Alternative Antriebe: Fahrer stehen noch nicht unter Strom

Hybridsysteme und Elektromotoren halten Einzug in den Motorsport, doch die Rennfahrer sind von den neuen Technologien noch nicht restlos überzeugt

(Motorsport-Total.com) - Bisher hieß es im Volksmund: "Rennfahrer haben Benzin im Blut". Doch vielleicht muss man diesen Spruch in der Zukunft abwandeln und sagen: "Rennfahrer stehen unter Strom." Hybridtechnik und elektrische Antriebe spielen nicht nur im normalen Fahrzeugbau, sondern auch im Motorsport eine zunehmend wichtigere Rolle.

Titel-Bild zur News: Mathias Beche, Pierre Thiriet, Jody Firth

Auch der Motorsport kommt an Hybrid- und Elektroantrieben nicht mehr vorbei

In der Formel 1 gehört KERS bereits zur Standardausstattung bei fast allen Teams, mit Einführung des neuen Reglements 2014 wird der Einsatz dieses Systems weiter ausgebaut. Porsche setzt seit zwei Jahren einen 911 GT3 mit Schwungradspeicher ein. Bei den Le-Mans-Prototypen (LMP) hat die Hybrid-Schlacht nach dem Einstieg von Toyota gerade erst begonnen. Und die Entwicklung geht noch weiter. Lola-Drayson arbeitet derzeit an einem LMP, der rein elektrisch angetrieben wird, und die FIA plant für 2013 eine eigene Rennserie für Fahrzeuge mit Elektromotoren.

"Die Revolution hat begonnen", ist sich Jules Bianchi, Formel-1-Testfahrer bei Ferrari, gegenüber 'lemans.org' sicher. "Das ist die Technik der Zukunft", sagte der Franzose, fügt jedoch einschränkend hinzu: "Aber einer fernen Zukunft. In der Formel 1 wird KERS bereits verwendet, und es ist geplant, zukünftig in der Boxengasse nur mit elektrischer Energie zu fahren."

Elektroantriebe sind machbar

Eine ähnliche Meinung hat Rallye-Weltmeister Sebastien Loeb: "Ob das die Zukunft ist? Ich weiß nicht. Wenn die Straßenfahrzeuge von Elektromotoren angetrieben werden, wird das im Sport auch der Fall sein. Aber bis dahin werde ich zu alt sein, um Rennen zu fahren." Eine Kostprobe vom Rennfahren mit Strom bekamen Loeb und einige Kollegen Anfang Dezember bei der Neuauflage des Kart-Masters in Paris-Bercy, wo erstmals Karts mit Elektromotoren eingesetzt wurden.

Porsche 911 GT3 R Hybrid

Der Porsche 911 GT3 R Hybrid hat sich bereits im Renneinsatz bewährt Zoom

Julien Jousse, Le-Mans-Pilot im Pescarolo-Team gewann dabei einen ersten Einsdruck vom Fahrverhalten und zog Rückschlüsse auf den Einsatz auf der Rennstrecke: "Die Karts, die wir in Bercy verwendet haben, hatten viel Drehmoment, dafür fehlte ihnen aber die Spitzenleistung. Wenn ich mir das im LMP vorstelle, würden wir in Le Mans beim Herausbeschleunigen aus der Tertre Rouge wahrscheinlich schnell auf 250 km/h kommen. Allerdings halten die Batterien nur für 10 Minuten, das sind in Le Mans gerade mal zwei Runden!"

Die Speicherung der benötigten Energie stellt derzeit aus technischer Sicht das größte Problem dar. Dass man auf eine Runde gesehen mit einem Elektroauto schneller Zeiten fahren kann, hat Toyota in diesem Jahr bewiesen. Im August umrundete Jochen Krumbach in einem bei Toyota-Motorsport in Köln entwickelten Prototypen die Nordschleife des Nürburgrings in unter acht Minuten. Auch Lola-Drayson erwartet von ihrem in Entwicklung befindlichen, rund 850 PS starken LMP, Rundenzeiten im Bereich der Benziner und Diesel.

Rennsport ohne Motoren-Sound denkbar?

Vielen Rennfans dürfte der Gedanke an Elektro-Rennwagen, die im Flüsterton um die Strecke fahren, ein Graus sein. Die Piloten sehen diesen Aspekt jedoch entspannter. "Mir würde das Motorengeräusch nicht fehlen, was mich interessiert, sind Leistung und Grip", sagt Sebastien Bourdais. Landsmann Franck Monatagny erklärt: "Ich mochte den Klang des Renault-V10 auch lieber als den des V8-Diesels von Peugeot, aber trotzdem macht es mir großen Spaß, in diesem Auto zu fahren."

Jochen Krumbach

Toyota fuhr nur mit Storm in unter acht Minuten um die Nürgburgring-Nordschleife Zoom

Der Lärm sei nur ein Teil der Faszination des Motorsports, und der Franzose ist überzeugt davon, dass sich auch die Fans daran gewöhnen werden. "Sie mochten den Klang des V12-Matra, aber sie lieben heute auch den stillen Kampf zwischen Peugeot und Audi." Toro-Rosso-Neuzugang Jean-Eric Vergne hat für sich schon eine praktische Lösung gefunden. "Ich spiele das Motorengeräusch über die Kopfhörer ab. Solange das Auto vier Räder, ein Lenkrad und Pedale hat, passt es."

Romain Dumas zeiht einen treffenden Vergleich zu einem alternativen Kraftstoff: "2003 fuhr in Le Mans erstmals ein Auto mit Bioethanol. Damals fand das jeder seltsam, aber heute gewinnt man damit bereits Rennen." Letztlich bringt der Audi-Pilot die Diskussion auf folgenden Punkt: "Als Rennfahrer willst du im besten Auto sitzen, egal ob es einen Benzin-, Diesel-, Hybrid- oder Elektromotor hat." Dem dürften wohl auch seine Kollegen zustimmen.

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