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24h Daytona 2017: Taylor-Cadillac siegt nach Abschuss!

Ein packendes Duell bei den 24 Stunden von Daytona 2017 endet in einem Unfall - Kontroverser Sieger - Gnadenloser GTLM-Kampf geht an Ford

(Motorsport-Total.com) - Wayne Taylor Racing hat zum zweiten Mal die nach 2005 24 Stunden von Daytona gewonnen. Das geschah aber unter kontroversen Umständen: In einem packenden Schlussspurt über 20 Minuten nach der letzten Gelbphase drehte Ricky Taylor den bis dahin Führenden Filipe Albuquerque um. Die Rennleitung entschied auf Rennunfall, sodass der Sieg an Jordan Taylor, Ricky Taylor, Max Angelelli und Ex-NASCAR-Superstar Jeff Gordon geht. Joao Barbosa, Christian Fittipaldi und Filipe Albuquerque müssen sich mit Platz zwei begnügen.

Titel-Bild zur News: Jeff Gordon, Ricky Taylor, Jordan Taylor, Max Angelelli, Victory Lane

Sieger nach Kontroverse: Max Angelelli, Jordan Taylor, Ricky Taylor & Jeff Gordon Zoom

Nach Stunden des Hinterherfahrens wurde der Kampf um den Sieg bei der vorletzten Gelbphase eine Stunde vor Schluss spannend: Die beiden Cadillacs entschieden sich für unterschiedliche Strategien. Während Albuquerque draußen blieb, kam Taylor zum Stopp. Der Versuch von WTR, mittels eines kürzeren letzten Stopps vorbeizuziehen, schlug fehl: Eine Verzögerung beim letzten Boxenstopp kostete Taylor wertvolle Sekunden. Erst die letzte Gelbphase brachte die beiden Fahrzeuge wieder zusammen.

Natürlich hatten die Beteiligten unterschiedliche Ansichten. Ricky Taylor beruft sich auf eine Lücke, die zunächst da war, dann aber von Albuquerque geschlossen wurde. Selbst Teamchef und Vater Wayne Taylor findet: "Das war ein ziemlich verrücktes Manöver. Ich muss mich bei den Stewards bedanken, dass sie so entschieden haben. Ricky war ganz klar schneller, das war deutlich zu sehen." Schon beim vorletzten Restart kam es zu Spannungen zwischen den beiden Mannschaften, als der zweite Action-Express-Cadillac #31, der weit zurückgefallen war, Taylor hart blockierte.

Albuquerque will das natürlich nicht auf sich sitzen lassen: "So fahre ich keine Rennen. Er hat mich abgeschossen und nicht einmal gewartet. Man könnte Fair Play walten lassen, aber das ist nicht passiert. Es ist wie es ist. Es war kein sauberes Manöver. Alle haben es gesehen. Ich bin mit der Entscheidung nicht einverstanden." Inwiefern das Manöver noch ein Nachspiel hat, wird davon abhängen, ob Action Express Protest einlegt. Rang drei ging an den Florida-Riley #90 (Gossens/van der Zande/Rast), der die LMP2-Flagge hinter den beiden DPi hochhielt.

Schwierige Verhältnisse und viel Safety-Car

Über weite Strecken in der Nacht und am Vormittag war das Rennen gekennzeichnet von regnerischen Bedingungen, Das erforderte zwei extrem lange Safety-Car-Phasen, die das Geschehen lange Zeit neutralisierten. Als am Sonntagvormittag die Strecke abtrocknete und die Teams auf Slicks wechselten, drehte sich jeder der der Siegkandidaten mindestens einmal von der Strecke. Mit nur 659 absolvierten Runden des Siegers war dies das langsamste Rennen seit 2004.

Nachdem es vor dem Rennen große Sorgen um die Haltbarkeit der neuen Prototypen gegeben hat, sahen letztlich doch neun der zwölf gestarteten DPi- und LMP2-Fahrzeuge die Zielflagge. Probleme gab es aber reichlich: Der Rebellion-Oreca #13 (Jani/Heidfeld/Buemi/Sarrazin) hatte schon früh im Rennen erste Elektronikprobleme, die sich im Laufe des Rennens wiederholten. Ein ähnliches Schicksal erlitten auch die anderen LMP2-Privatteams bis auf den Florida-Riley. Hinzu kamen die üblichen Dramen wie Aufhängungsproblem beim PR1/Mathiasen-Ligier oder eine sich auflösende Heckpartie beim DragonSpeed-Oreca, der zu den drei Ausfallopfern gehört.


