• 21.09.2009 13:12

Holzer: "Simulationen sind sehr realistisch geworden"

Der FIA GT-Pilot im Interview über seine aktuelle Rennsaison, Lieblingsstrecken seinen Karriereweg und Ausflüge in die virtuelle Realität

(Motorsport-Total.com) - Es gibt nicht viele Fahrer, die bereits mit 21 Jahren schon zu den "alten Hasen" gehören. Zumindest was die Rennerfahrung betrifft, kann man diese Aussage für Marco Holzer stehen lassen. Neben seinem Talent, welches ihn zweifelsfrei schon seit dem ersten Atemzug begleitet, ist es aber auch sein Ehrgeiz und Engagement, die ihn zu immer besseren Leistungen treiben.

Titel-Bild zur News:

Marco Holzer startet dieses Jahr in der FIA GT-Meisterschaft

Die Vita von Marco Holzer beginnt bereits 1998 und wächst stetig mit neuen Erfolgen an. Aktuell fährt Marco Holzer erfolgreich in der FIA GT2-Meisterschaft einen Porsche 911 GT3 RS (997) und belegt mit seinem ProSpeed Competition Team einen guten dritten Platz der Fahrergesamtwertung. Race-Star.de hatte Gelegenheit, sich mit dem jungen Rennfahrer zu unterhalten.#w1#

Frage: "Ich hoffe, das unter Motorsportkollegen unkomplizierte und typische Du ist okay für das Interview?"
Marco Holzer: "Aber klar, natürlich!"

Frage: "Marco, 2008 hast Du schon im Porsche-Carrera-Cup erste Erfolge feiern dürfen, unter anderem hast Du das Saisonfinale in Hockenheim gewonnen. War es für Dich eine große Umstellung, von den Openwheeler-(Formel) in die Touringcar-Fahrzeuge zu steigen?"
Holzer: "Es war wohl die größte Umstellung, die ich bisher hatte. Denn man sitzt nicht mehr in der Mitte, sondern links, man hat ein Dach über dem Kopf. Auch das Bremsen ist anders: Man muss ein bisschen früher bremsen als mit einem Formel-Fahrzeug. Es hat schon einige Runden gedauert, aber jetzt fühle ich mich im Porsche sehr wohl."

Frage: "Deinen erfolgreichen Porsche-Einstand hast Du längst wiederholt und bestätigt, dass man von Dir noch einiges erwarten kann. Was ist Dein Saisonziel in der laufenden FIA-GT2-Meisterschaft?"
Holzer: "Ich habe mich schon riesig gefreut, dass ich nach nur einem Jahr im Porsche-Carrera-Cup und Porsche-Mobil1-Supercup direkt in die FIA-GT-Meisterschaft gekommen bin. Ich möchte weiterhin so viel wie möglich lernen. Doch nach den beiden Podiumsplätzen in Oschersleben und Spa möchte ich natürlich bei den letzten Rennen noch das eine oder andere weitere Podium holen."

Frage: "Normalerweise fragt man so etwas nur ältere Fahrer, bei Deiner Vita traue ich mich aber, auch Dir die Frage zu stellen: An welche Ereignisse erinnerst Du Dich besonders gerne in Deiner Karriere und warum?"
Holzer: "Das war mit Sicherheit das Formel BMW Weltfinale 2005. Es war für mich selbst eine Überraschung, dass ich es gewinnen konnte, denn bis dahin war die Saison nicht allzu gut gelaufen. Durch diesen Sieg habe ich die Möglichkeit bekommen, einen Formel-1-Test bei BMW zu absolvieren. Jeder junge Rennfahrer träumt davon, einen Formel-1-Test zu fahren. Ich durfte das mit damals 17 Jahren machen, das war natürlich schon das Highlight."

Frage: "Wie siehst Du Deine Zukunft bzw. wo sieht man Dich in 3 Jahren? Denkt man als Rennfahrer an die Zukunft oder nur an das nächste Rennen?"
Holzer: "Normalerweise denke ich eigentlich nur an das nächste Rennen. Aber mein großer Wunsch wäre, als Werksfahrer bei Porsche so weiterzumachen. Denn ich fühle mich dort einfach super aufgehoben. Es war für mich immer ein Traum, für ein Werk wie Porsche zu fahren. Und das möchte ich auch weiterhin tun - ich möchte bei Porsche bleiben."

Frage: "Gibt es ein Rennen, welches Du gerne einmal fahren würdest - und warum?
Holzer: "Die 24 Stunden von Le Mans - ich denke, davon träumt jeder Rennfahrer."

Marco Holzer

Zoom

Frage: "Mit Darryl O'Young teilst Du Dir das Cockpit beim belgischen Team ProSpeed Competition. Wie wichtig ist der Team-Spirit in einem FIA-GT-Team, wie arrangiert man sich?"
Holzer: "Es ist das Wichtigste überhaupt, dass man sich mit seinem Partner versteht. Man sitzt nicht mehr allein im Auto und die Zusammenarbeit ist sehr wichtig. Man muss das Auto gemeinsam abstimmen und man fährt das Rennen dann auch gemeinsam. Dabei müssen beide Piloten einen guten Job machen."

