Kolumne: Moto2 ist Spektakel pur

Was von der Moto2-Saison zu erwarten ist: Redakteur Gerald Dirnbeck schildert seine Gedanken über die spannendste Klasse - Ist Espargaro wirklich der große Favorit?

Titel-Bild zur News: Moto2 Start

Die Moto2-Rennen bieten viel Spektakel, Spannung und sind unvorhersehbar Zoom

(Motorsport-Total.com) - Liebe Motorrad-Freunde, bevor am kommenden Sonntag die Superstars der MotoGP zur Startlinie rollen, treten 33 Fahrer in der Moto2 an. Sie war in den vergangenen Jahren die engste und am härtesten umkämpfte aller drei Klassen. Bei der Frage nach der spannendsten Klasse sprachen sich ganze 61,68 Prozent der 'Motorsport-Total.com'-Leser für die mittlere Klasse aus. Ein eindeutiges Ergebnis. Mit 25,14 Prozent folgte die Moto3. Lediglich 13,81 Prozent fanden die Königsklasse MotoGP am spannendsten. Insgesamt wurden bei dieser Umfrage 2,192 Stimmen abgegeben.

Das zeigt klar wohin der Weg führt: Die Fans wollen in erster Linie unterhalten werden und spannenden sowie ehrlichen Motorsport sehen. Die Diskussionen, ob die Moto2 mit ihren Honda-Einheitsmotoren überhaupt eine Weltmeisterschaft sein sollte, sind hier eher zweitrangig. Auch in diesem Jahr dürfen wir uns auf unzählige Zweikämpfe und spannende Rennen freuen. Da Marc Marquez in die MotoGP aufgestiegen ist, wird es auch in der Moto2 kein Motorrad mit der Startnummer 1 geben. Einen Favoriten im engen Feld auszumachen ist schwierig.

Die Konstanz wird letztendlich über den WM-Titel entscheiden, wie die vergangenen drei Jahre gezeigt haben. Alle drei bisherigen Moto2-Weltmeister sind im Folgejahr auch in die MotoGP aufgestiegen. Nach den Wintertestfahrten hat Pol Espargaro die Favoritenrolle inne. Bereits im Vorjahr war er der Einzige, der Marquez Paroli bieten konnte. Seine Kalex wurde im Detail überarbeitet und mit dem Spanier wird es sicherlich eine der schnellsten Kombinationen sein. Espargaro ist heiß und auch reif für den WM-Titel.

Leicht wird es ihm aber nicht gemacht werden, denn speziell die beiden Ex-Weltmeister Julian Simon und Toni Elias zeigten Ende 2012 und bei den Wintertestfahrten eine aufsteigende Form. Dazu kommt Nico Terol, dem beim Saisonfinale in Valencia endlich auch in der Moto2 der Knoten geplatzt ist. In diesem Jahr wird der letzte 125er-Weltmeister sein großes Talent zeigen. Ja, auch in der Moto2 haben die Spanier die Favoritenrolle inne. Gegenwehr könnte die spanische Armada von Scott Redding bekommen. Der Brite geht in seine vierte Moto2-Saison und muss seinen ersten Sieg feiern. Zudem müssen seine Ergebnisse konstanter werden, wenn er ernsthaft ein Wort um den Titel mitsprechen will.


Fotos: IRTA-Tests in Jerez


In Katar wird ein Fahrer schmerzlich vermisst werden: Tom Lüthi wurde bei den ersten Wintertests in Valencia von Ratthapark Wilairot von der Strecke gerammt. Dabei hat sich der Schweizer schwer verletzt und muss die ersten beiden Rennen auslassen. Schade, denn Lüthi wurde bis zu dem Unfall neben Espargaro als großer Titelkonkurrent gehandelt. Sein Comeback ist für das dritte Saisonrennen in Jerez geplant. Kann er dann noch um den WM-Titel kämpfen, oder ist der Zug dann schon abgefahren? Marquez schied im Vorjahr bei zwei Rennen aus und auch Stefan Bradl hatte in der WM-Saison zwei Ausfälle. Abschreiben dürfen wir Lüthi bestimmt noch nicht.

Gerald Dirnbeck

Redakteur Gerald Dirnbeck ist gespannt auf die Lernkurve von Sandro Cortese Zoom

Die Schweizer Fans haben mit Dominique Aegerter und Randy Krummenacher noch zwei weitere Eisen im Feuer. Aegerter ist die Konstanz in Person, denn im Vorjahr holte er nur bei einem Rennen keine WM-Punkte. Dennoch muss er noch mehr Speed finden, wenn er regelmäßig auf dem Siegerpodest Champagner verspritzen will. Wenn ihm dieser Schritt gelingt, dann könnte es in diesem Jahr etwas mehr als einige Führungsrunden werden. Krummenacher ist auf die Suter umgestiegen und ist jetzt Teamkollege von Aegerter. Es ist ihm zu wünschen, dass er in seinem neuen Umfeld sein Talent auch in Ergebnisse umsetzen kann.

Ganz anders sind die Vorzeichen für die Fans aus Deutschland. Moto3-Weltmeister Sandro Cortese ist in die Moto2 aufgestiegen. Das IntactGP-Team ist um ihn herum perfekt aufgestellt. Mit Cheftechniker Jürgen Lingg arbeitet Cortese mit einem Freund und Experten zusammen. Die Wintertestfahrten haben gezeigt, dass Cortese der Umstieg auf das schwerere Motorrad gut geglückt ist. Allerdings fehlt beim Speed noch einiges. Wenn er sich zwischen Platz zehn und 15 etablieren kann, dann ist das realistisch gesehen für die erste Saison sehr gut. In der Moto2 wird extem hart gefahren und eine vorsichtige Anfangsphase, wie sie Cortese oft in der Moto3 gezeigt hat, gibt es in der Moto2 nicht. Wir dürfen gespannt sein, wie Cortese mit der neuen Herausforderung umgehen wird.


Fotos: Präsentation: IntactGP mit Sandro Cortese


Und dann ist da natürlich auch noch Marcel Schrötter. In den vergangenen Jahren konnte er nie zeigen, was er eigentlich für ein Talent ist. Bei Mahindra war die Technik Schrott und auch die Bimota war kein konkurrenzfähiges Motorrad im Vergleich zu Suter und Kalex. Im Winter wäre Schrötters WM-Karriere beinahe vorbei gewesen, denn die Finanzierung hing lange am seidenen Faden. Die Saison ist gesichert und Schrötter wird mit einer Kalex aus dem Vorjahr fahren. Technisch gesehen ist es etabliertes Material, mit dem man Highlights setzen kann. Diese Highlights werden auch nötig sein, wenn sich Schrötter langfristig in der WM etablieren will.

Neben den genannten Fahrern gibt es noch weitere große Talente, die jederzeit für ein Spitzenergebnis sorgen können. Johann Zarco, Alex de Angelis, Xavier Simeon, Takaaki Nakagami, Mika Kallio, Dani Kent, Yuki Takahashi, Esteve Rabat, Jordi Torres, Anthony West und Louis Rossi werden sicher bei dem einen oder anderen Rennen vorne mitmischen und um Podestplätze kämpfen. Die Moto2 ist spannend, unvorhersehbar und Spektakel pur. Deswegen macht sie uns so viel Spaß!

Beste Grüße & viel Freude mit der Moto2 2013!

Euer,
Gerald Dirnbeck

PS: Folgt mir auf Twitter unter @MST_GeraldD