BMW-Vorschau: Mit allen Mitteln zum Sieg

BMW ist eigentlich zum Siegen verdammt, doch bislang hielt man sich auffällig zurück - Bis ein Nicht-Werksfahrer im Qualifying die Sau raus ließ

(Motorsport-Total.com) - Eigentlich hatte die ganze Choreografie gestimmt: Das werksunterstützte BMW-Riesenaufgebot hielt sich in den ersten beiden VLN-Läufen so sehr zurück, dass es fast schon auffällig war. Hier und da ließ man mal mit schnellen Sektorzeiten aufblitzen, ohne jedoch jemals in der Addition irgendwelche spektakulären Gesamtzeiten zu liefern. Und dann kam Christian Krognes im Walkenhorst-M6 und stellte den Kunden-Boliden mal eben im Qualifikationsrennen auf den dritten Startplatz - vor Audi und Porsche.

Titel-Bild zur News: Jens Klingmann, Jörg Müller

BMW schickt nochmal mehr Material in die 24h-Schlacht am Nürburgring Zoom

Sollte BMW einen der größten Bluffs aller Zeiten gefahren haben, hat der nur Nürburgring-Insidern bekannte Norweger diesen auf einen Schlag gründlich durchkreuzt. Dass er bei weitem nicht langsam ist, hatte er bereits 2016 unter Beweis gestellt. 7:53.375 Minuten aus VLN8 2016 (als ohne politischen Druck frei gefahren wurde) sind noch immer der absolute Rekord auf der VLN-Variante der Nürburgring-Nordschleife. Dass er aber alle Werksfahrer wie Anfänger aussehen ließ, unterstrich, was nicht wenige bereits offen ausgesprochen hatte. Die BMW-Teams haben bei den ersten VLN-Läufen bei weitem nicht alles gezeigt.

"BMW ist das politisch wahrscheinlich so angegangen, wie sie das für richtig empfunden haben. Ich bin der Fahrer und mache das Beste daraus. Das ist meine Aufgabe. Ich muss mit dem Paket umgehen, das wir haben", sagt BMW-Neuzugang Timo Scheider im Gespräch mit 'Motorsport-Total.com'. Ob nun wirklich - wie von einigen Ring-Insidern behauptet - mit viel zu fettem Gemisch gefahren wurde, um beim 24-Stunden-Rennen einen größeren Tank zugestanden zu bekommen, der eine zusätzliche Runde erlaubt, lässt sich ohne Zugriff auf die Daten natürlich nicht beurteilen. Fakt ist: Der BMW verfügt mit 121 Litern über den zweitgrößten Tank im Feld hinter Bentley.

BoP-Keule schlägt trotz allem zu

Das alles entging auch den BoP-Machern um Norbert Kreyer nicht. Plus zehn Kilogramm und minus fünf PS gab es in der jüngsten BoP-Runde für den BMW M6 GT3. Während Porsche die alte Leistung nahezu wieder bekommen hat und Audi durch jede BoP-Runde ohne größere Anpassungen hindurch kam, wurde BMW gemeinsam mit Mercedes eingebremst. Eine vernünftige Anpassung anhand von Daten oder gar eine schallende Ohrfeige für versuchtes Sandbagging? Die Antwort wird erst das Rennen liefern können.

BMW steht unter Druck. Noch immer hat es in der GT3-Ära des 24-Stunden-Klassikers auf der Nürburgring-Nordschleife nicht zum Sieg gereicht. Der letzte Sieg datiert auf das Jahr 2010 zurück, als der BMW M3 GT erfolgreich war - ein Fahrzeug nach einem abgewandelten GT2-Reglement. Der Z4 GT3 war mehrfach knapp dran, schaffte es aber nie. Und bei der Premiere des M6 GT3 im Vorjahr ging der 4,4-Liter-V8-Turbo in Führung liegend spektakulär live im Fernsehen hoch - das Letzte, was ein Hersteller bei Deutschlands größtem Rennen gebrauchen kann.

Walkenhorst, Christian Krognes

Spielverderber? Christian Krognes ließ reichlich Potenzial aufblitzen Zoom

Die Münchner scheinen es regelrecht erzwingen zu wollen, mit allen Mitteln. BMW wirft noch mehr Material in die Schlacht als je zuvor. Durch freigewordene DTM-Ressourcen kehrt das Schnitzer-Team als dritte werksunterstütztes BMW-Mannschaft wieder zurück an den Ring. Jene Mannschaft, die sich für die meisten BMW-Gesamtsiege bei den 24 Stunden auf dem Nürburgring verantwortlich zeigte und auf die auch jener Triumph von 2010 zurückgeht.

