powered by Motorsport.com

Wettrüsten: Droht der Formel E das Formel-1-Schicksal?

Sauber-Teamchefin Monisha Kaltenborn befürchtet, dass die Kosten in der Formel E in Zukunft explodieren könnten - Trotzdem sieht sie die Serie insgesamt sehr positiv

(Motorsport-Total.com) - Die Formel E startete 2014 als Einheitsserie. In der ersten Saison der Elektroserie waren alle Teams und Piloten mit dem Spark-Renault SRT_01E unterwegs. Seit der Saison 2015/16 gibt es unterschiedliche Fahrzeuge, was die Serie mittlerweile auch für Hersteller wie Jaguar, BMW oder - in Zukunft - Mercedes interessant gemacht hat. Formel-1-Teamchefin Monisha Kaltenborn befürchtet allerdings, dass die Formel E sich aktuell auf dem falschen Weg befinden könnte.

Titel-Bild zur News: Start in der Formel E

Stellen sich in der Formel E bald Zustände wie in der Formel 1 ein? Zoom

"Ich habe von Anfang an immer gesagt, dass die Serie sehr interessant ist, denn die Zukunft liegt erst einmal darin", erklärt die Sauber-Teamchefin im Gespräch mit dem 'Deutschlandfunk' und verrät: "Ich hätte das sehr gerne gemacht, denn von den Tätigkeiten her ist es eine ideale Ergänzung vom Engineering, was wir in Hinwil alles machen können und auch zum Teil erbringen."

"Es gibt viele Synergien mit der Formel 1 und unseren Möglichkeiten generell", erklärt Kaltenborn. Es gibt jedoch einen Grund dafür, dass Sauber bisher nicht in die Formel E eingestiegen ist: "Wenn ich jetzt aber sehe, wie die Hersteller einsteigen, dann ist es eine gewisse Parallelität zur Formel 1 - und da wäre ich im Moment recht vorsichtig. Sie werden sehen, dass sich das Reglement mit der Zeit lockert."

Formel E bald ein "Schwarzes Loch"?

"Das heißt, dass der ursprüngliche Gedanke, dass es gar nicht so teuer wird, gar nicht mehr da ist. Mit der Zeit werden sie am Antriebsstrang immer mehr machen können - und Entwickeln heißt Kosten", warnt Kaltenborn. "Sie werden auch am Chassis etwas machen können, auch das bedeutet mehr Kosten. Und wenn es so weitergeht, dann reicht mir erst einmal ein kleines Schwarzes Loch. Ich muss nicht noch ein zweites haben."

Gleichzeitig glaubt Kaltenborn aber auch, dass die Formel 1 etwas von der Elektroserie lernen kann: "Es ist genau das Stichwort: Vermarktung. Dort können wir sehr viel lernen. Die Formel E hat sich von Anfang an als etwas sehr Positives dargestellt. Es gab nicht gleich am Anfang die ganzen Querelen, dass man etwa das Auto wechseln muss, weil die Batterie nicht für das gesamte Rennen ausreicht."


Fotostrecke: Die Champions im Formelsport 2016

"Man hat eine sehr positive Diskussion geführt. Man hat das Positive in den Vordergrund gestellt, ist in die Städte gegangen. Bei der Formel 1 läuft es genau umgekehrt", seufzt die Teamchefin und erklärt: "Wir können zwar in keine Stadt, aber das muss man auch nicht machen. Aber: Als bei uns der neue Hybrid-Motor kam, gab es nur Negatives. Es gab viele, die es kritisiert haben, ohne dass das Ganze überhaupt eingeführt wurde."

"Man muss mit der Zeit gehen"

"Man hat eigentlich ständig Dinge zerredet. Und genau diese Kleinigkeit, die aber so viel ausmacht, können wir lernen. Wenn wir selber unserem fantastischen Sport positiver gegenüber wären, dann würde das von den Fans auch anders wahrgenommen werden", vermutet Kaltenborn, die es übrigens auch "überhaupt nicht" stört, dass die Formel E viel leiser ist als die Königsklasse.

"Wenn sie jemanden fragen würden, der neben der Strecke wohnt, ob er den Lärm haben will: Das will er ganz bestimmt nicht. Und ich finde, das ist auch eine Änderung, die mit der Zeit einhergeht. Die Jugend kann mit den lauten Motoren nichts mehr anfangen. Die fangen auch mit anderen Werten, wie gefährlich das sein muss, nichts mehr an. Man muss mit der Zeit gehen", fordert sie.


Teamprofil: DS Virgin

Sam Bird und Jose-Maria Lopez blicken auf die neue Formel-E-Saison mit dem DS-Virgin-Team voraus. Weitere Formelsport-Videos

"Wir haben nun einmal eine Zeit, in der man auf den Lärm schaut. Man kann auch vieles andere im Motorsport sehen als nur den Geruch und das Geräusch. Wir sind schon ein bisschen weitergekommen", erklärt die Sauber-Teamchefin mit einem Lächeln. Trotz der vielen positiven Worte scheint ein Formel-E-Einstieg für das Schweizer Team jedoch aktuell kein Thema zu sein.