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Trotz langer Pause: Darum ist Abu Dhabi für die F2 sinnvoll

Nach einer langen Pause und einer weiten Reise steht für die Formel 2 das Saisonfinale in Abu Dhabi an: Teamchef erklärt die Hintergründe der Wichtigkeit

(Motorsport-Total.com) - Dass die Formel 2 am kommenden Wochenende in Abu Dhabi ihr Saisonfinale absolvieren wird, mag angesichts des parallel stattfindenden Formel-1-Finales einleuchtend sein, dennoch mutet es seltsam an, dass die Nachwuchsserie nach sieben Wochen Pause noch einmal den Weg aus Europa in die Vereinigten Arabischen Emirate findet. Denn die Reise ist weit und der Fluss der Meisterschaft dahin.

Titel-Bild zur News: Norman Nato

Für Racing Engineering lohnt sich die Reise nach Abu Dhabi Zoom

Dabei gilt es in der Formel 2 doch eigentlich, Kosten zu sparen. Deswegen fährt die Meisterschaft auch größtenteils in Europa. Kostspielige Asienreisen wie Malaysia und Singapur wurden wieder abgeschafft, dennoch kreuzt die Serie regelmäßig in Abu Dhabi auf. Ist das wirklich sinnvoll? "Ja", meint Racing-Engineering-Teamchef Alfonso de Orleans-Borbon. "Abu Dhabi ist fantastisch", sagt der Spanier im Gespräch mit 'Motorsport-Total.com' und verrät warum.

Vor allem für die Fahrer ist der Event auf dem Yas Marina Circuit eine gute Gelegenheit, um sich noch einmal vor den Augen der Formel-1-Welt zu präsentieren. Weil es bei beiden Serien das Saisonfinale ist, dürften die Verantwortlichen noch einmal genauer hinschauen, außerdem steht in der kommenden Woche noch einmal ein zweitägiger Formel-1-Test auf dem Programm, bei dem auch Youngster aus der Formel 2 mitmischen.

Auch aus Sicht von Racing Engineering ist Abu Dhabi sinnvoll. "Wir als Team haben viele Events für Sponsoren", meint de Orleans-Borbon. "Die Sponsoren lieben Abu Dhabi." Außerdem hat ein wichtiger Sponsor des Teams seinen Sitz im nahen Bahrain. "Für Racing Engineering ist es ein wichtiges Rennen. Es ist kein Heimrennen, aber ein Sponsoren-Heimrennen", so der Teamchef.


Fotostrecke: Die Formel-1-Aufsteiger der GP2

Lieber Abu Dhabi als unbemerkt in Jerez

Und drittens ist der Event auch für die Serie an sich von Bedeutung. Auf dem Finale in Abu Dhabi liegt das Interesse der Fans, und viele könnten gerade beim Saisonfinale auch mal einen Blick auf den Nachwuchs werfen. "Für uns macht es einen großen Unterschied, als wenn wir nur Jerez hätten und dann fertig wären", sagt der Spanier. Dort hatte die Formel 2 Anfang Oktober ihren eigenen Event - fast unbemerkt von der öffentlichen Aufmerksamkeit.

Die Meisterschaft so zu Ende gehen lassen - diesen Fehler wollte man nicht noch einmal machen. Alfonso de Orleans-Borbon erinnert sich: "Wir waren einmal in Portimao, und die Meisterschaft ist einfach im Sande verlaufen." Das war 2009, als sich Nico Hülkenberg den Titel sichern konnte. Seitdem fand das GP2-Finale - mit einer Ausnahme - immer in Abu Dhabi statt. Auch weil man im Anschluss gute Bedingungen für den traditionellen Saisonabschlusstest vorfindet.

Michael Herck

In Portimao ging die GP2 2009 vor fast leeren Rängen zu Ende Zoom

Da nimmt man es auch in Kauf, dass die Lücke zum vorherigen Rennen etwas größer ist. Logistisch ist das nicht anders möglich. "Du darfst nicht vergessen, dass die Teams Zeit brauchen, um die Autos zu reparieren und dann per Schiff zu verschicken", meint der Racing-Engineering-Boss. "Aus Fahrersicht ist das eine große Pause, aber als Team schaffen wir das gerade rechtzeitig. Es ist vernünftig", sagt er.

Sotschi als teures Pflaster

Platz für andere Rennen ist da keiner mehr, will man die Kosten so gering wie möglich halten. Die Formel 1 fährt in der Zwischenzeit in Asien und Amerika, doch das spart man sich in der Nachwuchsserie. Allerdings schaut Liberty Media derzeit auf Möglichkeiten, die Formel 2 eventuell auch einmal in den USA auftauchen zu lassen. "Aber wir müssen die Kosten im Rahmen halten", mahnt de Orleans-Borbon.

"In Europa können wir per Auto, Truck oder durch kostengünstige Flüge reisen und somit die Kosten in einem angemessenen Rahmen halten. Aber sobald man einen Fuß außerhalb von Europa setzt, wird es sehr teuer", sagt er weiter. Abu Dhabi sei da eine Ausnahme. Er erinnert sich aber an das mit Abstand teuerste Rennen der GP2-Geschichte: Sotschi. "Das hat alle Grenzen gesprengt", so der Spanier, der froh ist, dass das Rennen 2017 nicht zum Kalender gehört.

Alfonso de Orleans-Borbon, Charlie Whiting

Alfonso de Orlean-Borbon sieht Abu Dhabi finanziell machbar Zoom

Ein Blick in den Terminplan der Formel 2 2018 dürfte jedoch Sorgenfalten auf seine Stirn bringen: Sotschi wird im kommenden Jahr zurückkehren - als vorletztes Rennen vor Abu Dhabi. Die Pause dazwischen beträgt acht Wochen.