Fotos: IMSA: 24h von Daytona, Rennen


Der dritte Cadillac, der AXR-Bolide #31 (Cameron/Curran/Conway/Morris) hatte Pech: Zunächst durch einen Zwischenfall beim Überrunden eines PC-boliden inklusive Mauerkontakt zurückgefallen, wurde die Aufholjagd durch Getriebeprobleme in der Nacht zunichtegemacht. Ergebnis: Platz sechs. Die ESM-Nissans liefen technisch problemlos, es fehlte aber an Speed. Der vierte Platz für die #2 (Sharp/Dalziel/Derani/Hartley) war das Maximum. Das Schwesterfahrzeug #22 (Brown/van Overbeek/Senna/Hartley) fiel bereits frühzeitig durch eine Kollision zurück und beendete das Rennen auf Platz sieben der Prototypen-Wertung.

Neel Jani, Nick Heidfeld

Rebellion biss sich durch die Probleme durch - Platz acht für das WEC-Team Zoom

Die Mazda RT24-P kämpften sowohl mit der Zuverlässigkeit als auch dem Speed. Lange sah es so aus, als käme die #55 (Nunez/Bomarito/Pigot) ohne Probleme durch, doch die Hoffnung zerschlug sich drei Stunden vor Schluss. Auf Rang fünf liegend kam das Aus, als der Turbobolide brennend in die Box fuhr. Das Schwesterfahrzeug #70 (Long/Miller/Hinchcliffe) musste bereits früh im Rennen zu einer stundenlangen Reparatur. ein Viertelstunde vor Schluss musste die Speedsource-Mannschaft dann endgültig aufgeben.

Ford gewinnt GTLM-Großkampf

Die GTLM-Kategorie enttäuschte nicht und bot wieder beste Rennaction über 24 Stunden. Nachdem Ford im Qualifying dominiert hatte, wurde die Phalanx schnell aufgebrochen. Bis zum Schluss befanden sich fast alle Marken im Lostopf. Es standen sich im Sechskampf gegenüber: James Calado im Risi-Ferrari, der Porsche von Patrick Pilet, die Corvette mit Antonio Garcia am Steuer und die drei Ford GT von Dirk Müller, Olivier Pla und Tony Kanaan.

Calado führte nach dem letzten Boxenstopp, verlor die Führung aber durch ein hartes Manöver von Müller 30 Minuten vor Schluss. Auch Pilet ging am Ferrari vorbei. Nach dem letzten Restart bekämpften sich der Ganassi-Ford und der Porsche bis aufs Blut. Dirk Müller bewies Nerven aus Stahl und hielt dem Druck stand - Müller, Joey Hand und Sebastien Bourdais bescheren Ford nach dem Le-Mans-Triumph 2016 nun auch den Heimsieg in Daytona.

Pilet geriet wieder in die Fänge von Calado, rettete aber Rang zwei für sich, Dirk Werner und Frederic Makowiecki über die Linie. 0,091 Sekunden dahinter lief der Ferrari von James Calado, Giancarlo Fisichella und Toni Vilander ein. Nach zwei Siegen in Folge blieb Corvette Racing diesmal nur Rang vier durch Magnussen/Garcia/Rockenfeller, gefolgt vom Ford #69 (Tincknell/Priaulx/Kanaan).

Ganz früh musste BMW sein erstes Fahrzeug abschreiben: Nach nur 30 Minuten blieb der M6 GTLM #24 (Edwards/Tomczyk/Catsburg/Wittmer) ohne Vortrieb mitten in der Boxengasse stehen und musste das Rennen aufgeben. Auch Corvette verlor zu Beginn der Nacht ein Eisen im Feuer, als die Vorjahressieger Gavin/Milner/Fässler ausrollten. Dann kam der Regen runter und die Ford-Armee wurde gerupft, als Ryan Briscoe nach einem Dreher in der Schikane heftig einschlug. Der Ford #67 (Briscoe/Westbrook/Dixon) konnte aber ebenso wie die Corvette nach einer Reparaturpause weiterfahren und das Rennen beenden.