BMW M6 GT3: Komfortabel und überraschend agil

Am Grundmaterial soll es nicht scheitern, denn BMW ist mit dem M6 GT3 gelungen, was von außen kaum zu glauben sein mag. Der riesige Koffer, optisch eher vergleichbar mit Bentley Continental GT3 und Nissan GT-R als mit seinen direkten Kontrahenten aus den Lagern von Porsche, Audi und Mercedes-AMG, hat noch immer die Agilität seines zierlichen (wenn auch akustisch herausragenden) Vorgängers Z4 GT3. Und das, ohne dessen Nachteile in der Leistung zu haben. Dank Turboaufladung gibt es ordentlichen Schub in allen Drehzahlbereichen.

Der M6 GT3 ist dermaßen leicht zu fahren, dass auch Quereinsteiger auf Anhieb zurechtkommen. "Das Vertrauen war aus der Box heraus sofort da, meine erste Runde war gleich eine 8:09", erinnert sich Scheider an seine ersten Runden als BMW-Werksfahrer auf der VLN-Variante des Rings. "Ich war überrascht, wie leicht die Rundenzeit zustande kam. Es ist auf die Distanz gesehen enorm wichtig, dass man ganz angenehm schnell fahren kann, ohne Stress zu haben." Als zusätzlichen Komfort-Artikel gibt es eine Klimaanlage.

Auch nach der Aero-Anpassung generiert der M6 unheimlich viel Anpressdruck und gehört zu den schnellsten Fahrzeugen in schnellen und mittelschnellen Kurven, die es auf der Nordschleife zahlreich gibt. Nur auf langen Geraden muss der M6 seiner großen Silhouette Tribut zollen. "Das sind die einzigen, mit denen wir auf der Geraden kämpfen können", ätzten einige Mercedes-Fahrer in den nicht enden wollenden BoP-Diskussionen.

Sieben siegfähige Fahrzeuge

BMW schickt ein riesiges Aufgebot an Fahrzeugen in die "Grüne Hölle". Das sorgt auch markenintern für eine gesunde Rivalität. Sollte Schnitzer bei der Rückkehr gelingen, was Schubert die vergangenen Jahre über nicht geschafft hat, könnte es für die Mannschaft aus Oschersleben eng werden. Als drittes werksunterstütztes Team geht Rowe Racing an den Start, die bisher völlig unter dem Radar geblieben sind. Alle Autos sind mit Werksfahrern besetzt und damit im Lostopf für den Gesamtsieg.

Einen siebten M6 GT3 mit Ambitionen auf den Gesamtsieg bringt das Falken-Team an den Start. Der Rennstall des japanischen Reifenherstellers fährt in dieser Saison zweigleisig und setzt erstmals neben dem Porsche 911 GT3 R auch einen BMW ein. Mit Peter Dumbreck, Alexandre Imperatori, Stef Dusseldorp und Marco Seefried ist dieses Fahrzeug auf der erweiterten Favoritenliste.

Peter Dumbreck, Stef Dusseldorp

BMW schickt eine große Anzahl von M6 GT3 in die "Grüne Hölle" Zoom

Innerhalb der Teams jedenfalls ist die Stimmung passend. Scheider plaudert aus dem Nähkästchen: "Beim ersten VLN-Lauf meinte abends um 18:30 Uhr einer nach dem Meeting: 'Ich habe Hunger, gehen wir was essen?' Wir haben eine WhatsApp-Gruppe und haben dort reingeschrieben: 'Wer hat Bock, mit essen zu gehen? 19:30 Uhr, Pistenklause.' Und es hat genau fünf Minuten gedauert, da haben 21 Fahrer gesagt: 'Ja, wir gehen mit.' Und um 19:30 Uhr saßen wir mit 21 Fahrern in der Pistenklause. Das habe ich in 16 Jahren DTM nicht erlebt. Nicht ein einziges Mal, dass so eine Zusammengehörigkeit, so ein Teamspirit da war."

Daten BMW M6 GT3

- Länge: 4.944 mm
- Breite: 2.046 mm
- Radstand: 2.901 mm
- Mindestgewicht: 1.345 kg
- Leistung: 495 PS
- Motor: 4.4l V8-Biturbo mit 2x33,4 mm Luftmengenbegrenzer & 1,715bar Ladedruck
- Tankinhalt: 121l

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Oschersleben

26. - 28. April

Qualifying 1 Sa. 09:15 Uhr
Rennen 1 Sa. 15:15 Uhr
Qualifying 2 So. 09:15 Uhr
Rennen 2 So. 15:15 Uhr

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