Gaslys verpasster Aufstieg: Schwarze GP2-Strähne geht weiter

Weil Pierre Gasly trotz Meistertitel wohl nicht in die Formel 1 aufsteigt, setzt sich eine Serie fort: Er ist der fünfte GP2-Champion in Folge, der keinen Platz findet

(Motorsport-Total.com) - In der Fußball-Bundesliga ist es Gesetz: Wer in der zweiten Liga Meister wird, der steigt in der kommenden Saison auch in die Oberklasse auf. Doch was im Fußball gang und gäbe ist, lässt sich nicht auf den Formelsport projizieren. Ansonsten hätte GP2-Champion Pierre Gasly sein Ticket für die Formel 1 schon sicher. Doch weil Red Bull lieber weiter auf Daniil Kwjat setzt, wird sich der Franzose anderweitig umsehen müssen.

Titel-Bild zur News: Pierre Gasly

Pierre Gasly ist der sechste GP2-Meister ohne direkten Aufstieg Zoom

Schafft Gasly den Sprung in die Formel 1 nicht, setzt sich ein schlechter Trend in der höchsten Nachwuchsklasse fort: Der Red-Bull-Junior wäre der sechste Meister, dem der direkte Aufstieg in die Königsklasse nicht gelingt. Auf der andere Seite stehen sechs Meister, die es auf Anhieb geschafft haben - somit besitzt die GP2-Serie eine Aufstiegsquote von 50 Prozent, was die jeweiligen Champions angeht.

Für Nico Rosberg (Meister 2005, Aufstieg mit Williams), Lewis Hamilton (2006, McLaren), Timo Glock (2007, Toyota), Nico Hülkenberg (2009, Williams), Pastor Maldonado (2010, Williams) und Romain Grosjean (2011, Lotus) ging es nach dem Titel direkt nach oben. Betrachtet man die Statistik, geht der Trend allerdings in die falsche Richtung: In den ersten sieben Jahren seit Neugründung der Serie stieg der Meister sechsmal ohne Unterbrechung auf, in den vergangenen fünf Saisons danach jedoch nie.

In den vergangenen Jahren hat sich jedoch vermehrt der Trend abgezeichnet, erst mit Verspätung in die Formel 1 zu kommen. Jolyon Palmer (2014) musste erst ein Jahr als Testfahrer bei Lotus verbringen, bevor er ein Jahr später beim Nachfolgeteam Renault eingesetzt wurde, Stoffel Vandoorne (2015) durfte als Ersatz zwar einen Grand Prix fahren, doch sein Stammdebüt wird er bei McLaren erst nach einer Saison in der japanischen Super Formula geben - Ähnliches ist für Gasly geplant.

Stoffel Vandoorne

Stoffel Vandoorne ging den Umweg über die japanische Super Formula Zoom

Und dann gab es noch drei Härtefälle in der GP2-Serie. Giorgio Pantano war 2008 der erste Meister, dem der Aufstieg nicht glückte. Doch zumindest kommt auch der Italiener auf Formel-1-Einsätze, denn er war zuvor schon eine Saison bei Jordan unterwegs. Keine Chance hatten jedoch Landsmann Davide Valsecchi (2012) und der Schweizer Fabio Leimer (2013), die über Reserverollen nicht hinaus kamen.

Übrigens ist das kein neues Problem der GP2, denn auch in der Vorgängerserie Formel 3000 war die Quote der Meister nicht berauschend: Von den letzten zehn Champions kamen nur Nick Heidfeld (1999) und Vitantonio Liuzzi (2004, anschließend vier Einsätze für Red Bull) direkt in die Formel 1.

Ricardo Zonta (1997), Juan-Pablo Montoya (1998), Justin Wilson (2001) und Sebastien Bourdais (2002) benötigten weitere Umwege. Jörg Müller (1996), Bruno Junqueira (2000) und Björn Wirdheim (2003) schafften es nie - Vincenzo Sospiri (1995) versuchte später erfolglos, sich mit dem Lola-Team zu qualifizieren.


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