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  • 11.09.2017 12:28

  • von Maria Reyer & David Emmett

"Großer Tag für die Schweiz": Lüthi begnügt sich mit Platz zwei

Tom Lüthi holt in Misano 20 WM-Punkte auf Franco Morbidelli auf, während Landsmann Dominique Aegerter überraschend siegt: "Großer Tag für die Schweiz"

(Motorsport-Total.com) - Das Moto2-Rennen in San Marino stand ganz im Zeichen der Schweiz. Mit Dominique Aegerter und Tom Lüthi auf den Plätzen eins und zwei durfte sich das neutrale Land im Herzen Europas über eine Premiere freuen. Noch nie zuvor gab es einen Schweizer Doppelsieg. "Ein großer Tag für unser Land", freute sich der WM-Zweite zurecht. Während Lüthi 20 WM-Punkte auf seinen schärfsten Rivalen Franco Morbidelli aufholen konnte, durfte sich Kiefer-Pilot Aegerter über seinen zweiten Moto2-Sieg - nach Deutschland 2014 - freuen.

Titel-Bild zur News: Thomas Lüthi, Dominique Aegerter

Dominique Aegerter & Tom Lüthi freuen sich in Misano über einen Doppelsieg Zoom

Die Vorzeichen standen vor dem Rennen allerdings weder bei Aegerter noch bei Lüthi auf Triumph. "Als ich am Morgen aufgewacht bin, habe ich mich nicht gefreut", schildert Aegerter nach dem Rennen und erklärt: "Es hat geregnet und eigentlich bin ich bis dahin ein starkes Wochenende im Trockenen gefahren." Im nassen Warm-up war der Suter-Pilot nur auf der achten Position zu finden. Lüthi musste sich gar mit Position 16 begnügen - und einen Sturz in Kurve 4 verdauen.

"Ich hatte ein blockierendes Vorderrad. Das kommt aus dem nichts. Plötzlich bleibt das Vorderrad stehen. Da kann man nichts machen und vorher auch nicht fühlen. Deshalb war ich sehr vorsichtig und habe versucht, die Bremse im Rennen kaum anzufassen", schildert Lüthi. Er musste von Startplatz sieben aus in den ersten Runden erst wieder Vertrauen aufbauen. Aegerter hatte im Gegensatz dazu mit Platz drei eine bessere Ausgangsposition, die er auch nutzen konnte. Er fuhr in der Anfangsphase als erster Verfolger von Morbidelli auf Rang zwei.

"Die Bedingungen waren sehr schwierig, teilweise war es sehr rutschig. Die Runden haben sich lang angefühlt", schildert der Sieger. Schließlich erbte er in Runde vier die Führung vom WM-Leader, der in Kurve 8 abgeflogen war. "Nachdem Morbidelli gestürzt ist, dachte ich, dass ich nicht zu sehr pushen darf. Ich wollte ruhig fahren, dann habe ich schon gesehen, dass Tom rankommt. Ich konnte aber schön vorne bleiben."

Lüthi fand erst mit Mühe in einen guten Rhythmus, hatte aufgrund des Warm-up-Sturzes jedoch noch Bedenken. Als er Morbidellis Sturz in der vierten Runde sah, habe er sofort an die Weltmeisterschaft gedacht, gibt der 31-Jährige zu. "Ich habe dann hin und her überlegt, aber schlussendlich musste ich mich mit dem zweiten Platz begnügen", gibt er zu. Die Führungsarbeit seines Landsmannes lobt Lüthi: "Er hat natürlich herausgefunden, wo weniger Wasser auf der Strecke steht. Ich hätte die Linie kreuzen müssen. Zwei oder drei Mal habe ich versucht mit etwas mehr Risiko zu überholen, aber auf diesem Niveau ist das nicht so einfach."

In Runde 17 wechselte die Führung kurzzeitig, dennoch konnte Aegerter die Oberhand behalten. "Als er den Rutscher hatte, war ich zwar kurz vorne, konnte aber meine Linie auch nicht halten in die Kurve rein. Sonst wäre die Gefahr groß gewesen, dass mir das Vorderrad einklappt", erklärt Lüthi. "Der Sieg war nahe, aber ich habe dann an die Meisterschaft gedacht. Ich habe auch gemerkt, dass Syahrin am Ende Druck gemacht hat, aber ich konnte nicht einfach überholen und wegfahren. Das Risiko wäre vielleicht zu hoch gewesen."

"Großer Tag für die WM": Lüthi holt 20 Punkte auf

Lüthi muss einsehen, dass Aegerter auf der Bremse einfach stärker war in Misano, obwohl er anmerkt, dass er am Kurvenausgang teilweise mehr Speed hatte. "Die letzten zwei Runden fühlten sich unendlich lang an", muss Aegerter gestehen. "Als ich über die Ziellinie gefahren bin, fühlte ich mich erlöst. In einem so kleinen Land wie der Schweiz tut das dem Motorradsport gut, wenn wir beide auf dem Podium stehen. Nach zwei schwierigen Jahren jetzt der Sieg, das ist schon super."

Und auch für die Moto2-WM brachte der 13. Lauf wieder mehr Spannung. Neun Punkte trennen Morbidelli und Lüthi an der Spitze. Als einen "großen Tag für die WM" bezeichnet Lüthi jenen Sonntag im September. "Ich musste nur ruhig bleiben, so konnte ich schließlich 20 Punkte aufholen. Das war ein wichtiger Schritt. Jetzt muss ich weiter Druck auf ihn ausüben."