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  • 10.03.2008 20:10

Spieletest: RTL Racing Team Manager

Perfektes Timing: Unmittelbar bevor die F1 in die Saison 2008 startet, präsentiert RTL den Racing Team Manager, mit dem PC-Spieler zum Teamchef werden

(MST/Speedmaniacs.de) - Mit dem Racing Team Manager beschert RTL allen PC-Besitzern tatsächlich eine Neuinterpretation des Formates Motorsport-Wirtschaftssimulation. Der letzte Auftritt eines nennenswerten Publishers in diesem Subgenre liegt inzwischen schon eine gute Weile zurück. Wir erinnern uns da zum Beispiel an Spiele wie den Grand Prix Manager aus dem Hause Infrogrames oder EA's Konkurrenzprodukt F1 Manager, dessen letzte Episode aus dem Jahr 2001 datiert. Es ist also viel Wasser den Nil herabgeflossen bis jetzt endlich dieses Thema eine neue Chance bekommt und zwar von RTL und Comport Interactive, zu dessen bisherigen Werken unter anderem der Kino Mogul und Ground Zero zählen.#w1#

Titel-Bild zur News: RTL Racing Team Manager

PC-Spieler beweisen sich im Racing Team Manager als Teamchef

Sparflamme

Ganz fremd sind die Entwickler dem WiSim-Genre also nicht, doch erwartet sie bei der Versoftung des exklusivsten und mondänsten Clubs der Welt, der Formel 1, eine durchaus komplexe Aufgabe, welche leider ohne die Unterstützung offizieller Lizenzen bewältigt werden muss. Demzufolge findet sich im gesamten Spiel nicht ein einziges Mal das F1-Symbol oder die Bezeichnung als solche. Streng genommen geht es hier also gar nicht um die Formel 1, sondern um eine vollkommen fiktive Rennserie mit erfundenen Fahren, Teams und Strecken. Die inhaltliche Nähe zur realen Rennserie macht dennoch deutlich, welcher Eindruck vermittelt werden soll.

Insofern ist es bedauerlich, dass der mitgelieferte Editor des Spiels nicht wirklich den Funktionsumfang bietet, wie er eigentlich in diesem Genre zum guten Ton gehört. So lassen sich lediglich alle Personenarten - also Fahrer, Techniker, Designer und so weiter - damit editieren. Teams oder Designs sucht man vergebens. Aber sei es drum, dann fahren wir eben mit irgendwelchen Nobodys gegen Phantasie-Teams und dass dem Nürburgring die ein oder andere Kurve fehlt berührt uns auch eher peripher. Etwas saurer stößt da schon die Tatsache auf, dass nahezu sämtliche RTL-Dienste und Tocherfirmen in Form von Werbebanden eingebaut wurden. Immerhin dürfte das die Produktionskosten gedrückt haben, sodass der Titel auch mit einer UVP von 29,99 Euro in den Handel kommt. Böse Zungen könnten dazu aber auch "Werbespiel" sagen.

RTL Racing Team Manager

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Alleinherrscher

Genug des Vorgeplänkels, denn wir wollen endlich die Herausforderung, unser eigenes Team an die Spitze und zum WM-Titel zu führen, in Angriff nehmen. Nachdem wir uns für einen individuellen Teamnamen und eines von vielen vorgefertigten Logos entschieden haben, gilt es die Fahrer auszuwählen. Wie alle Personen, die man im Spielverlauf verpflichten kann, verfügen diese über unterschiedliche Charakterwerte, die mit dem Alter und der Erfahrung, aber auch durch Training ansteigen. Daneben spielt die Motivation des einzelnen Mitarbeiters eine entscheidende Rolle für seine Leistung. Außerdem gibt es natürlich immer die Möglichkeit mit genügend Kleingeld die Koryphäen auf dem jeweiligen Gebiet zu engagieren.

Neben den personellen Vorraussetzungen müssen natürlich auch die Technik und die Infrarfstruktur stimmen. So habt ihr bei der Auswahl der Komponenten für euren Boliden grundsätzlich zwei Möglichkeiten. Entweder ihr entwickelt und produziert die Teile selbst, was natürlich ein entsprechend großes Team verlangt, oder ihr kauft euch direkt fertige Teile von anderen Herstellern ein, was dafür nicht ganz billig ist. Um die Arbeitsbedingungen für eure Mitarbeiter zu optimieren, habt ihr außerdem die Möglichkeit das Firmengelände beispielsweise um ein Freizeitgebäude, welches die Motivation steigert, oder einen Windkanal zu erweitern, der die Entwicklung der Aerodynamikteile beschleunigt.

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Neben diesen fallen euch als oberster und einziger Teamboss aber auch noch andere Pflichten zu. Ihr kümmert euch so zum Beispiel auch um das Merchandising eures Teams in dem ihr verschiedene Fanartikel vermarktet, um eure Kriegskasse etwas aufzubessern und zu guter Letzt seid ihr natürlich auch noch verantwortlich für die Einsätze und Ergebnisse vor Ort, an den verschiedenen Austragungsorten. Eine Assistenz-Funktion, die einzelne Spielbereiche komplett übernimmt, gibt es allerdings nicht, aber ehrlich gesagt sind die Teilbereiche dafür auch bei weitem nicht umfangreich genug. Wer eine größere Herausforderung sucht, muss sich da schon im Mehrspielermodus über LAN mit anderen Managern messen.

Arcade-WiSim?

