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GP2 nach Formel-1-System: Valsecchi trotzdem Meister

Zählt man nur die Hauptrennen, dann wäre Davide Valsecchi schon vor Singapur Meister gewesen - Umgekehrte Startaufstellung ließ Luiz Razia dranbleiben

(Motorsport-Total.com) - Zwar ist die GP2 die höchste Nachwuchsserie unterhalb der Formel 1 und beinhaltet daher auch viele Eigenschaften der Königsklasse, wie Pflichtboxenstopp oder unterschiedliche Reifenmischungen; dennoch gibt es ein Feature, dass die Serie seit ihrem Bestehen 2005 von der Formel 1 unterscheidet: Neben dem Hauptrennen, dessen Startaufstellung durch eine normale Qualifikation ermittelt wird, starten die Fahrer in ein etwas kürzeres Sprintrennen. Dessen Startaufstellung nimmt das Ergebnis des Hauptrennens zugrunde; die ersten acht Fahrer starten in umgekehrter Reihenfolge.

Titel-Bild zur News: Davide Valsecchi

Davide Valsecchi legte an den beiden Bahrain-Wochenenden den Grundstein Zoom

Zwar ist der Unterhaltungswert durch diese Regelung häufig höher, wenn sich die schnellsten Fahrer von etwas weiter hinten durch das Feld kämpfen müssen, allerdings verwischt die Tatsache auch ein wenig die Gesamtwertung. Schnelle Fahrer werden an jedem Wochenende bestraft, während ein Pilot, der im Hauptrennen unauffällig auf Rang acht platziert war, plötzlich auf Pole gespült wird und seinen Platz "nur" noch verteidigen muss.

Daher lohnt sich auch einmal ein Blick auf die Gesamtwertung der GP2, wenn man nur die Ergebnisse des Hauptrennens betrachtet. Um den F1-typischen Vergleich zu ziehen, werden dabei wie in der Königsklasse Punkte für Pole sowie schnellste Rennrunden außen vor gelassen. An der Spitze hätte sich dabei nicht viel geändert: Der GP2-Meister 2012 (Hier geht's zur Gesamtwertung!) wäre auch im Formel-1-System Davide Valsecchi (DAMS, 151 Punkte) gewesen, der mit einem zweiten Platz zum Auftakt in Malaysia und zwei Siegen in Bahrain schon zu Beginn einen großen Abstand zur Konkurrenz legen konnte.

Chilton auf Rang zwei

Der Italiener hätte bereits vor dem abschließenden Rennen in Singapur seinen Titel unter Dach und Fach gehabt. Auf Rang zwei wäre aber nicht Verfolger Luiz Razia (Arden, 123) gewesen, sondern Neo-Marussia-Pilot Max Chilton (Carlin, 123), der nur um die Anzahl der Siege vor dem Brasilianer liegt. Chilton überquerte in Ungarn und Singapur als Erster die Ziellinie, Razia triumphierte nur beim Saisonauftakt in Malaysia.

Luiz Razia

Luiz Razia konnte die Verfolger am Sonntag dreimal hinter sich halten Zoom

Hinter dem Spitzentrio folgen mit Respektabstand Esteban Gutierrez (Lotus, 98), Giedo van der Garde (Caterham, 95) und der Schweizer Fabio Leimer (Racing Engineering, 93). Lotus-Pilot James Calado liegt in der Wertung überraschenderweise nur auf dem neunten Rang (76). Hätte der Brite allerdings den Lauf in Valencia gewonnen, den er bis zum Einsatz des Safety Cars dominiert hatte, läge er sogar vor seinem Teamkollegen Gutierrez auf Rang vier.

Razia in Sprintwertung vorn

Schaut man sich hingegen die Sprintwertung an, gäbe es mit Luiz Razia (93 Punkte) einen anderen Meister. Der Brasilianer konnte das Rennen um den GP2-Titel vor allem durch seine guten Sonntagsauftritte (drei Siege) bis zum Schluss offen halten. Er sammelte dabei 15 Punkte mehr als Valsecchi (78, zwei Siege). James Calado (74), Esteban Gutierrez (68) und Felipe Nasr (DAMS, 55) folgen. Ähnlich wie Calado in der anderen Wertung wäre Max Chilton in der Sprintmeisterschaft nur auf dem neunten Rang (38) zu finden. Noch deutlicher ist die Diskrepanz zwischen Haupt- und Sprintrennen allerdings bei Johnny Cecotto Jr. (Addax). Der Deutsche mit venezolanischer Lizenz konnte sonntags nur zehn Punkte einfahren, samstags deren 88.

Trotz des ganzen Durcheinanderwirbelns ist das Sprintrennen für viele Fahrer in der GP2 die Möglichkeit, sich auch einmal im Rampenlicht zu präsentieren. So feierten 2012 mit Tom Dillmann (Rapax), Jolyon Palmer (iSport) und Josef Kral (Addax) drei Fahrer außerhalb der Top Ten der Gesamtwertung ihre ersten Siege in der höchsten Nachwuchsklasse im Rahmen der Formel 1.

Hauptrennen (ohne Pole und schnellste Rennrunde):
1. Valsecchi - 151
2. Chilton - 123
3. Razia - 123
4. Gutierrez - 98
5. van der Garde - 95
6. Leimer - 93
7. Ericsson - 88
8. Cecotto Jr. - 88
9. Calado - 76
10. Nasr - 40

Sprintrennen (ohne schnellste Rennrunde):
1. Razia - 93
2. Valsecchi - 78
3. Calado - 74
4. Gutierrez - 68
5. Nasr - 55
6. van der Garde - 53
7. Leimer - 51
8. Palmer - 38
9. Chilton - 38
10. Ericsson - 34