen und mir gar den Rücktritt nahe gelegt haben. Ich habe allerdings schon soviel durchgemacht, wurde dabei ins kalte Wasser geworfen. Heute werden die jungen Fahrer deutlich besser vorbereitet. Ich habe damals mit zwei Mechanikern angefangen, ein Data-Recording gab es nicht."

"Da hieß es nur, fahr mal los, dann sehen wir, wie es klappt. Ich habe mir also alles selbst erarbeitet. Ein Marc Marquez hat heutzutage in Emilio Alzamora einen Teamchef, der selbst als Fahrer schon 20 Jahre im Grand-Prix-Sport verbracht hat. Wenn man solch einen Mann an seiner Seite hat, dann sagt der einem, was man tun und lassen soll. Ich habe selbst heraus finden müssen, was gut und schlecht für mich ist. Das hat eine Weile gedauert, hat mich aber auch fürs Leben außerhalb des Rennsports geprägt", stellt Cortese klar.

Mit genauen Prognosen für den Rest der Saison tut sich der KTM-Pilot aber schwer: "Nach einem Drittel der Saison ist es noch zu früh, eine Prognose abzugeben. Aber es passt, denn es ist kaum möglich, noch besser in die Saison zu starten. Ich versuche, ruhig zu bleiben, denn es sind schon einige Hitzköpfe dabei. Ich muss natürlich weiterhin konstant bleiben. Sicherlich kann mir auch mal ein Fehler unterlaufen, doch ich muss mein Level halten."

Die Umstellung von den spitzen Zweitaktern auf die etwas gutmütigeren Viertakter hat Cortese keine Schwierigkeiten bereitet. Vor der Saison deutete sich an, dass seine KTM sehr konkurrenzfähig sei. Doch Honda war beim ersten Rennen ebenfalls bei der Musik dabei. "Vor allem in der Beschleunigung ist Honda besser, wir dagegen haben im Top-Speed Vorteile", analysiert Cortese.

Sandro Cortese

Cortese wirkt in dieser Saison deutlich reifer als in den vergangenen Jahren Zoom

Am Sachsenring möchte Cortese in diesem Jahr das Rennen mehr in den Mittelpunkt stellen und dafür weniger PR-Termine wahrnehmen. "Im Vorjahr habe ich die Erfahrung machen müssen, dass ich zu viele Termine wahrgenommen habe und dann im Rennen nicht meine Leistung abrufen konnte. Dieses Jahr werde ich nur ein, zwei Events besuchen und ansonsten meinen Heim-Grand-Prix genießen. Natürlich will ich den Fans auch was zurückgeben, doch am Ende zählt nicht die Menge der Autogramme sondern das Rennresultat", erklärt er.

Sollte es 2012 mit dem Moto3-Titel klappen, wäre ein Aufstieg in die Moto2 an der Zeit. "Das ist schwierig, denn selbst nach einem Titelgewinn benötigt man einen großen Sponsor", stellt Cortese klar. "Es gab schon Weltmeister, die selbst nach einem Titelgewinn Probleme hatten, ein vernünftiges Team zu finden."

"Ich fahre in keinem drittklassigen Moto2-Team, nur um zu sagen, ich bin dabei. Da bleibe ich lieber in der Moto3 mit meinem KTM-Werksteam, in dem ich mich sehr wohlfühle. Die Öffentlichkeit interessiert sich ohnehin eher für Siege in der Moto3 als für zwölfte Plätze in der Moto2", schildert der KTM-Pilot. "Da muss man dann auch wirklich an die eigene Karriere denken."