Bestes Beispiel dafür, wie einfach das Spiel größtenteils gestrickt ist, ist sicherlich das Menü der Rennwochenenden. Man kann zwar ganze drei Freie Trainings absolvieren, plus der eigentlichen Qualifikation und dem Rennen selbst, doch ein echtes Setup-Menü gibt es nicht. Die einzigen Einstellungen die ihr vornehmen dürft sind die der Flügel und wann beziehungsweise wie viel getankt werden soll. Außerdem fehlt es an taktisch anspruchsvollen Situationen, wie beispielsweise Safety-Car-Phasen, welche im realen Motorsport mitentscheidend für Erfolg oder Misserfolg sein können, was auch daran liegt, dass es praktisch keine echten Kollisionen unter den Rennteilnehmern gibt.

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Platt gesagt steht euer Erfolg schon bereits vor der Fahrt zur Rennstrecke fest, denn alles, was ihr dafür tun könnt, ist die besten Vorraussetzungen in Form von talentierten Fahrern und einem leistungsfähigen technischen Paket an den Start zu bringen. Vom Kommandostand selbst habt ihr aber quasi keinen Einfluss mehr.

Vom alten Schlag

Zeitweise fühlt man sich also, ob der Simplizität des Gameplays, schon in längst vergangene Managertage zurückversetzt. Diesen Eindruck bestätigt leider auch die Technik hinter dem Spiel. Wenn man sich dabei einmal vor Augen hält, dass das Spiel auf einer CD-Rom ausgeliefert wird und selbst diese nicht mal zur Hälfte belegt, kann man sich schon denken, dass die grafischen Fähigkeiten allzu beschränkt sind. Und in der Tat ist das, was da als Spielgrafik während der Rennen über den Bildschirm flimmert, alles andere als ansehnlich. Tatsächlich handelt es sich dabei auch noch nicht einmal um in Echtzeit berechnete Grafik sondern um vor-gerenderte Sequenzen, die dann einfach nur abgespult werden.

RTL Racing Team Manager

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So werden die Wagen immer nur auf einer Geraden aus unterschiedlichen Kamerawinkeln gezeigt. Da kann man sich den Blick auf diese Live-Übertragung getrost sparen, in der Streckenübersicht verweilen und den Zeitraffer auf die höchste Stufe stellen, damit das Ganze schnell vorüber geht. Einen Vorteil hat die falsche Bescheidenheit in diesem Fall aber auch. Mit Mindestanforderungen von einer 2GHz-CPU, 512 MB Arbeitsspeicher und 700 MB Festplattenspeicher sind die Systemvoraussetzungen gering. Die Forderung nach einer 128 MB Grafikkarte halten wir indes für eine glatte Übertreibung, schließlich gibt es ja nicht einmal ein Optionsmenü in der sich die Auflösung festlegen ließe.

S.O.S.

"Save our souls" möchte man den Entwicklern zurufen, denn neben der begrenzten Spieltiefe sind es vor allem Gaming-Grundlagen die bei Racing Team Manager oft negativ auffallen. Bestes Beispiel ist das Fehlen einer Autosave-Funktion, wie sie bei Wirtschaftssimulationen aller Art seit einer gefühlten Ewigkeit zum absoluten Standard gehört. Immerhin haben die Entwickler den Speichern-Button intelligent in der Mitte des oberen Bildschirmrandes platziert. Doch auch das ändert nichts an der Tatsache, dass ein regelmäßiges, manuelles Abspeichern ziemlich unkomfortabel ist.

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So nervig das Speichern von Hand auch ist, sollte man es besser nicht vergessen, denn das Spiel litt während unseres Tests noch an einigen Bugs und stürzte mehrmals ohne Vorwarnung und ohne Chance auf Rettung ab. Hier sollten die Entwickler schleunigst einen Patch nachliefern, denn besonders das Menü zur Weiterentwicklung der mechanischen Komponenten wurde auf Grund von Abstürzen praktisch unerreichbar.

Experte an Bord

Einer der positivsten Aspekte an RTLs Racing Team Manager ist mit Sicherheit der Auftritt des hauseigenen Motorsportexperten Christian Danner, der nicht einfach nur die Werbe-Ikone auf dem Cover gibt, sondern uns im Intro persönlich mit einigen netten Worten begrüßt und uns darüber hinaus auch noch kleine Details zu den technischen Komponenten verrät. Wirklich eine gute Idee und nett gemacht das Ganze, nur schade, dass wir nicht wirklich vom Fachwissen des Herrn Danner profitieren können, da uns das Spiel ja kaum etwas am Boliden einstellen lässt.

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Darüber hinaus macht der Motorsportexperte bei der Kommentierung des Renngeschehens keine gute Figur und das liegt nicht etwa daran, dass ihm sein TV-Partner Heiko Wasser fehlen würde, sondern schlichtweg daran, dass die aufgenommenen Sprachsamples so langweilig wie ein Besuch im örtlichen Supermarkt sind und auch nur selten zu den kurz geschnittenen Rendersequenzen passen. Daher besser den Kommentar ausstellen.

Fazit

Alles in allem ist der RTL Racing Team Manager zwar grundsätzlich eine erfreuliche Erscheinung, da es ein interessantes Subgenre vor der Versenkung bewahrt, allerdings verpasst es das Spiel mit den Standards anderer aktueller Wirtschaftssimulationen Schritt zu halten. Nun sind wir zugegebenermaßen keine Spezialisten für Wirtschaftsimulationen und deswegen wird der Racing Team Manager auch durch us für die eine oder andere unterhaltsame Stunde zwischendurch in unserem Laufwerk rotieren, doch ein langfristiges Verlangen verfehlt der Titel doch durch seine begrenzte Spieltiefe, sodass allenfalls der Mehrspielermodus für Spielspaß darüber hinaus sorgen kann. Für ernsthafte Wirtschaftler dürfte der Titel aber deutlich zu wenig bieten.