Frage: "Wie sieht für Dich ein Rennwochenende aus, wie erlebst Du es?"
Holzer: "Meistens komme ich am Donnerstag an die Strecke. Dann stehen die technischen Abnahmen und die Briefings mit den Ingenieuren an. Dabei bespricht man unter anderem die Strategie und die Fahrereinteilung, wer wann auf dem Auto fährt. Es folgen die beiden freien Trainings, die jeweils über 80 Minuten gehen und das Qualifying. Am Sonntag haben wir vor dem Rennen noch ein Warmup, in dem wir das Auto noch einmal testen. Und dann steht das Zwei-Stunden-Rennen an. Nach der Zielankunft folgen weitere Meetings mit dem Team."

Frage: "Als Motorsport-Konsument bekommt man in den Medien mit, dass Fahrer ein großes Team (Koch, Masseur, Pressemitarbeiter etc.) um sich haben. Wie groß ist Dein Team und wie wichtig sind sie für Dich?"
Holzer: "Ich habe fünf Mechaniker, einen Car-Chief, einen Dateningenieur, Koch, Teamchef, Truckfahrer - alles. Das sind insgesamt rund zwölf Personen - und sie sind mehr als wichtig. Denn ohne sie geht es schließlich nicht. Wenn sie nicht richtig mitspielen, läuft es nicht, ebenso wie es nicht läuft, wenn ich nicht richtig mitspiele. Ohne all diese Leute würde das Ganze nicht funktionieren. Sie sind also ziemlich wichtig."

Frage: "Darf man als Profi eine Lieblingstrecke haben bzw. gibt es eine Strecke, die Du besonders gerne fährst?"
Holzer: "Ich denke, dass jeder Fahrer eine Lieblingsstrecke hat. Für mich ist es Bahrain, wo ich das Formel BMW Weltfinale gewonnen habe. Ich war vorher noch nie dort und dass es dann auf Anhieb so gut funktioniert hat, war super. Und meine andere Lieblingsstrecke ist mit Sicherheit Spa-Francorchamps mit den berühmten Kurven Eau Rouge und Blanchimont."

Marco Holzer

Zoom

Frage: "Faszination Nürburgring. Bekommt man als Fahrer etwas von der Stimmung rund um die Rennstrecke mit? Als Motorsport-Fan investiert man unter Umständen eine Woche Urlaub für ein solches Event. Ist es für die Fahrer auch etwas ganz Besonderes, dort zu starten oder nur ein Rennen wie jedes andere?"
Holzer: "Ich bin in diesem Jahr zum ersten Mal bei den 24 Stunden am Nürburgring gefahren und ich war schon ein paar Tage zuvor dort. Es ist unglaublich, welche Massen von Menschen dort sind und welche Stimmung dort herrscht. Für uns sind die Zuschauer mit das Wichtigste, denn ohne sie würde das ganze Sport nicht funktionieren. Während des Fahrens selbst bekommt man es zwar weniger mit, aber in der Einführungsrunde und wenn das Rennen dann vorbei ist sieht man die ganzen Menschenmassen. Ich persönlich habe gemerkt, dass die Fans an der gesamten Strecke gegrillt haben, zunächst habe ich den Rauch von den Grills mit Nebel verwechselt. Im Auto hat es nach Steaks und Bratwürsten gerochen. Das war schon etwas Besonderes."

Frage: "Was fasziniert Dich an der Nordschleife?"
Holzer: "Es ist die längste Strecke, auf der ich je gefahren bin. Sie hat so viele Kurven, dass wirklich alles dabei ist, schnell, langsam, rauf und runter. Und das Faszinierende ist, dass jede Kurve anders ist. Viele Kurven haben auch unterschiedlichen Asphalt und darauf muss man sich als Fahrer einstellen. Speziell im Regen ist das schwierig. Jede Kurve bietet eine neue Überraschung."

Frage: "Wir Simracer simulieren auch Langstreckenrennen und sitzen zuweilen Stunden in unseren virtuellen Cockpits, vorzugsweise in einem RACESTAR. Hast Du einen Geheimtipp für konstante Fahrerleistung?"
Holzer: "Wir müssen unsere Ausdauer intensiv trainieren, damit wir unsere Konzentration und Kondition verbessern. Wenn man so lange im Auto sitzt, muss man natürlich auch fit sein, um auch in der letzten Runde das Maximale geben zu können. Das würde ich Euch auch als Tipp geben, da es sehr wichtig ist, die Konzentration über lange Zeit zu halten."

Frage: "In der RACESTAR Firmenzentrale in Remscheid ist jüngst ein hochmodernes Simzentrum eingerichtet worden. Trainierst Du zuweilen auch schon mal in einem virtuellen Cockpit, evtl. um Dich mit der Streckenführung schon mal vertraut zu machen? Wenn ja, welche Software benutzt Ihr? Wie realistisch sind Race-Simulatoren, mal abgesehen vom 'Popometer'?"
Holzer: "Eigentlich fahre ich wenig im Simulator, aber so zum Spaß spiele ich ab und zu auf der PlayStation. Oder wenn ich eine Strecke überhaupt nicht kenne - da gibt es manche Spiele wie 'Formel 1' oder 'GTR' von der FIA-GT. Mit solchen Spielen schaue ich mir die Strecken dann noch einmal an. Was die Realitätsnähe angeht: Früher waren die Simulationen noch nicht so realistisch, aber so weit ich weiß, sind sie jetzt sehr realistisch geworden. Manche Spiele haben sogar dieselben Bodenwellen wie die Originalstrecken. Die Spiele sind heutzutage also schon richtig gut."

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