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  • 12.06.2017 13:19

  • von Maria Reyer & David Emmett

Sechs Podestplätze in sieben Rennen: Lüthi wittert WM-Chance

Tom Lüthi spielt die Trumpfkarte im Moto2-Titelkampf aus: Seine Konstanz bringt ihn auf sieben Punkte an Franco Morbidelli heran - Alex Marquez lauert auf Platz drei

(Motorsport-Total.com) - Nicht nur die MotoGP-Meisterschaft gestaltet sich spannend, auch in der mittleren Klasse rückt das Feld enger zusammen. WM-Leader Franco Morbidelli fuhr seiner Form nach einem fulminanten Saisonauftakt in den vergangenen beiden Rennen hinterher, Tom Lüthi kann sich hingegen auf seine Konstanz verlassen und blickt auf seinen bisher besten Moto2-Auftakt und Alex Marquez holte nach einem schwierigen Saisonstart mit zwei Siegen auf heimischem Boden mächtig auf.

Titel-Bild zur News: Thomas Lüthi

Tom Lüthi hat bereits in Assen die Chance, die WM-Führung zu übernehmen Zoom

"In der Moto2 ist es sehr wichtig, konstant zu sein", weiß Lüthi. Der Schweizer holte in den ersten sieben Rennen sechs Podestplatzierungen, ein Sieg blieb ihm bisher jedoch verwehrt. Dennoch liegt er seit dem Saisonauftakt in Schlagdistanz zu Morbidelli und verkürzte den Abstand auf knappe sieben Punkte. In Barcelona reichte es zwar nicht für den ersten Saisontriumph, doch als Dritter sammelte er sein insgesamt 43. Podium in der mittleren Klasse.

"Ich wäre natürlich gerne auf dem obersten Treppchen gestanden, aber Alex hatte einfach eine unglaubliche Pace", muss der 30-Jährige anerkennen. Er haderte im Katalonien-Grand-Prix vor allem mit dem Vorderreifen, den er bei seiner Aufholjagd überstrapazierte. "Trotzdem konnte ich aufs Podium fahren und viele Punkte sammeln, das ist das Wichtigste. Nach einem schwierigen Wochenende ist es immer schön, einen Schluck Champagner zu genießen", schmunzelt er.

Morbidelli besorgt - Lüthi schon in Assen WM-Leader?

In den vergangenen drei Rennen schmolz der Abstand zwischen den beiden Spitzenreitern von 20 auf sieben Punkte zusammen. Gewinnt Lüthi das nächste Rennen in Assen, kann er theoretisch die WM-Spitze übernehmen. Morbidelli dürfte nicht besser als Dritter werden. "Wir fahren noch so viele Rennen und die Saison ist eben noch sehr lang", versucht er zu beruhigen.

"Nach drei Rennen haben alle schon gemeint, dass Franco Weltmeister wäre. Er ist immer noch stark und dabei. Es sind aber andere auch noch dabei, wie Alex oder Mattia (Pasini; Anm. d. Red.)", erweitert er den Favoritenkreis. Nachdem Morbidelli vier der ersten fünf Saisonrennen gewinnen konnte, wurde er zum großen Favoriten auserkoren. Ein Ausfall in Jerez und nur die Positionen vier in Mugello und sechs in Barcelona dämpften die Euphorie.

Mattia Pasini, Alex Marquez, Thomas Lüthi

Marquez und Lüthi konnten in Barcelona weiter Boden auf Morbidelli gutmachen Zoom

Wie schon in Italien konnte der WM-Führende auch in Spanien nicht mit seinem Teamkollegen und den Toppiloten mithalten. "Ich fühlte mich nicht wohl auf dem Bike bei diesen Bedingungen, daher musste ich abreißen lassen und sichergehen, dass ich Punkte für die Meisterschaft sammle", gibt der Italiener mit brasilianischen Wurzeln zu. "Es ist jetzt wichtig zu verstehen, warum ich nicht schnell bin im Moment. Ich bin etwas besorgt, weil meine Rivalen den Punkteabstand verringert haben."

Lüthis Crewchief Teil des Erfolgs: "Er ist ein Genie"

Vor allem Teamkollege Alex Marquez startete mit drei Podestplätzen in den vergangenen vier Rennen eine Aufholjagd. Er lag zwischenzeitlich bereits 51 Punkte hinter Morbidelli in der WM, ließ sich von dessen Siegesserie jedoch nicht beeindrucken. In Jerez wendete sich das Blatt: Morbidelli schrieb einen Nuller, Marquez feierte seinen ersten Moto2-Sieg. Beim Heimspiel in Barcelona dominierte er die Konkurrenz nach Belieben und feierte den zweiten Saisonsieg in souveräner Manier.

"Das war ein sehr wichtiger Sieg für die Meisterschaft. Wir müssen dieses Momentum jetzt nach Assen mitnehmen", freut sich der kleinere Bruder von Marc Marquez. 20 Punkte fehlen ihm derzeit auf die WM-Führung. "Es ist so hart umkämpft. Wichtig ist, die Punkte zu sammeln", weiß auch Lüthi. Er schaffte es bisher als einziger Toppilot, in jedem Rennen zu punkten. Sein schlechtestes Ergebnis ist ein achter Platz in Jerez.

Die Konstanz spülte den Schweizer in seiner elften Moto2-Saison in den engen Favoritenkreis. Das ist auch sein Trumpf im Gegensatz zu den MarcVDS-Piloten. "Es ist kontinuierliche Arbeit. Auch die Zusammenarbeit mit meinem Crewchief Gilles (Bigot; Anm. d. Red.) funktioniert super. Er ist für mich eine Art Genie und ich vertraue ihm immer mehr an. Er hat immer wieder gute Tipps. Wir sprechen nicht nur über die Technik, sondern auch übers Fahren. Ich lerne immer dazu und bin offen, das ist wichtig", erklärt der Kalex-Pilot am Rande des Barcelona-Wochenendes.


Moto2 in Barcelona

Nach vier Rennsiegen im Vorjahr - seine bisher beste Bilanz - fehlt ihm ein Triumph 2017 noch in der Sammlung. "Klar will ich Rennen gewinnen oder zumindest darum kämpfen, wie in Mugello. In Barcelona waren wir nicht in der Lage, ganz vorne zu kämpfen. Wir sind trotzdem auf dem Podest. Mein Fokus liegt aber darauf, Rennen zu gewinnen", stellt er klar. (Der Moto2-WM-Stand im Detail!)