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Cortese: "Die harte Arbeit hat sich ausgezahlt"

Der erste Moto3-Weltmeister kommt aus Deutschland: Im Interview blickt Sandro Cortese auf seine erfolgreiche Saison 2012 zurück

(Motorsport-Total.com) - Die Saison 2012 wurde für Sandro Cortese zum großen Durchbruch. Vor dem ersten Rennen herrschte in der kleinsten Klasse Ungewissheit, denn die Moto3-Motorräder waren Neuentwicklungen. KTM war zurück in der WM und betrieb ein Werksteam. Cortese war mit seiner reichhaltigen Erfahrung als Zugpferd verpflichtet worden. Die Anstrengungen wurden belohnt. Cortese startete einen Erfolgslauf und stand bei 15 Rennen auf dem Podest. Mit einer beeindruckenden Souveränität sammelte der Berkheimer die nötigen Punkte und wurde mit dem WM-Titel belohnt. In seiner Heimatstadt gab es einen triumphalen Empfang für den ersten Moto3-Weltmeister der Geschichte. Im Interview blickt Cortese auf seine erfolgreichste Saison zurück und macht einen Ausblick auf die Moto2.

Titel-Bild zur News: Sandro Cortese

Sandro Cortese hat sich als Weltmeister in den Geschichtsbüchern verewigt Zoom

Frage: "Jetzt sind schon einige Wochen seit dem Saisonfinale vergangen. Wie lebt es sich als Weltmeister?"
Sandro Cortese: "Man fühlt sich natürlich erleichtert, wenn man nach so einer erfolgreichen Saison zurückblicken kann und sagen kann, dass ich es endlich geschafft habe. Es war mühsam, aber die harte Arbeit hat sich ausgezahlt. Ich bin einfach überglücklich, dass ich es geschafft habe."

Frage: "Wie hat sich dein Leben verändert?"
Cortese: "Es ist alles normal und es hat sich nichts verändert. Die Öffentlichkeit ist natürlich auf mich aufmerksam geworden. Das genieße ich natürlich teilweise. Teilweise bin ich auch ein ruhiger Mensch, der sich zurückzieht, aber es ist natürlich schon schön, wenn man so viel Anerkennung bekommt."

Frage: "Was war für dich der persönliche Höhepunkt der Saison? Der Sieg am Sachsenring?"
Cortese: "Es gab viele Höhepunkte. Einer davon war natürlich der Sieg auf dem Sachsenring. Der Höhepunkt an sich war der Gewinn des WM-Titels in Malaysia. Es gibt schöne Momente auf die man zurückblicken kann. Der erste Moto3-Sieg und viele Dinge, die einen bewegt haben."

Frage: "Gab es eigentlich auch einen Tiefpunkt?"
Cortese: "Gott sei Dank nicht. Die Tiefpunkte waren trotzdem Hochs mit Platz sechs, dass ich die Rennen trotz Sturz noch beenden durfte."


Fotos: Berkheim feiert Sandro Cortese


Frage: "Zu Saisonbeginn war FTR-Honda technisch sehr stark. Ihr habt über die Saison die Entwicklung vorangetrieben. In welchen Bereichen habt ihr hauptsächlich Verbesserungen geschafft."
Cortese: "Wir haben das komplette Motorrad weiterentwickelt. Das Motorrad war immer jung und wir haben immer viel daran gearbeitet. Wir sind nie ruhig gestanden und haben immer weiterentwickelt. Das war einer der Schlüsselpunkte zum Erfolg."

Frage: "Bist du eigentlich überrascht, dass Honda die Entwicklung nicht stärker vorangetrieben hat?"
Cortese: "Ich denke, unser Paket war in diesem Jahr so gut, dass wir Honda schlagen konnten. Sie haben genauso Gas gegeben. Vielleicht gab es bei ihnen neben der Strecke mehr Probleme. Das Motorrad von Vinales war die ganze Saison über genauso gut."

Frage: "Speziell in der zweiten Saisonhälfte waren die Kalex-KTM sehr stark. Sie fahren beim Rahmen ein anderes Material. Hast du auf der Strecke Unterschiede zu eurem Motorrad gesehen?"
Cortese: "Das kann man schlecht sagen, wenn man nicht auf beiden Motorrädern gesessen ist."

Frage: "Es wurde viel darüber gesprochen, dass du vom ersten Training an bis um Rennen sehr souverän gefahren bist. Es hat auch geheißen, dass sich seit deinem ersten Sieg in Brünn 2011 viel verändert hat. Wie beurteilst du das für dich selbst?"
Cortese: "Natürlich hat das viel bewegt. Beim ersten Sieg hat es dann noch mal Klick gemacht. Man kann es schlecht beschreiben, aber es war ein Wendepunkt in meiner Karriere."

