Marc VDS zieht sich aus dem GT-Sport zurück

Das belgische BMW-Team Marc VDS stellt sein Engagement im GT-Sport am Ende des Jahres ein - Harte Worte von Teambesitzer Marc van der Straten

(Motorsport-Total.com) - Das belgische Rennteam Marc VDS zieht sich am Ende der Saison aus dem GT-Sport zurück. Das gab Teambesitzer Marc van der Straten am Dienstag in einer Pressemitteilung bekannt. Nach dem Finale der European-Le-Mans-Serie (ELMS) am 18. Oktober in Estoril fällt bei Marc VDS der Vorhang, dass GT-Team wird aufgelöst.

Titel-Bild zur News: Lucas Luhr, Nick Catsburg

Die GT-Mannschaft von Marc VDS wird zugesperrt Zoom

Marc VDS hatte in dieser Saison in der ELMS einen BMW Z4 GTE eingesetzt. Zudem war das Team mit zwei BMW Z4 GT3 bei den 24 Stunden auf dem Nürburgring und in Spa-Francorchamps angetreten. In Spa hatte Marc VDS den Gesamtsieg errungen. Auf das Engagement im Motorradsport, wo Marc VDS in der Moto2 und MotoGP antritt, hat die Entscheidung keinen Einfluss.

In einer ungewöhnliche persönlichen Erklärung begründet van der Straten seine Entscheidung. "Ich habe die Leidenschaft für den Rennsport von meinem verstorbenen Vater geerbt. Er hat mir Werte vorgelebt und vermittelt, die sich nicht in Verträgen und langen Vereinbarungen finden. Ich spreche von einer Zeit, in der ein Vertrag durch Handschlag besiegelt wurde, ohne dass man Tonnen von Papier und viele Unterschriften brauchte", führt er aus.

Vorwürfe gegen Ex-Teammanager Bas Leinders

"Wir müssen anerkennen, dass sich die Zeiten geändert haben. Ein großer Teil meiner Leidenschaft für den Motorsport ist erloschen. Mitarbeiter haben mein Vertrauen und den familiären Geist unseres Teams missbraucht. Ich bin 67 Jahre alt und habe nicht mehr die Zeit, um Verhalten zu akzeptieren, welches meinen moralischen Prinzipien widerspricht", so van der Straten weiter.

"Die mangelnde Professionalität einiger Leute zu erleben, die ich fälschlicherweise in Schlüsselpositionen eingesetzt habe, ist ermüdend. Ich habe keine Lust mehr auf Leute, die durch finanzielle Spielereien unser Geschäft aufs Spiel setzen, bis hin zum Bankrott. Deshalb habe ich heute entschieden, den Vorhang fallen zu lassen und mein langjähriges Engagement im Vierradsport zu beenden", sagt der Belgier.

Bas Leinders

Das Zerwürfnis mit Bas Leinders war Auslöser des Rückzugs von Marc VDS Zoom

Auf wen diese Bemerkungen van der Stratens abzielen, ist nicht schwer zu erraten: Den früheren Teammanger der GT-Mannschaft, Bas Leinders. Dieser hatte sich mit van der Straten überworfen und das Team Ende Juli verlassen - laut offizieller Mitteilung in beiderseitigem Einvernehmen. Dieser Darstellung hatte Leinders allerdings widersprochen.

"Von wegen gegenseitiges Einvernehmen. Ich bin entlassen worden", hatte Leinders der belgischen Zeitung 'Grenz-Echo' gesagt. "Natürlich bin ich sehr enttäuscht und traurig, ein Team verlassen zu müssen, das in den letzten acht Jahren viel erreicht hat. Andererseits bin ich gewissermaßen auch erleichtert. Denn wir hatten unterschiedliche Visionen."

Ärger auch über Stephane Ratel

Marc VDS war in den Jahren 2010 und 2011 mit zwei Ford GT in der GT1-Weltmeisterschaft angetreten. Anschließend war man zu BMW gewechselt und hatte seit 2012 mit dem Z4 GT3 an den 24-Stunden-Rennen auf dem Nürburgring und in Spa-Francorchamps teilgenommen. Nach vielen vergeblichen Anläufen hatten in diesem Jahr Nick Catsburg, Lucas Luhr und Markus Palttala den Langstreckenklassiker in den Ardennen gewonnen.

"Den wunderbaren Sieg mit dem BMW Z4 GT3 bei den 24 Stunden von Spa in diesem Jahr werde ich nie vergessen, aber eine Wiederholung wird es nicht geben", sagt van der Straten. "Wie soll ich akzeptieren, dass ich gezwungen werde, eine ganze Meisterschaft zu fahren, nur um an diesem einen Rennen teilzunehmen?" Diese Bemerkung richtet sich direkt an SRO-Boss Stephane Ratel.


Fotos: 24 Stunden von Spa-Francorchamps, Rennen


Dieser hatte unlängst beschlossen, dass bei den 24 Stunden von Spa-Francorchamps ab dem nächsten Jahr Starter der Pro-Klasse nur dann am Rennen teilnehmen dürfen, wenn sie mit mindestens einem Auto die komplette Saison in einer der beiden Blancpain-Serien (Sprint oder Endurance) bestreiten. Diesem Diktat will sich van der Straten nicht beugen. "Derjenige, der mir vorschreiben kann, was ich in meiner Heimat Belgien zu tun und zu lassen habe, muss erst noch geboren werden."