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  • 15.04.2017 13:23

  • von Markus Lüttgens & Roman Wittemeier

Audi R8 GT4: Ein Rennfahrzeug aus der Serienproduktion

Audi-Kundensportleiter Chris Reinke erläutert Hintergründe des GT4-Projekts von Audi: Fertigung auf der Serienstraße, Entwicklung speziell für Herrenfahrer

(Motorsport-Total.com) - In dieser Woche ist auch Audi auf den immer schneller fahrenden GT4-Zug aufgesprungen. Im Rahmen einer großen Präsentation in New York enthüllten die Ingolstädter den Audi R8 GT4, der sich derzeit in der Entwicklung befindet und schon beim 24-Stunden-Rennen auf dem Nürburgring Ende Mai seinen ersten Renneinsatz bestreiten soll. Aus Sicht von Audi-Kundesportleiter Chris Reinke rundet der R8 GT4 das Kundensport-Portfolio von Audi mit dem RS3 TCR als Einsteigermodell und den R8 GT3 als Spitzenprodukt perfekt ab.

Titel-Bild zur News: Audi R8 GT4

Der R8 GT4 ist das neueste Kundensport-Projekt von Audi Zoom

"Es ist für uns ein Ergänzungsprodukt, das keinen anderen Markt kompensieren soll", sieht Reinke keine Konkurrenz zu den erfolgreichen GT3-Modellen von Audi. "Für Gentleman-Fahrer gibt es das GT4-Projekt, für diejenigen, die sich mit den Großen messen wollen, gibt es das GT3-Umfeld." Mit dem Thema GT4 hatte sich Audi schon seit einiger Zeit beschäftigt, zunächst aber mit einem anderen Modell.

"Mein erster Einsatz war vor gut einem Jahr war beim Balance-of-Performance-Test in Le Castellet, wo wir mit einem TT vor Ort waren", erinnert sich Reinke. "Wir haben dann aber gemerkt, dass das Potenzial des TT in der Kategorie endlich sein wird. Wir haben dann den Modellwechsel auf den R8 vorgenommen und angefangen, das Auto zu entwickeln." Für den R8 habe auch die weltweite Akzeptanz des Autos als sportliches Modell gesprochen.

Fertigung auf der Straße des Serienmodells

Außer dem Modellnamen hat das neue Rennfahrzeug mit dem großen Bruder R8 GT3 dabei kaum etwas gemein. "Der ist neu aufgesetzt auf einem Serienfahrzeug. Wir sind deutlich seriennäher, das Fahrzeug hat über 60 Prozent Serienteile", sagt Reinke. "Wir streben auch an, das auf dem Fertigungsband in den Böllinger Höfen (Audi-Werk in Neckarsulm; Anm. d. Red.) beim R8 mitlaufen zu lassen, während der GT3 ja eine Handmontage ist." Der R8 GT4 wird also ein Rennfahrzeug von der Stange, für das Auto eine Listenpreis von 198.000 Euro anpeilt.


Präsentation des Audi R8 LMS GT4

Derzeit läuft die Entwicklung des Fahrzeugs auf Hochtouren. Federführend ist dabei das langjährige Audi-Team Phoenix verantwortlich, welches dafür im Gegenzug auf die Werksunterstützung bei den GT3-Einsätzen auf der Nürburgring-Nordschleife verzichtet. Als Entwicklungsfahrer kommen Fahrer aus dem GT3-Programm von Audi zum Einsatz, allerdings sollen auch potenzielle Kunden eingebunden werden.

"Wir werden auf jeden Fall Amateure in die Entwicklung mit einbeziehen. Das hat auch schon beim Lastenheft eine Rolle gespielt, wo die Fahrbarkeit im Mittelpunkt stand", erklärt Reinke. Auch beim ersten Renneinsatz im Rahmen des 24-Stunden-Rennens auf dem Nürburgring soll keine reine Profimannschaft, sondern ein gemischtes Team mit Amateurfahrern zum Einsatz kommen. Wer den R8 GT4 in der Eifel fahren wird, darüber hält sich Audi noch bedeckt.

Warum sich die GT4 in Deutschland noch schwer tut

Auch bei den angestrebten Verkaufszahlen will Kundensportleiter Reinke noch keine konkrete Prognose abgeben. "Da halten wir uns noch bedeckt, weil das eine sehr schnell wachsende Szene ist. Wir sehen weltweit, dass die GT4-Meisterschaften sprießen. Wir gehen davon aus, dass das nächstes Jahr noch mehr der Fall sein wird. Wir sehen immer mehr Serien, die diese Kategorie aufnehmen."

Eine der großen Ausnahme ist in dieser Beziehung allerdings ausgerechnet Deutschland, wo es bisher nur in der VLN-Langstreckenmeisterschaft eine GT4-Klasse gibt, im Sprintbereich aber noch nicht. "Wir sind ein sehr starker Markt und haben eine starke GT3-Szene. Vielleicht ziehen wir einige Kräfte in die GT3-Szene, die anderswo auf GT4-Level unterwegs ist", liefert Reinke eine mögliche Erklärung. "In den USA, wo GT3 monetär noch einmal auf einem anderem Niveau ist, sehe ich Raum für eine parallele GT4-Serie. Das ist von Region zu Region verschieden und ein Argument, warum wir unbedingt ein weltfähiges Fahrzeug haben mussten."