Todt will der GT1-WM "alle Chancen" geben

Jean Todt zollt GT1-WM-Organisator Stephane Ratel Respekt und verteidigt das Nebeneinander von zwei GT-Serien unter FIA-Hoheit

(Motorsport-Total.com) - In dieser Saison ergibt sich die kuriose Situation, dass unter dem Dach der FIA zwei verschiedene weltweite Serien für GT-Fahrzeuge ausgetragen werden. Zum einen die GT1-WM, die in diesem Jahr nach einer langen Hängepartie nun doch mit 18 GT3-Autos ausgetragen werden soll, zum anderen die GTE-Klasse der Langstrecken-Weltmeisterschaft (WEC), die allerdings im Gegensatz zur LMP-Klasse der WEC nicht als WM, sondern nur als "World Cup" ausgetragen wird.

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Jean Todt will Stephane Ratel und die GT1-WM noch nicht abschreiben

Im Rahmen des WEC-Auftakts in Sebring verteidigt FIA-Präsident Jean Todt diese Koexistenz: "Wir sprechen hier von zwei unterschiedlichen Philosophien. Die eine, die GT1, ist eine Meisterschaft mit Sprintrennen. Bei der anderen, der Langstrecken-WM, steckt die Absicht schon im Namen. Ich möchte der GT1-WM alle Chancen geben, die sie braucht. Es ist eine neue Meisterschaft, sie werden die Situation in den Griff bekommen", so Todt.

Das ist dem Serienorganisator SRO, vertreten durch Namensgeber und Geschäftsführer Stephane Ratel, in diesem Jahr nur mit großer Mühe gelungen. Die Fortführung der 2010 erstmals ausgetragenen Weltmeisterschaft stand lange in den Sternen. Nachdem sich schon früh abzeichnete, dass mit GT1-Fahrzeugen das Starterfeld nicht zu füllen gewesen wäre, musste Ratel in den sauren Apfel beißen und die Meisterschaft in dieser Saison für die kostengünstigere GT3-Klasse ausschreiben.

"Es ist eine neue Meisterschaft, sie werden die Situation in den Griff bekommen." Jean Todt

GT1-WM auf der Kippe

Doch auch das schien lange Zeit die Meisterschaft nicht zu retten. Nachdem einige Teams wie die deutsche Vita4One-Mannschaft mit BMW oder das belgische WRT-Team mit Audi früh ihre Zusagen abgegeben hatten, stagnierte die Anzahl der eingeschriebenen Fahrzeuge lange bei zwölf. Vertraglich hatte Ratel den Veranstaltern der WM-Läufe jedoch mindesten 16 Starter zugesagt.

"Bis vor ein paar Tagen, stand über der GT1-WM noch ein großes Fragezeichen. Der Promoter SRO konnte bis dahin nicht bestätigen, dass er die Serie fortführen kann", fasst Todt die prekäre Lage zusammen. Erst vier Wochen vor dem geplanten Saisonauftakt am 8. April im französischen Nogaro konnte Ratel mit Hilfe von russischen, chinesischen und indischen Investoren drei weitere Teams zum Einstieg bewegen. Unter anderem wird das Mühlner-Team zwei Porsche einsetzen.

"Man muss den Leuten Respekt zollen, die Geld in die Teams investieren", so der FIA-Präsident. "Alleine die Tatsache, dass die WM stattfindet, zeigt, welch gute Arbeit er geleistet hat. Um die Meisterschaft in diesem schwierigen wirtschaftlichen Klima austragen zu können, müssen wir Kompromisse eingehen. Wir als FIA haben ihm alle mögliche Unterstützung gegeben. Wir haben den Meldeschluss verschoben, damit er beim Saisonstart 18 Autos an den Start bringen und den Rennkalender bestätigen kann."


Fotos: ALMS- und WEC-Auftakt in Sebring


In der WEC waren beim Saisonauftakt in Sebring auch nur 12 GT-Fahrzeuge eingeschrieben, was jedoch auch der Tatsache geschuldet ist, dass es sich zwar um eine weltweit ausgetragene (und dementsprechend teure) Serie handelt, die jedoch nur unter dem wenig attraktiven Prädikat "World Cup" firmiert. Dennoch spricht sich Todt gegen eine Verschmelzung beider Serien und dem Dach der WEC, der Franzose will die GT1-WM noch nicht abschreiben: "Wir könnten es uns einfach machen und sagen, 'Okay, machen wir Schluss damit', aber ich finde es besser und ermutigender zu sagen 'Lasst uns versuchen, sie zum Leben zu erwecken.'"

"Wir könnten es uns einfach machen und sagen, 'Okay, machen wir Schluss damit'." Jean Todt