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Knallharter VLN-Kampf: "Spaß gehabt wäre noch untertrieben!"

Manuel Metzger, Philip Ellis und Christian Krognes lieferten sich einen Kampf der Extraklasse und hatten viel Spaß - Warum Metzger den Kampf überhaupt aufnahm

(Motorsport-Total.com) - Der vierte VLN-Lauf der Saison 2019 war ein Fall für Genießer: Bei der 50. Adenauer Rundstrecken-Trophy gab es über fast die gesamte (verkürzte) Distanz von dreieinhalb Stunden packende Positionskämpfe sowohl an der Spitze und auch in vielen Klassen.

Für den Höhepunkt sorgte am Ende ein Dreikampf zwischen Manuel Metzger im Black-Falcon-Mercedes #6, Philip Ellis im GetSpeed-Mercedes #2 und Christian Krognes im Walkenhorst-BMW #34. Alle drei beharkten sich nach allen Regeln der Kunst, bis der finale Splash-&-Dash die Entscheidung hervorrief.

Auf die Frage, ob er Spaß an den Kämpfen gehabt hätte, sagt GetSpeed-Pilot Ellis gegenüber 'Motorsport-Total.com': "Das wäre noch fast untertrieben. Das war schon der Hammer. Es waren sehr harte Kämpfe, aber genauso wollen wir das ja."

"Das ist richtiger Motorsport, wie er sein soll. Ohne irgendwie Plätze zurückgeben zu müssen oder Strafen oder ähnliches. Genau das wollen die Leute sehen. Das ganze Rennen hat riesigen Spaß gemacht. Außer in der Boxengasse ist unser Auto eigentlich immer im Kampf gewesen. Auch Marek [Böckmann] hat zuvor eine tolle Leistung gezeigt."


Fotos: VLN 2019: 50. Adenauer Rundstrecken-Trophy


Herz in der Hose, Platz gewonnen

Höhepunkt des Hauens und Stechens war der Führungswechsel in Runde 19, als Manuel Metzger auf der Döttinger Höhe aus dem Windschatten heraus an Ellis vorbeizog, dieser aber nicht klein beigab und sich beide im Streckenabschnitt Tiergarten bei noch immer rund 230 km/h ins Auto fuhren.

"Mir ist das Herz bei der Berührung in die Hose gerutscht", gibt Metzger zu. "Aber von außen war das sicher spektakulär anzusehen. Wir hatten heute richtig Action."

Doch warum ging der Black-Falcon-Pilot überhaupt das Risiko ein, sich in den Zweikampf zu stürzen, wo er doch beim letzten Stopp ohnehin in Führung gespült worden wäre? Er zählt mehrere Gründe auf.

"Zum einen war ich besorgt wegen Christian [Krognes]." Der Norweger holte mit Siebenmeilenstiefeln auf den Kampf der beiden Mercedes-AMG auf und hatte zum Zeitpunkt des Manövers auf der Döttinger Höhe gerade erst den Anschluss hergestellt. Es war nicht ganz klar, als wie stark er sich im Vergleich zum Black-Falcon-Mercedes bei freier Fahrt erweisen würde.

"Außerdem wollte ich mich nicht auf dem Polster ausruhen", so der 33-Jährige weiter. "Wenn auf meiner Runde, die ich alleine gefahren bin, irgendetwas gewesen wäre - etwa eine Code 60 - dann wäre der Vorsprung dahin gewesen. Es ist immer besser, wenn man das Geschehen von vorne diktieren kann."

"Und zuletzt wäre ich gerne noch schneller an Philip vorbeigekommen, weil das Hinterherfahren mir die Vorderreifen etwas zerstört hat. Die Vorderachse leidet in der 'Dirty Air', deshalb habe ich mir die Vorderreifen ein bisschen ruiniert." Das zeigte sich im Anschluss, als er sich nicht absetzen konnte, als Ellis von Krognes bedrängt wurde. Drei gute Gründe also, den Kampf aufzunehmen.

Versuchter Konter läuft ins Leere

Weil er sich mit seinen verschlissenen Vorderreifen nicht wirklich lösen konnte, hätte Metzger die Führung beinahe noch einmal verloren. Bei einem Überrundungsmanöver in der Veedol-Schikane griff Ellis noch einmal nach der Führung, lief aber auf der Außenbahn ins offene Messer.

"Ich wusste [in der Bergauf-Kehre auf die Nordschleife] nicht, ob er da ist", kommentiert Manuel Metzger die Szene. "Ich habe zur Seite geschaut, aber man sieht aus diesen Autos heraus sehr schlecht. Ich habe ihn nur gehört und deshalb außen Platz gelassen. In der zweiten Links musste ich aber irgendwann ans Gas gehen und mich raustragen lassen. Dabei haben wir uns nochmal berührt."

Das nutzte Christian Krognes aus, um auf die zweite Position zu gehen, die das Walkenhorst-Team beim letzten Boxenstopp aber wieder aus der Hand gab (mehr dazu in den nächsten Tagen). "Solche Kämpfe sind immer hervorragend, vor allem, wenn man um einen möglichen Sieg kämpft", freut sich der Norweger.

Eine Rolle in dem engen Dreikampf spielte auch der seit diesem Jahr vorgeschriebene kleinere Luftmengenbegrenzer, der die GT3-Boliden in ihrer Leistung weiter beschneidet. Ellis erklärt die Folgen: "Man muss mehr antizipieren, wo man sich wie positioniert, weil man nicht mehr dieses gewaltige Drehmoment hat, mit dem man es kompensieren konnte, wenn man mit zu wenig Schwung auf der Gerade fährt."

"Aber insgesamt hat sich eigentlich nicht viel getan. Das Überholmanöver von Manuel war das perfekte Beispiel dafür, dass man noch überholen kann, aber dass man eben auch dagegenhalten kann. Wenn man fair miteinander umgeht und den Respekt voreinander hat, dann funktioniert es. Das ist aber immer die Voraussetzung." Und das war in diesem Dreikampf gegeben.

Es war bei weitem nicht der einzige packende Kampf in diesem Rennen. Zu Beginn duellierte sich Frank Stippler im Phoenix-Audi #5 hart mit David Pittard in jenem Walkenhorst-BMW, den später Krognes übernahm. Und in der Cayman-Cup-Klasse trieben es einige Akteure zu weit, als in Kurve 1 in einem sehenswerte Dreikampf zu einem Unfall kam. Nicht immer geht alles glatt.

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