Der zweite BMW, die #19 (Auberlen/Sims/Farfus/Spengler) hatte nicht den nötigen Speed, um mit den anderen Marken mitzuhalten - BoP-Diskussionen sind vorprogrammiert. Der M6 fuhr über viele Stunden mit einem Rückstand von einer Runde, den das Fahrzeug erst in der Schlussstunde mittels Gelbphasen aufholen konnte. Da war es aber bereits zu spät, um noch in den Kampf um den Sieg eingreifen zu können.

Herstellerschlacht in der GTD geht an Porsche

Mit über einem Dutzend siegfähiger Fahrzeuge war klar, dass die GTD-Klasse bis zur letzten Gelbphase ein Aussiebe-Wettbewerb werden würde. Aus unterschiedlichsten Gründen - meist Unfällen - verabschiedete sich ein Favorit nach dem anderem aus dem Rennen. Besonders hart traf es die neuen Lexus RC F GT3: Das erste Fahrzeug schied schon in der Anfangsphase durch einen Unfall aus, der andere Nippon-Renner musste nach einem Reifenschaden bei Höchstgeschwindigkeit in Führung liegend einen längeren Reparaturstopp einlegen.

Dafür bestach das andere neue japanische GT3-Fabrikat: Die beiden Michael-Shank-Acuras führten die Klasse immer wieder an und waren stets in der Spitzengruppe dabei. Im Finale traten die beiden NSX GT3 von Jeff Segal und Andy Lally gegen Michael Christensen im Alegra-Porsche, Christopher Mies im Land-Audi, Jeroen Bleekemolen im Riley-Mercedes und Lawson Aschenbach im Stevenson-Audi an. Als sich alles auf den Schlussspurt vorbereitete, stand plötzlich Lally neben der Strecke, was die letzte Gelbphase auslöste. Eine Riesenenttäuschung für das Shank-Team.

Damit waren es nur noch fünf Fahrzeuge, die den Sieg unter sich ausmachen. Porsche-Werksfahrer Christensen behielt die Nerven und hielt Mies in Schach. Er teilt sich den Sieg mit Carlos de Quesada, Michael de Quesada, Daniel Morad und Jesse Lazare. Land Motorsport wird mit Platz zwei beim Daytona-Debüt gut leben können; Christopher Mies, Conor de Phillippi, Jules Gounon und Jeffrey Schmidt zeigten eine starke Performance.

Race Performance dominiert PC-Klasse

Rang drei ging an den Riley-Mercedes #33 (Keating/Bleekemolen/Farnbacher/Christodoulou), gefolgt vom Stevenson-Audi #57 (Aschenbach/Davis/Bell/Liddell) und dem verbliebenen MSR-Acura #86 (Segal/Negri/Dyer/Hunter-Reay). Keine Rolle spielten im Finale mehr Lamborghini und Ferrari, die alle ihre Hoffnungsträger verloren hatten - ebenso kamen die Einzelkämpfer von Aston Martin und BMW nicht ohne Probleme über die Distanz.

Die PC-Kategorie für einheitliche Oreca FLM09 gewannen überlegen James French, Patricio O'Ward, Kyle Masson und Nicholas Boulle für Race Performance. Der Sieg war nie gefährdet, da sich die Konkurrenten selbst im Weg standen und größtenteils mit Fahrfehlern beim Überrunden um bessere Resultate brachten. Mit 22 Runden Rückstand sah der Starworks-Oreca #26 (Papdopoulos/Mowlem/Merzon/Hindman/ Cheng) als Zweiter die Zielflagge, mit weiteren 17 Umläufen Rückstand kam BAR1 Motorsports #20 (Yount/Rice/Kvamme/Ducaote/Yacaman) auf die dritten Position.

Race Performance, LMPC, Oreca FLM09

Der Sieg der Race Performance-Mannschaft war nie gefährdet Zoom

Mit den 24 Stunden von Daytona ist das erste Rennen der IMSA SportsCar Championship 2017 zu Ende. Der zweite Lauf wird gleich der nächste Klassiker sein - die 12 Stunden von Sebring am 18. März.