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Zanardi: "Die Oval-Rennen kannst du nicht üben"

Alex Zanardi verfolgt die erste IndyCar-Saison von Rubens Barrichello mit großem Interesse und warnt den langjährigen Formel-1-Piloten vor allem vor den Ovalen

(Motorsport-Total.com) - Der IndyCar-Einstieg von Rubens Barrichello sorgt nicht nur in Brasilien für ein gesteigertes Interesse an der US-Formelrennserie Nummer eins. Nach den ersten beiden Rennen des Jahres in St. Petersburg und Birmingham liegen die TV-Quoten in Barrichellos Heimatland 40 Prozent über den Werten des Vorjahres. Der Honda Grand Prix of Alabama am vergangenen Wochenende, den Barrichello als Achter beendete, hatte mit einem Marktanteil von 7,2 Prozent mehr Zuschauer als jedes IndyCar-Rennen der Saison 2011 mit Ausnahme des Brasilien-Gastspiels in Sao Paulo.

Titel-Bild zur News: Alessandro Zanardi

Alex Zanardi warnt seinen Ex-Kollegen Rubens Barrichello vor den Ovalen

Doch auch in Europa wird die erste IndyCar-Saison des langjährigen Formel-1-Piloten Barrichello mit Spannung verfolgt. Einer, der sich besonders für die Fortschritte von "Rubinho" interessiert, ist dessen ehemaliger Formel-1-Kollege Alessandro "Alex" Zanardi. Der Italiener wagte zur Saison 1996 selbst den Sprung über den Großen Teich und stand drei Jahre später mit zwei ChampCar-Titeln da. Seine Comeback-Saison 2001 verlief weniger erfolgreich und endete auf dem EuroSpeedway Lausitz auf tragische Weise.

Zanardi kann sich in Barrichellos aktuelle Situation sehr gut hineinversetzen. "Rubens war schon immer ein sehr guter Fahrer. Daran hat sich nichts geändert. Für ihn ist es der Beginn eines neuen Abenteuers", so der Italiener gegenüber 'Autosport'. "Es muss jedem klar sein, dass er eine gewisse Eingewöhnungszeit braucht."

Oval-Fahren eine Kunst für sich

"Ich wäre aber nicht überrascht, wenn Rubens noch vor Ende der Saison so weit ist, dass er Rennen gewinnen kann", so Zanardi, der es in seiner Rookie-Saison 1996 für Chip Ganassi auf drei Saisonsiege brachte und die Meisterschaft punktgleich mit Vize-Champion Michael Andretti abschloss. Auf den permanenten Straßenkursen und temporären Stadtkursen kam Zanardi seinerzeit von Beginn an bestens zurecht, wie nicht zuletzt die teilweise spektakulär herausgefahrenen Siege in Portland, Mid-Ohio und vor allem Laguna Seca deutlich machten.

Auf den Ovalen hingegen brauchte der Italiener etwas mehr Zeit. Gleiches erwartet er nun auch von Barrichello: "Da du die komplette Runde mit Vollgas fährst, könntest du schnell auf den Gedanken kommen 'Wo ist die Kunst dabei. Das kann doch jeder'", sagt Zanardi vor allem mit Blick auf die Superspeedways.

Genau in diesem Punkt sieht der zweimalige IndyCar-Champion die große Gefahr. "Du verlierst das Gefühl dafür, wie schnell du wirklich bist und wenn dir dieses Gefühl fehlt, können Unfälle passieren", weiß Zanardi, der seinen ersten Oval-Sieg im Juli 1997 auf dem Zwei-Meilen-Oval in Michigan realisieren konnte.

Rubens Barrichello

Rubens Barrichellos Oval-Debüt steht im Mai in Indianapolis an Zoom

Zuvor hatte jedoch auch der Italiener wie so viele Umsteiger vor ihm mehrfach mit der Mauer Bekanntschaft machen müssen. Bei seinem ersten Auftritt auf dem Ein-Meilen-Oval in Milwaukee setzte er seinen Reynard-Honda des Ganassi-Teams bereits im Qualifying rücklings in die Mauer. Das Juli-Rennen in Michigan 1996 beendete er nach einem in Führung liegend vorgetragenen Crash ebenfalls in der Betonmauer.

Auch das Oval-Debüt von Nigel Mansell 1993 in Phoenix ist noch in bester Erinnerung. Der Brite fuhr damals im ersten Samstagstraining auf Anhieb Bestzeit, flog in der zweiten Session aber spektakulär ab und musste auf einen Rennstart verzichten.


Zanardis Crash in Michigan 1996

Im Hinblick auf Barrichellos Oval-Debüt, das ausgerechnet in Indianapolis ansteht, gibt Zanardi dem Brasilianer einen gut gemeinten Rat: "Für jemanden ohne Oval-Erfahrung ist es schwierig vorherzusagen, was im Oval passieren wird. Das sind Dinge, die kannst du nicht üben und die kann dir auch niemand mit Worten beibringen. Er wird diese Erfahrung wie jeder andere selbst machen müssen und es wird nicht einfach für ihn werden." Im Oval von Indy war Zanardi übrigens nie unterwegs.