Sandro Cortese

Abgesehen von Le Mans und Motegi stand Sandro Cortese immer auf dem Podest Zoom

Frage: "Du bist sehr souverän gefahren. Woher hast du diese Gelassenheit und das Selbstvertrauen genommen?"
Cortese: "Das kommt natürlich mit dem Erfolg. Ich bin gewachsen und reifer geworden. Natürlich habe ich auch eine super Truppe um mich gehabt, die hart gearbeitet hat. Den Schwung nehme ich jetzt mit, denn ich habe in Zukunft wieder meine gute Truppe von 2011 um mich herum, mit der ich meinen ersten Sieg eingefahren habe. Ich denke, dass es ein sehr gutes Jahr wird."

Frage: "Es gab auch Kritik an deinem Fahrstil. Casey Stoner hat dich beispielsweise für deine Manöver gegen Danny Kent kritisiert. Wie siehst du das rückblickend?"
Cortese: "Ich glaube, der Stoner ist der letzte, der sich über irgendeinen beschweren muss. Wenn man zurückdenkt, was er teilweise letztes Jahr für Aktionen geliefert hat. Ich nehme das schmunzelnd hin und er sollte lieber vor seiner eigenen Haustüre kehren."

Frage: "Wie sehr musstest du deinen Fahrstil auf die Viertakt-Maschine verändern?"
Cortese: "Es ist schon ein komplett anderes Motorrad. Man muss komplett umdenken. Ich muss aber sagen, dass mich das in diesem Jahr viel weitergebracht hat, denn für die 600er war es sicher eine gute Vorbereitung."

Frage: "Was denkst du über den Motorsound der Moto3?"
Cortese: "Viertakter klingen nicht so schön wie die Zweitakter, aber es ist eine neue Klasse und man muss sich daran gewöhnen."

Frage: "Für das Motorrad war jede Strecke Neuland. Wie waren die Arbeitsabläufe an einem gewöhnlichen Rennwochenende, wo das Wetter gepasst hat?"
Cortese: "Der Arbeitsablauf ist immer gleich. Man versucht vom ersten Freien Training bis zum Rennen das Motorrad so hinzubekommen, dass man schnelle Runden fahren kann und es auch über die Renndistanz geht."

Die Zukunft heißt Moto2

Frage: "Blicken wir in die Zukunft. Du hast das Moto2-Motorrad schon getestet und dich positiv geäußert. Wie gehst du an die neue Herausforderung heran?"
Cortese: "Ich freue mich riesig. Der Umstieg ist nach dem WM-Titel der perfekte Zeitpunkt. Es wird natürlich sehr schwierig, aber machbar ist es. Ich habe die anderen Kollegen gesehen, die vielleicht auch eine Zeit gebraucht haben, aber letztendlich vorne angeklopft haben."

Frage: "Du sollst in Almeria auch eine Kalex mit Öhlins Dämpferelementen getestet haben?"
Cortese: "Ich habe mit White Power getestet, aber diese Woche haben wir uns mit Öhlins geeinigt. Im nächsten Jahr werde ich ausschließlich mit Öhlins fahren."

Frage: "Also White Power werdet ihr nicht fahren?"
Cortese: "Nein, das ist nicht mehr der Fall. Nach langen Verhandlungen haben wir uns für Öhlins entschieden."

Frage: "In der abgelaufenen Saison ist Nicolas Terol in die Moto2 aufgestiegen und hat sich sehr schwer getan. Auch Marcel Schrötter hatte es nach seinem Wechsel nicht einfach. Orientierst du dich daran, oder machst du dein Ding?"
Cortese: "Ich mach mein Ding. Wir arbeiten hart und ich versuche, dass mir der Aufstieg sehr schnell gelingt."


Fotos: Sandro Corteses Moto2-Debüt


Frage: "Auf der anderen Seite fahren Leute wie Scott Redding oder Tom Lüthi dann schon ihre vierte Moto2-Saison. Hast du dir einen Plan zurechtgelegt, wie du den Erfahrungsnachteil wettmachen willst?"
Cortese: "Das kann ich schlecht sagen, weil ich mit diesen Jungs noch nicht gleichzeitig gefahren bin. Ich habe jetzt den Winter Zeit, um mich vorzubereiten."

Frage: "Wenn wir in zwölf Monaten wieder sprechen: Womit wärst du zufrieden?"
Cortese: "Das kann ich schwer sagen, weil ich nicht weiß, wie ich mich zurechtfinde. Natürlich will ich so weit wie möglich nach vorne."

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